Historical Lords & Ladies Band 40
jetzt ein Bad nehmen“, zischte ihre Tante. „Später erwarte ich dich in meinem Schlafzimmer. Ich habe einiges mit dir zu besprechen.“
„Und ich muss mit euch beiden reden“, teilte Christian dem jungen Paar mit, nachdem Megan die Treppe hinaufgerauscht war.
Unbehaglich wechselten die zwei einen Blick, dann kehrten sie in die Bibliothek zurück. Christian wandte sich zu seinem Butler, der unverwandt die gegenüberliegende getäfelte Wand anstarrte. Noch ein Verschwörer, wenn ihn nicht alles täuschte …
„Was haben Sie mit den Karaffen aus der Bibliothek gemacht, Wilks?“
„Ich führte Miss Megans Auftrag aus, Sir, verschloss sie in einem Schrank und war so frei, sie durch die Karaffen aus dem Salon zu ersetzen.“
„Exzellent! Schütten Sie den Inhalt der Karaffen aus der Bibliothek weg. Und sorgen Sie für eine gründliche Reinigung, bevor sie wieder gefüllt werden.“ Auf dem Weg zu seinem Allerheiligsten drehte er sich noch einmal um. „Ach ja – lassen Sie das Gemälde aus der Bibliothek entfernen und in ein Gästezimmer bringen. Demnächst werde ich es einem gewissen Gentleman nach London schicken. Vorerst kann es durch das Bild von Moor House ersetzt werden, das derzeit in der Galerie hängt.“
„Sehr wohl, Sir, das alles werde ich sofort erledigen“, versprach Wilks und sah seinen Herrn in die Bibliothek gehen.
„Also …“, begann Christian und schloss die Tür hinter sich. Wie zwei arme Sünder auf der Anklagebank erwarteten Sophie und Giles in schmerzlichem Schweigen ihre Strafe. „Nun müsst ihr mir einiges erklären.“
„Wir haben es nur gut gemeint, Chris“, versicherte Giles und wünschte nicht zum ersten Mal, er könnte die Stimmungen seines Bruders besser einschätzen.
„Das weiß ich, du abscheulicher junger Schurke, und deshalb will ich vorerst keine Birkenrute schwingen.“
Giles konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Immerhin haben wir Megans Abreise verhindert. Hätten wir nichts unternommen, würde sie jetzt in der Reisekutsche sitzen.“
„Offensichtlich unterschätzt du meine Überredungskünste, lieber Bruder.“ Christian schlenderte zu den Karaffen und schenkte sich ein Glas Wein ein. „Glaub mir, diese drastischen Maßnahmen waren unnötig.“
„Ist Tante Megan sehr böse?“, fragte Sophie kleinlaut.
„Allerdings. Kein Wunder – unter diesen Umständen, Kind.“
„Wann hat sie denn gemerkt, dass Giles und ich daran schuld sind?“
„Ob sie das schon herausgefunden hat, weiß ich gar nicht. Vermutlich hält sie immer noch mich für den Übeltäter.“
„Was?“, rief Giles verdutzt. „Warum?“
„Im Lauf der Jahre wirst du erkennen, dass es unmöglich ist, die Vorgänge in einem weiblichen Gehirn zu begreifen.“ Christians Mundwinkel zuckten. „Natürlich fühlte sie sich in ihrem Verdacht bestätigt, nachdem ich das Brathuhn verspeist hatte.“
„Und – und wie bist du in den Besitz eines Brathuhns gelangt?“, stammelte Giles.
„Ich bat die Köchin, einen Picknickkorb zu packen“, gestand Sophie und handelte sich einen vernichtenden Blick ihres Komplizen ein.
„So was Dummes! Als deine Tante diesen Korb sah, musste sie doch merken, dass sie nicht zufällig im Keller eingesperrt war.“
„Was den Wein betrifft, das war auch eine sehr gute Idee“, warf Christian ein.
„Oh, darauf bin ich gekommen“, gestand Giles, „weil ich euch nicht verdursten lassen wollte. Ein paar Dienstboten halfen uns. Nur Cousine Matilda weiß nichts. Wir dachten, sie würde das alles missbilligen. Deshalb behaupteten wir, ihr würdet bei den Fortescues übernachten.“ Er wandte sich zu Sophie. „Geh jetzt lieber hinauf, und erklär deiner Tante alles. Du musst sie von der Unschuld meines armen Bruders überzeugen.“
„Besten Dank, Giles, aber wenn es an der Zeit ist, möchte ich mich selbst verteidigen“, entschied Chris. „Reit erst einmal mit deiner Mitverschwörerin aus. Ich fürchte, Megan ist noch nicht bereit, irgendwelche Erklärungen zu hören.“
Damit hatte er völlig recht. Immer noch wütend, stieg sie aus der Badewanne. Es war einfach gewesen, ihren Körper zu reinigen. Doch die Erinnerungen an die letzten zwölf Stunden ließen sich nicht wegwaschen.
Nachdem sie sich angezogen hatte, saß sie auf dem Teppich vor dem Kaminfeuer und rieb ihr nasses Haar mit einem flauschigen Handtuch trocken. Vor ihrem geistigen Auge sah sie noch einmal alle Ereignisse zwischen ihrer Begegnung mit Giles und jenem Moment an diesem
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