Historical Lords & Ladies Band 39
ohne Begleitung mit sympathischen Männern zu treffen.“
Antonia hielt seinem Blick stand, verengte langsam die Augen und äußerte scharf: „Noch bin ich nicht deine Frau.“ Jäh ließ sie den Grauschimmel antraben und ritt in den Wald.
Philip schaute ihr ein Weilchen hinterher, hielt dann den Hengst zu raschem Trab an und versuchte, sie einzuholen. Bis zum Waldesrain gelang es ihm jedoch nicht.
Auf einer Anhöhe sah sie einen Reiter warten, erkannte Mr Fortescue und winkte ihm zu. Forsch ritt sie weiter und war nur Minuten später bei ihm.
Er begrüßte sie freundlich und anschließend Lord Ruthven, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Da Sie hier sind, Miss Mannering, vermute ich, dass alles verloren ist.“
„Du lieber Himmel, nein!“, erwiderte sie. „Miss Dalling steht unter derart scharfer Aufsicht, dass sie das Haus nicht verlassen konnte, um Sie zu treffen. Deshalb sind Lord Ruthven und ich hergekommen.“
„Das zu hören erleichtert mich sehr“, sagte Henry aufatmend. „Aber ich habe schlechte Neuigkeiten.“
„Wie ist die Unterredung mit Miss Dallings Onkel verlaufen?“, wollte Philip wissen.
„Leider ist die Sachlage anders, als von uns angenommen“, antwortete Henry bedrückt. „Eine offizielle Vormundschaft gibt es nicht. Daher hat Ticehurst keine gesetzliche Handhabe. Seine Gattin hat die Vormundschaft über Miss Dalling dem üblichen Brauch entsprechend übernommen. Folglich kann Miss Dalling sich ihr nicht widersetzen, bis sie volljährig ist, und das dauert noch einige Jahre.“
„Oh!“ Antonia sank das Herz.
„Miss Dalling und ich wären bereit zu warten“, fuhr Henry fort, „wenn dadurch unser Problem gelöst würde. Bedauerlicherweise verfolgt ihre Tante jedoch eigene Ziele, und das sehr beharrlich.“
„Ja, leider“, warf Antonia ein.
„Ich weiß nicht, was Miss Dalling sagen oder tun wird, sobald sie erfahren hat, was ich Ihnen soeben berichtet habe“, sagte Henry seufzend.
„Ehe wir ihr das mitteilen, sollten wir Fakten schaffen“, schlug Philip vor.
„Wie meinen Sie das, Sir?“, fragte Antonia verständnislos.
„Ich argwöhne, dass wir bis jetzt der ganzen Wahrheit noch nicht auf den Grund gekommen sind“, antwortete er. „Gestern Abend hielt ich mich in der Bibliothek auf, eine Gepflogenheit, Miss Mannering, die Ihnen geläufig ist, nicht wahr?“
„Ja, und?“, äußerte sie und sah ihn fragend an.
„In einem Kabinettschrank fiel mir eine alte ledergebundene Bibel auf. Aus Neugier öffnete ich ihn, nahm sie heraus und klappte den Deckel auf. Es war nicht, wie erwartet, Ticehursts Familienbibel, sondern die der Dallings. Offensichtlich hat sie früher Miss Dallings Vater gehört.“
„Ich verstehe nicht, in welchem Zusammenhang sie mit Lady Ticehursts Plänen steht, ihre Nichte mit Hammersley zu verheiraten“, schaltete Henry sich verwundert ein.
„Sie steht tatsächlich in keinem direktem Zusammenhang“, räumte Philip ein. „Indes sind die Informationen, die ich ihr entnommen habe, der Überlegung wert. Auf dem Deckblatt waren die letzten Generationen der Dallings eingetragen. Daraus war zu ersehen, dass Lady Ticehurst eine Zwillingsschwester hat. Wie oft bei Zwillingen, wurde auch in diesem Fall nicht vermerkt, welches Mädchen zuerst das Licht der Welt erblickte. Daher hat Miss Dallings andere Tante dasselbe Recht wie Lady Ticehurst auf die Vormundschaft.“
„Lady Copely!“, sagte Henry überrascht. „Sie war stets Miss Dallings Lieblingstante. Zur Beerdigung von Miss Dallings Vater konnte sie aus familiären Gründen nicht kommen. Ihre Schwester hingegen war anwesend und bestimmte dann über das weitere Schicksal ihrer Nichte, als stünde es ihr zu. Natürlich hat jeder angenommen, sie sei dazu berechtigt.“
„Noch wissen wir nicht, ob Lady Ticehurst nicht mit dem Einverständnis ihrer Schwester gehandelt hat“, gab Philip zu bedenken. „Ist Ihnen bekannt, ob Lady Copely sich auf Miss Dallings Seite stellen würde?“
„Nein“, antwortete Henry bekümmert.
„Ich nehme es an“, mischte Antonia sich ein. „Anlässlich eines Empfanges bei Lord und Lady Mountford in London habe ich Mr Moggs und seine Gattin gesehen und von Miss Dalling erfahren, die beiden hätten aus Liebe geheiratet, wie ihre Tante. Aus ihren Worten ziehe ich den Schluss, dass Lady Copely ihr bestimmt helfen wird, sich mit Ihnen zu vermählen, Sir.“
„Wenn dem so ist, sollte sie sich unter Lady Copelys Schutz stellen“, meinte Henry. „Leider
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