Historical Lords & Ladies Band 39
weiß ich nicht, wo ihre andere Tante wohnt, und da sie, wie Sie vorhin erwähnten, ständig beaufsichtigt wird, kann ich mich nicht mit ihr in Verbindung setzen.“
„Ich werde dafür sorgen, dass Sie Miss Dalling sprechen können“, versicherte Philip. „Finden Sie sich heute Nachmittag um drei Uhr am Rand des alten Obstgartens ein. Lady Ticehurst und ihre Freundin halten dann ihren Nachmittagsschlaf, sodass Miss Dalling unbehelligt das Haus verlassen kann. Auch die Dienstboten werden sie nicht verraten. Das verspreche ich Ihnen.“
„Danke, Sir“, erwiderte Henry erleichtert.
„Nicht der Rede wert“, sagte Philip höflich. „Reiten wir zurück, Miss Mannering“, wandte er sich dann an sie. Man verabschiedete sich und trat den Heimweg an. Kurz vor Erreichen des Reitplatzes hielt Philip den Rappen zum Passgang an, sah zu Antonia hinüber und bemerkte, dass sie die Stirn furchte. „Was stimmt denn jetzt nicht?“, wunderte er sich.
„Ich habe soeben daran gedacht“, antwortete sie achselzuckend, „dass ich Miss Dalling gegenüber äußerte, du seist Meister darin, ein heimliches Rendezvous zu arrangieren.“ In scharfem Galopp ritt sie weiter.
Schmunzelnd folgte Philip ihr.
Eingedenk Philips strenger Anweisungen erzählte Antonia Miss Dalling nichts davon, dass man beschlossen hatte, sie vor ihrer Tante zu retten. „Ihr Hang zu dramatischen Ausbrüchen könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen“, hatte Philip gesagt. Daher war Miss Dalling, als sie zum Mittagessen am Tisch Platz nahm, immer noch verzweifelter Stimmung. Antonia setzte sich neben Philip und warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
Unbeirrt hielt er ihm stand, wandte sich dann ab und plauderte mit Lady Ticehurst. Am vergangenen Abend hatten sie und ihre Freundin die Unterhaltung beherrscht, doch jetzt bemühte sich Philip, die Aufmerksamkeit der beiden Damen auf sich zu lenken. Im Verlauf des Gespräches äußerte Lady Hammersley, ihrer Ansicht nach seien viele junge Männer unreif. Philip stimmte ihr zu und fuhr dann fort: „Ich vertrete die Überzeugung, dass Männer bis zum Alter von vierunddreißig Jahren die im ton bestehenden Strömungen, die großen Einfluss auf ihr Leben haben, nicht richtig erkennen.“
Antonia hätte sich fast verschluckt. Sie fing einen vielsagenden Blick der Tante auf und wandte rasch die Augen ab.
„Ganz recht!“ Meave sah Hammersley an und nickte grimmig. „Bis ein Mann in reiferes Alter gekommen ist, sollte er auf den Rat Älterer hören.“
„Zweifellos.“ Philip schaute die Stiefmutter an, lächelte gelassen und sagte: „Es ist sehr hilfreich, wenn andere Leute jemandem die Realitäten vor Augen führen.“
„Ich bedauere, dass nicht mehr Gentlemen so einsichtig sind wie Sie, Sir“, sagte Helen und erzählte dann etliche Beispiele, die belegten, wie junge Männer, die nicht so vernünftig gewesen waren, unweigerlich unter ihrer Uneinsichtigkeit zu leiden gehabt hatten.
Als das Dessert serviert wurde, war Hammersley sichtlich mürrischer Laune. Miss Dalling wirkte noch deprimierter denn zuvor. Nur Geoffrey machte einen gelassenen Eindruck. Antonia zog den Schluss, dass er entweder zu scharfsinnig war, um den von Philip zum Besten gegebenen Unsinn zu glauben, oder bereits in dessen Vorhaben eingeweiht. Die zweite Möglichkeit erschien ihr wahrscheinlicher.
„Und welche Pläne haben Sie für den Nachmittag?“, wollte Meave wissen.
„Geoffrey wird sich sicher mit seinen Büchern befassen wollen“, antwortete Philip.
Geoffrey nickte.
„Miss Mannering und ich wollen eine ausgedehnte Promenade im Park machen“, fuhr Philip gleichmütig fort. „Es wäre schade, das schöne Wetter nicht zu nutzen. Vielleicht möchten Miss Dalling und Lord Hammersley sich uns anschließen?“
„Bestimmt“, befand Helen und sah befehlend den Sohn an.
„Ich weiß nicht recht“, murmelte er unbehaglich.
„Meine Nichte ist entzückt über den Vorschlag“, sagte Meave selbstsicher. „Selbstverständlich wird sie sich zu Ihnen gesellen, Sir.“
Catriona nickte beklommen.
Nach dem Essen begab Philip sich mit seinen Begleitern in den Park und erkundigte sich leichthin, während man gemächlich über die Allee schlenderte: „Was halten Sie von meiner ausgezeichneten Strategie, Miss Mannering?“
„Das war der größte Unsinn, den ich je gehört habe.“
„Aber er enthielt einige Körnchen Wahrheit.“
„Es war purer Blödsinn!“
„Nun, Lady Ticehurst und Lady Hammersley haben es
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