Historical Lords & Ladies Band 39
Lordschaft die Zügel. Dann wandte er sich an die Dame und sagte: „Ich habe eine hübsche Stute für Sie, Madam, die leichtgängig ist und Ihnen keine Schwierigkeiten machen wird.“
„Sie unterschätzen Miss Mannering“, warf Philip ein. „Sie kommt mit jedem noch so temperamentvollen Pferd zurecht.“
„Ich weiß nicht recht, Mylord, ob ich ihr eines der Jagdpferde überlassen soll“, erwiderte Marvin und furchte bedenklich die Stirn.
„Sie versteht es vorzüglich, selbst ungezähmte Bestien zu bändigen“, entgegnete Philip und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Geben Sie ihr diesen Schimmel und legen Sie ihm einen Damensattel auf. Ich übernehme die Verantwortung.“
Marvin zuckte gleichmütig mit den Schultern und ging in die Sattelkammer.
„Komm, wir warten draußen“, sagte Philip, nahm Antonia beim Arm und verließ mit ihr den Stall. Der Hengst trottete hinter ihnen her.
„Ich nahm an, Geoffrey oder Hammersley hier anzutreffen“, murmelte Antonia und schaute sich suchend auf dem Reitplatz um.
„Der Stallbursche sagte mir, sie seien bereits fortgeritten. Aber vielleicht wäre ‚geflohen‘ der richtigere Ausdruck.“
„Du musst zugeben, dass Hammersley allen Grund hat, das Weite zu suchen.“
„Tröste dich mit dem Gedanken, dass dein Bruder es hervorragend versteht, sowohl unsere Gastgeberin als auch deren Freundin vor den Kopf zu stoßen.“
„Wie das?“, wunderte sich Antonia.
„Indem er Hammersley nicht von der Seite weicht“, antwortete Philip schmunzelnd. „Beiden ist er ein wahres Ärgernis. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, muss ich dich darauf hinweisen, dass die Zusammenkunft der Gäste sorgfältig geplant war. Jedem von uns ist eine besondere Rolle zugedacht. Meine Stiefmutter, du und ich sind nur zur Vertuschung der wahren Absichten beider Damen hier, die natürlich hoffen, dass deine Tante ihnen Unterstützung bietet. Was uns betrifft, so nimmt man an, dass wir viel zu sehr miteinander beschäftigt sein werden, um zu registrieren, was Lady Ticehurst und ihre Freundin bezwecken. Dein Bruder stellt sich jetzt jedoch als lästig heraus. Lady Ticehurst hat ihn bestimmt nur eingeladen, weil sie annahm, er würde nicht mitkommen, sondern nach den letzten Bällen nach Oxford reisen.“
„Sie ist eine sehr berechnende Person.“
„Ja“, stimmte Philip zu. „Aber ich lasse mich ganz bestimmt nicht von ihr manipulieren.“
„Ich auch nicht“, sagte Antonia nachdrücklich.
Mittlerweile hatte der Stallbursche den Grauschimmel auf den Vorplatz geführt und half Antonia, ehe Philip es verhindern konnte, in den Sattel. Im Stillen fluchte er und schwang sich auf den Rappen. Sobald sie die Zügel ihres Pferdes ergriffen hatte, ritt er los.
Er schlug so lange ein gemäßigtes Tempo an, bis er sicher war, dass sie sich mit dem Hengst vertraut gemacht hatte, spornte dann den Rappen an und preschte zu dem einen Hügel bekrönenden Wäldchen. Am Rande des Gehölzes hielt er an, wartete, bis Antonia neben ihm war, und fragte dann streng: „Welchen Zweck hatte dein Ausritt?“
„Ich wollte Mr Fortescue treffen, falls er sich hier einfände.“
„Mr Fortescue?“
„Miss Dalling hat sich mit ihm hinter dem Wäldchen verabredet. Er ließ sie wissen, dass er herkommen und ihr berichten würde, zu welchem Ergebnis das Gespräch mit ihrem Onkel geführt habe. Sie sollte jeden Tag nach ihm Ausschau halten, ist inzwischen jedoch zu der Überzeugung gelangt, niemand könne sie vor den Machenschaften ihrer Tante bewahren. So wie ich sie bisher eingeschätzt hatte, hätte ich nicht gedacht, dass sie sich derart schnell geschlagen geben würde. Ich habe ihr geraten, sie müsse sich anstrengen, um sicherzustellen, dass sie das vom Leben bekommt, was sie sich erhofft. Wenn jemand etwas wirklich haben will, muss er bereit sein, dafür zu kämpfen.“
Philip verengte die Augen. „Ja, das stimmt“, sagte er ernst. „Wie dem auch sei, ich muss feststellen, dass du ohne Begleitung zu einem Treffen mit einem Mann wolltest“, fügte er stirnrunzelnd hinzu.
„Ich wollte nur Mr Fortescue sprechen“, erwiderte Antonia irritiert.
„Der zufällig ein sehr sympathischer Mann ist und einige Jahre älter als du.“
„Zufällig ist er so gut wie mit Miss Dalling verlobt“, entgegnete Antonia spitz und hielt die Zügel straffer.
Philip schaute sie eindringlich an und sagte: „Ich muss dich darauf hinweisen, meine Liebe, dass ich von meiner Gattin erwarte, sich nicht
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