HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
unnatürlich groß, und sein ganzer Körper versteifte sich, bevor er umfiel und vom Tisch auf den Boden stürzte.
Es dauerte eine Weile, bis die Männer das Messer in Sledges Rücken entdeckten. In der allgemeinen Verwirrung sprang Ambrosia behände von Tisch zu Tisch. Als sie Riordan erreichte, lehnte dieser kraftlos an der Wand. Es hatte ihn den Rest an Kraft gekostet, so genau zu zielen und Sledge zu treffen.
„Komm, Geliebte“, stieß er hervor. Obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, zog er Ambrosia mit sich durch eine Tür.
„Nein, ich bin noch nicht fertig hier.“ Sie riss sich los und drehte sich um zum Schankraum.
„Um Himmels willen, was machst du denn? Das Pack wird sich jeden Moment auf uns stürzen!“
Ambrosia gab keine Antwort, sondern griff nach einer der brennenden Fackeln, die in Halterungen an der Wand steckten, und hielt sie an den nächstbesten Tisch. Er fing sofort Feuer, das sich schnell ausbreitete, sowie die Flammen mit hochprozentigem Alkohol, von dem es überall Spritzer und Tropfen gab, in Berührung kamen. Schließlich schleuderte Ambrosia die Fackel einfach wahllos in den Raum hinein.
„Feuer!“, schrie einer der Piraten, und im nächsten Augenblick brach die Hölle los, als die Panik unter den Menschen so schnell um sich griff wie die Flammen.
„Nun müssen wir laufen, so schnell uns die Beine tragen“, verlangte Riordan, doch Ambrosia schüttelte erneut den Kopf. „Nein, ich habe noch etwas zu erledigen.“
Draußen lehnte er sich erschöpft an einen Baumstamm. Wie lange würde er wohl noch bei Bewusstsein bleiben? „Was ist denn jetzt noch, Ambrosia?“, erkundigte er sich. Die Worte fielen ihm unendlich schwer.
„Das Gold.“ Bevor er sie aufhalten konnte, war Ambrosia bereits zu einem Nebeneingang der Schenke geeilt. Wenig später kam sie zurück. Sie schleppte das angeblich mit Tee gefüllte Fass.
„Und wie willst du das zum Schiff bringen?“ Riordan traute seinen Augen nicht.
„Warte hier. Ich finde schon eine Lösung.“ Abermals verschwand Ambrosia in der Dunkelheit, um gleich darauf mit einem Pferd und Karren zurückzukehren.
Gemeinsam wuchteten sie das Fass auf das Gefährt. Dann half Ambrosia Riordan, in den Karren zu klettern, schwang sich auf den Kutschersitz und griff nach den Zügeln. Langsam setzte sich das Pferd in Bewegung.
Die Straßen von Cairn waren mittlerweile voller Menschen, die zum Feuerlöschen zu dem Wirtshaus eilten. Es galt zu verhindern, dass die Flammen auf Nachbargebäude übergriffen. Niemand achtete auf ein Gespann, das sich Richtung Hafen bewegte.
Sobald sie dort eintrafen, machte sich Ambrosia auf die Suche nach einem Boot oder Kahn. Weiter unten am Strand entdeckte sie eines und rannte los. Doch als sie es fast erreicht hatte, sah sie einen Mann darin sitzen.
Hastig duckte sie sich, um nicht gesehen zu werden, aber es war zu spät. Der Mann hatte sie entdeckt und stand auf. In einer Hand hielt er einen im fahlen Mondlicht glitzernden Gegenstand, und Ambrosia bereitete sich innerlich vor auf das, was ihr bevorstand.
Doch zu ihrer grenzenlosen Überraschung vernahm sie eine bekannte Stimme, die sie beim Namen rief. „Ambrosia, bist du es, mein Mädchen?“
„Newton!“ Vor Erleichterung wurde ihr schwindlig. Sie atmete mehrmals tief ein und aus. „O Newt, dem Himmel sei Dank!“
Sie griff nach seiner Hand und führte ihn zu der Stelle, an der das Gespann stand. Riordan lag reglos in dem Karren. Sein Atem ging nur stoßweise, und sein ganzer Körper schien in Schweiß getränkt zu sein.
„Schnell, Newt, wir müssen ihn ins Boot bringen.“
Newton schaffte es, Riordan aus dem Karren zu ziehen. Gemeinsam schleppten er und Ambrosia ihn dann zu dem kleinen Boot. Der alte Mann bettete ihn behutsam auf die hölzernen Planken. Als er sich zu Ambrosia umwandte, sah er, wie sie ein Fass über den Strand zog.
„Das Gold, Newt. Zumindest ein großer Teil davon. Und jetzt müssen wir uns beeilen. In Cairn haben sie bestimmt gemerkt, dass wir geflohen sind. Sie werden uns in kürzester Zeit auf den Fersen sein.“
Sie hievten das Teefass in den Kahn und schoben diesen ins Wasser. Newton hatte gerade nach den Rudern gegriffen, als aus der Ferne aufgebrachte Stimmen hörbar wurden, die sich rasch näherten.
„Wie lange hast du auf uns gewartet, Newt?“ Riordan hatte kurz das Bewusstsein wiedererlangt und schaute den alten Mann an.
„Fast die ganze Nacht, Captain. Ich wusste, dass ich Sie und das Mädchen
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