Historical Lords & Ladies Band 38
Protest zu beachten. „Nur die Familie und enge Freunde. Die Zeremonie findet in der Dorfkirche statt, wir könnten dann hier einen kleinen Imbiss zu uns nehmen und anschließend nach Comberford zurückkehren. Eine Hochzeitsreise kommt natürlich nicht infrage, wäre unter den gegebenen Umständen auch nicht erforderlich.“
„Aber …“
„Keine Angst, Sie werden nicht weit von Ihrem Onkel sein. Ganz gleich, wie meine Aufgabe sich entwickelt, ich verbringe die Sommer gern in Comberford Place. Und sollte ich geschäftlich nach Ravensdene Hall müssen, wäre es nur für wenige Tage.“
„Sie sind sehr rücksichtsvoll, Mylord“, sagte sie zaghaft. „Aber … drei Wochen!“
Er sah sie eindringlich an. „Sarah, darf ich offen sein?“
„Das sind Sie immer, Mylord.“
„Es spart Zeit. Und Zeit ist etwas, das Sir Jasper vielleicht nicht mehr hat, und er weiß es. Er möchte Sie verheiratet wissen.“
„Ich verstehe.“ Er hat recht, dachte Sarah bedrückt. Onkel Jasper würde sich in seinen letzten Monaten keine Sorgen mehr um sie zu machen brauchen. Alles schien sehr zivilisiert und praktisch. Keine wilde Zurschaustellung von Gefühlen, keine leidenschaftlichen Ausbrüche. Sie wunderte sich, dass immer noch kein Gefühl der Erleichterung aufkam. „Also gut, Mylord“, stimmte sie zu, „in drei Wochen also.“
„Gut.“ Er lächelte. „Diese Zeit dürfte reichen, um zu üben, mich Nick zu nennen.“
Sie schluckte. „Ja, natürlich, Mylord, ich meine … das heißt … N …Nick.“
„Nahezu perfekt“, raunte er, führte ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Finger.
11. KAPITEL
E igentlich hätte die Verlobungszeit ausreichen müssen, um zu lernen, meinen künftigen Mann beim Vornamen zu nennen, sinnierte Sarah drei Wochen später, als sich die Tür hinter ihrer Zofe schloss. Allerdings konnte sie es schwerlich üben, wenn er kaum zugegen war.
Auch nach der Hochzeit, die am Vormittag stattgefunden hatte, schien sich daran nichts zu ändern. Gewiss, Ravensdene war während der Zeremonie und des darauffolgenden Lunchs sehr aufmerksam gewesen, doch nachdem sie vor wenigen Stunden auf Comberford Place angekommen und von der Dienerschaft begrüßt worden waren, hatte sich der Hausherr in die Bibliothek zurückgezogen. Er erschien nur kurz zum gemeinsamen Abendessen und wünschte ihr anschließend freundlich eine gute Nacht.
Sarah fühlte sich plötzlich sehr einsam. Sie brauchte sich nicht mehr um ihren Onkel zu kümmern, Lord Devenham würde morgen mit den Wribbonhalls und Julia seine Familie besuchen, sogar die Dowager Lady Ravensdene war am Nachmittag in die Stadt zurückgekehrt.
Sarah fand sein Verhalten nicht unbedingt enttäuschend, sondern vielmehr seltsam, denn immerhin wollte Ravensdene eine Gesellschafterin. Eine Hochzeitsnacht würde ebenfalls nicht stattfinden. Doch deswegen konnte sie ihrem Gatten keinen Vorwurf machen, denn sie war es, die keine wollte. Sie begann, ihr neues Schlafzimmer zu inspizieren.
Der mit wuchtigen altmodischen Möbeln eingerichtete Raum wirkte durch das angenehm knisternde Kaminfeuer, die weinroten Samtvorhänge an den Fenstern und das hohe Himmelbett trotz seiner Größe behaglich und bequem. Die Seidenbezüge von Sofa und Hocker wiesen das gleiche zarte Blumenmuster auf wie die Tapete. Silberne Kandelaber spendeten helles Licht. Das Bett war mit einer Daunendecke und aufgeschüttelten Kopfkissen hergerichtet.
Für ihre Bequemlichkeit war gesorgt, und unter den gegebenen Umständen entsprach die Hochzeit ihren Erwartungen. Man hatte sie verwöhnt, viel Aufhebens um sie gemacht. Die Stille ihres Schlafzimmers war jetzt genau das Richtige. Zweifellos hatte Ravensdene so etwas vermutet, es sei denn …
Stirnrunzelnd ging sie hinüber zum Fenster, das auf Wald und See zeigte. Es war dunkel draußen. Ihr Spiegelbild, eine in ein perlweißes spitzenbesetztes Seidennegligé gehüllte Gestalt, erwiderte ihren Blick.
Sie fühlte sich sonderbar, etwas enttäuscht, nervös und gereizt, fürchtete jedoch nicht, dass Ravensdene die Verbindungstür öffnen und sein eheliches Recht fordern würde.
Gerade das war ihr Problem.
Der Gedanke machte sie im wahrsten Sinne des Wortes schwindlig. Sie lehnte sich Halt suchend gegen die Fensterbank. War sie verrückt geworden? Sie wollte keine Annäherungsversuche ihres frisch gebackenen Ehemannes abwehren müssen. Natürlich nicht. Es war nur …
Sie hatte ihn vermisst.
Lächerlich. Nur weil sie Ravensdene während der
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