Historical Lords & Ladies Band 40
Vorbehalte, Christian so zu bezeichnen.“
„Dann eben verantwortungsbewusst“, gab Megan nach. „Und vergiss nicht – er hat sich um Charles gekümmert. Sicher war es nicht einfach, wochenlang einen Todkranken zu pflegen.“
„In der Tat, das ist sehr freundlich von ihm gewesen. Außerdem hat er für ein christliches Begräbnis unseres Bruders im fernen Indien gesorgt. Trotzdem verstehe ich nicht, warum Charles diesen Mann zu Sophies Vormund bestimmt hat, wo er doch kein gutes Haar an ihm ließ, nachdem …“
„Nachdem Christian mir den Laufpass gab“, vollendete Megan den Satz. „Dieses Thema hast du in all den Jahren gemieden, meine Liebe. Aber es ist nicht mehr nötig. Inzwischen habe ich die Enttäuschung verwunden. Es macht mir nichts mehr aus, dass er mir eine renommierte Schönheit vorzog. Und Christian hatte sich niemals offiziell mit mir verlobt.“
„Aber ihr wart euch einig. An deinem achtzehnten Geburtstag sollte die Verlobung stattfinden. Das hast du mir oft genug geschrieben.“
Nur für einen kurzen Moment verdunkelten sich Megans blaue Augen. „Glücklicherweise lief Louisa Berringham ihm vor jenem Tag über den Weg und ersparte mir das traurige Schicksal einer verlassenen Braut.“
„Jetzt kannst du leichthin darüber reden. Aber damals brach dir dieser gewissenlose Mann das Herz.“
„So hart darfst du nicht über ihn urteilen. Er hat sich einfach nur in eine andere verliebt. Kein Wunder … Sogar Charles gestand, eine schönere Frau als Louisa Berringham sei ihm nie begegnet.“
Charlotte musterte ihre jüngere Schwester über den Frühstückstisch hinweg – ein fein gezeichnetes Gesicht, kornblumenblaue Augen, von dichten Wimpern umrahmt, eine kleine gerade Nase und volle Lippen. „Behauptest du etwa, du wärst nicht bildhübsch?“
„Besten Dank.“ Megan lächelte sanft. „In den letzten Jahren muss sich meine äußere Erscheinung vorteilhaft verändert haben.“ Sie schenkte sich noch etwas Kaffee ein. „Aber um zu der Frage zurückzukehren, warum sich unser Bruder für diese Vormundschaft entschieden hat … Ich vermute, als er Christian in Indien wiedersah, begrub er den alten Groll. Immerhin hatten sie einiges gemein. Beide waren Witwer, und beide suchten im Ausland Vergessen.“
„Wenigstens wissen wir, dass unsere liebe Schwägerin eines natürlichen Todes gestorben ist“, bemerkte Charlotte mit einer für sie ungewöhnlichen Boshaftigkeit.
„Und Christian verlor seine Frau infolge eines tragischen Unfalls.“ Unverständlicherweise verteidigte Megan den Mann, der sie vor fast sieben Jahren so grausam verlassen hatte, erneut. „Kein vernünftiger Mensch konnte jene ungeheuerlichen Gerüchte glauben. Nur weil Christian zufällig anwesend war, sollte man nicht behaupten, er hätte seine Frau die Treppe hinabgestoßen und dabei auch sein ungeborenes Kind getötet.“
„Vielleicht bin ich ungerecht, wenn es um Christian Blackmore geht. Aber offen gestanden – auch ich habe jenen bösartigen Klatsch niemals ernst genommen. Andererseits hat er nicht lange gebraucht, um seine Trauer zu verwinden. Schon wenige Wochen später wurde sein Name mit verschiedenen übel beleumdeten Damen in Verbindung gebracht, eingeschlossen Lady Tockington, deren Ruf … Nun, du weißt selbst …“
„Nein, keine Ahnung.“ Megan hob belustigt die Brauen. „Also klär mich bitte auf.“
„Es schickt sich nicht für eine unverheiratete junge Dame, über solche Dinge zu reden“, tadelte Charlotte, und ihre gespielte Empörung bewog Megan, in Gelächter auszubrechen.
„Und eine respektable Witwe darf freimütig über unmoralische Damen sprechen?“ Dann wurde sie wieder ernst. „Welche Gerüchte du auch gehört hast, mögen sie stimmen oder nicht – man warf ihm niemals vor, er habe unschuldige Mädchen verführt. Soviel wir wissen, ließ er sich nur mit erfahrenen Frauen ein.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie Charlottes skeptischem Blick stand. „Meine Liebe, ich kannte Christian besser als du, er behandelte mich stets mit allem nur erdenklichen Respekt, und ich gehe nicht davon aus, dass sich daran etwas geändert hat.“
Forschend betrachtete sie Charlotte, während sie ihren Kaffee trank. Die gutmütige ältere Schwester sagte nur selten ein unfreundliches Wort über ihre Mitmenschen. Nur gegen Christian Blackmore hegte sie eine tief verwurzelte Abneigung, was sie seit dem Eintreffen seines Briefes an diesem Morgen nicht verbergen konnte.
„Es ist wohl
Weitere Kostenlose Bücher