HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
siedend heiß ein weiterer bedrohlicher Gedanke. Sowie Riordan auch nur den geringsten Laut von sich gab, würde Sledge ihn sofort entdecken.
All ihr Tun und Denken war nur noch darauf ausgerichtet, ihm zu helfen. Mit geradezu unmenschlicher Kraft riss sie sich von Sledge los und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Doch schon im nächsten Moment hörte sie das Zischen der Peitsche, die Sledge nach ihr warf. Das dünne Leder schlang sich um ihren Hals, und Ambrosia wurde mit ungeheurer Wucht zurückgerissen.
Am schlimmsten war die plötzliche Atemnot. Verzweifelt zerrte Ambrosia an der Leine, die ihren Hals umschnürte, doch es gelang ihr nicht, sie auch nur ein wenig zu lockern. Sie spürte, wie ihr die Sinne zu schwinden begannen.
Und dann, als sie sicher war, die Pein nicht länger ertragen zu können, wurde der Riemen gelockert. Ambrosia atmete gierig die Luft ein. Sie spürte kaum, dass ein kleines Rinnsal Blut von ihrem Hals hinunter auf das Kleid rann.
„Lass dir das eine Lehre sein, Mädchen. Versuche niemals wieder, vor Eli Sledge davonzulaufen. Sonst werde ich dir mit meinem Schmuckstück hier jeden Gedanken an Flucht aus deinem hübschen Köpfchen prügeln.“ Er trat sie unsanft mit dem Fuß in die Seite. „Hast du mich verstanden?“
„Ja.“ Mehr konnte Ambrosia nicht sagen, denn ihr Hals war wund und schmerzte dermaßen, dass sie kaum schlucken konnte.
„Na los jetzt. Komm mit.“ Sledge riss sie hoch und zog sie mit sich in Richtung der Spelunke, aus der sie vor Kurzem erst geflohen war. Dabei begegnete er einem seiner Gefährten und rief ihm zu: „Sag den anderen, dass ich eine von den Frauen gefunden habe. Wenn wir außer ihr niemanden mehr finden, wird sie doppelt und dreifach bezahlen für die, die entkommen sind.“
Sie stolperte, doch Sledge schleifte sie unbarmherzig weiter. Dabei ließ er wie unabsichtlich die Hand über Ambrosias Brüste gleiten, und sie zuckte zusammen. Doch sogleich rief sie sich zur Ordnung. Es war vielleicht für das Überleben notwendig, nicht den geringsten Hinweis auf ihre Gefühle zu geben. Also richtete sie sich kerzengerade auf und ging festen Schrittes neben Sledge einher.
Er führte sie zunächst in einen kleineren Nebenraum der Spelunke, entzündete seine Fackel an den in der offenen Feuerstelle glühenden Holzscheiten und steckte sie sodann in eine Halterung an der Wand. Unsanft stieß er Ambrosia von sich und machte sich an einem Teefass zu schaffen.
„Hier, Weib, siehst du das?“ Er zog die Hand aus dem Gefäß und hielt sie Ambrosia hin. Sie war gefüllt mit Goldstücken. „Das ist meine Belohnung dafür, dass ich die Welt von Kreaturen wie dir befreie.“
„Und ich dachte, du würdest es aus reiner Freude am Töten und Quälen tun.“
Sledge lachte. „Das auch. Meine Arbeit macht mir Spaß. Aber wenn es dabei zudem noch Gold zu verdienen gibt, ist die Freude doppelt so groß. Und mit dem Gold in diesem Fass kann ich mir alle Frauen kaufen, die ich haben will, dazu so viel Ale, wie ich mag.“
„Ist das der einzige Nutzen, den dir das Gold bringt?“
„Es ist alles, was ich mir vom Leben wünsche. Nun, ein schnelles Schiff wünsche ich mir auch, damit ich meinen Feinden entkommen kann.“
„Und davon hast du sicher mehr als genug“, erkannte Ambrosia.
„Richtig.“ Sledge warf den Kopf zurück und lachte laut auf. „Und auch das ist mir nur recht, denn Menschen bedeuten mir nichts. Ich töte sie lieber, als ihnen ins Gesicht zu sehen.“ Er stopfte die Münzen in seine Hosentasche, verschloss das Fass und packte Ambrosia am Arm.
„Seht nur, was ich gefunden habe!“ Eli Sledge hatte Ambrosia in die Gaststube gezerrt, und bei ihrem Eintreten verstummten Gegröle und Gelächter. „Ihre Freunde haben sie im Stich gelassen, aber uns hier fällt bestimmt genug ein, womit wir sie aufheitern können. Was meint ihr, Leute?“
„Na ja, ich weiß nicht, wie fröhlich sie noch sein wird, wenn ich mit ihr fertig bin.“ Ein auffallend großer, bulliger Matrose trat vor. „Aber ich weiß, dass ich mich danach wie neugeboren fühlen werde.“
„Wieso kriegt Seton sie als Erster?“, beschwerte sich ein anderer Seemann. „Ich will sie haben.“
„Wir können um sie würfeln“, schlug ein anderer vor. „Das ist nur gerecht, weil wir sie ja alle haben wollen.“
„Von mir aus könnt ihr um sie würfeln“, ließ sich Sledge jetzt vernehmen. „Aber niemand wird sie anrühren, bevor ich nicht meinen Spaß mit ihr
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