Historical Lords & Ladies Band 38
sie verblüfft an.
Es befriedigte sie, dass es ihr gelungen war, ihn aus der Fassung zu bringen.
„Und was, bitte, ist der Grund?“, sagte er etwas gezwungen.
„Ich möchte viele Kontakte knüpfen, damit ich mich später um eine Stelle als Gouvernante oder Gesellschafterin bewerben kann, wenn …“, sie faltete die Hände, „wenn die Zeit gekommen ist.“
„Gouvernante oder Gesellschafterin?“ Nick dachte im Stillen an das Schicksal, das eine Gesellschafterin mit Sarahs Aussehen zu erwarten hatte. Eine äußerst beunruhigende Vorstellung. Das unschuldige Ding hatte ja keine Ahnung, wie verdammt verführerisch sie war, sogar in ihrem Groll. Plötzlich verspürte er das unbändige Verlangen, sie in die Arme zu nehmen, sie in eine hingebungsvolle Frau zu verwandeln, wie jedes Mal, wenn sie lächelte …
„Ist etwas damit nicht in Ordnung? Es sind ehrbare Berufe.“
Er schreckte aus seinen Grübeleien auf. „Glauben Sie mir, keine vernünftige Ehefrau würde Sie als Gouvernante engagieren.“ Ohne auf ihr entsetztes Gesicht zu achten, fuhr er ungerührt fort: „Und wenn Ihr Arbeitgeber nun kein respektabler Mann ist? Halten Sie ihn dann mit einer Pistole in Schach?“
Das war zu viel. Sarah stand auf und blickte ihn hochmütig an. „Das wäre gar nicht nötig“, gab sie zurück. „Sollte ich mich entschließen, für einen männlichen Arbeitgeber zu arbeiten, dann nur für einen älteren Gentleman. Wie Ihre Mutter gestern bemerkte, bin ich durchaus in der Lage, mit einer solchen Person fertig zu werden.“
Seine Augen funkelten fröhlich. „Sarah, süße kleine Närrin, wie unerfahren Sie sind, zu glauben, das Alter eines Mannes schütze Sie.“
Sie war rot geworden. „Ich bin keine … Wie … Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben, Mylord, dann bitte!“
Er ging hinüber zum Schreibtisch ihres Onkels und lehnte sich dagegen. „Den habe ich“, stellte er ruhig fest, „und er kommt uns allen zugute. Das war der andere Punkt, bei dem ich Ihre Hilfe benötige.“
Die Entfernung und seine lässige Haltung beruhigten Sarah allmählich. Es konnte nicht schaden, ihn anzuhören. Sie setzte sich wieder und legte geziert die Hände in den Schoß. Sie würde die Würde wahren – ganz gleich, was er zu sagen hatte. „Ich höre, Mylord.“
Er ignorierte ihren übertrieben liebenswürdigen Ton. „Es wäre eine vergleichbare Stellung, Miss Lynley. Sie hätten diverse Haushalte zu führen, wären eine Gesellschafterin für deren Eigentümer, und ihre Anwesenheit wäre für den Gentleman zudem ein gewisser Schutz.“
„Schutz?“, wiederholte sie überrascht. „Ich bin weder Aufpasser noch Beschützer, Sir.“
„Das meine ich auch nicht.“ Er überlegte kurz und fügte dann schmunzelnd hinzu: „Pistolen wären nicht erforderlich – hoffe ich jedenfalls.“
„Mylord, Sie machen sich über mich lustig.“
„Zum Teufel!“
Der unvermutete Ausruf holte Sarah aus ihrer Erstarrung. Sie war von seinem ungewöhnlichen Benehmen so überrascht, dass es sie völlig unvorbereitet traf, als er zu ihr eilte, vor ihr niederkniete und seine Hand auf ihre legte.
„Ich bin dabei, alles zu verpfuschen“, murmelte er kläglich lächelnd. „Miss Lynley – Sarah …“ Seine Stimme klang dunkel und weich. „Würden Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
Es herrschte absolute Stille. Sie konnte nicht antworten, nicht denken. Ihre Stimme, ihr Verstand versagten. Ein leises Beben durchrann sie.
Der Druck seiner Hand verstärkte sich. „Ich weiß, Sie wollten eigentlich nicht heiraten“, fuhr er sanft fort, „aber könnten Sie es nicht wenigstens in Erwägung ziehen? Es wäre für beide Seiten von Vorteil. Ich sagte bereits, was ich davon hätte. Und Sie könnten Ihren Onkel beruhigen. Glauben Sie mir, als meine Frau erginge es Ihnen erheblich besser, als wenn Sie Gesellschafterin oder Gouvernante würden.“
„Sie haben recht, Mylord.“ Ihre Stimme klang erschreckend schwach. Würde doch nur ihr Verstand wieder arbeiten. Sarah hatte das Gefühl, im Nebel zu tappen. Sie nahm alles nur verschwommen wahr, konnte nicht logisch denken, seine Argumente nicht widerlegen. Warum lehnte sie nicht einfach ab? Ohne Begründung. Danke, Mylord, nein.
„Sie erwähnten, dass mehrere Haushalte zu führen seien und ich Gesellschafterin wäre … Ihre?“, wollte sie wissen.
Er nickte wortlos.
Sarah ging im Stillen die Punkte durch, die er genannt hatte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht
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