Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
senkten sich schnell. Vielleicht zu schnell?
Konnte es sein, dass Miss Grace Hetherington – dieser Inbegriff mädchenhafter Unschuld, die die Momente mit ihm in ihrem Schlafzimmer als einen Augenblick der Geistesverwirrung abtat –, konnte es sein, dass es sie dennoch ebenso wie ihn danach verlangte, jene Erfahrung zu wiederholen?
7. KAPITEL
G race beobachtete Lord Lucian unter halb gesenkten Lidern, als sie auf den von Lampen beleuchteten Pfad traten, der zwischen den Bäumen entlangführte. Die Musik aus dem Ballsaal wurde immer leiser, und die plötzliche Stille gab ihr das Gefühl, als hielten sich nicht weit über zweihundert Menschen in dem Haus nur wenige Meter entfernt auf, und sie beide wären allein inmitten der vom Mond beschienenen Bäume und Büsche. Ganz allein …
Abrupt blieb sie stehen. „Ich denke, wir sind weit genug gegangen, Lord Lucian.“
„Ja?“, fragte er leise. Sein Gesicht sah im Mondlicht dunkel und fast satanisch aus, seine Augen waren schwarz und undurchdringlich.
Grace schluckte mühsam, ein leichtes Zittern durchfuhr sie, und sie atmete schwer. „Geben Sie nicht vor, mit mir zu flirten, Sir“, tadelte sie ihn scharf in dem Versuch, die Unruhe zu verbergen, die er allein durch seine Anwesenheit in ihr weckte.
Hatte sie wirklich vor nur einer Woche eine ganze Stunde allein mit diesem Mann in ihrem Schlafzimmer verbracht? Hatte sie wirklich willentlich in seinen Armen gelegen und ihm erlaubt, sie auf die intimste Weise zu küssen? Bereits die Erinnerung daran genügte, um sie vor Verlangen erzittern zu lassen.
Er lächelte zufrieden wie eine Katze, die die Maus in die Ecke getrieben hatte. „Mögen Sie es nicht, wenn man mit Ihnen flirtet, Grace?“
Trotzig hob sie das Kinn. „Ich mag es nicht, wenn ein Mann mit mir flirtet, der seine Versprechen nicht einhält!“
„Ah.“ Nur ein leises Geräusch, aber es zeigte, dass Lord Lucian sehr genau wusste, auf welches Versprechen sie sich bezog.
„Ich bin seit einer Woche in London, Mylord, und während dieser Zeit habe ich meiner Tante und meinem Onkel zuliebe so getan, als wäre ich tatsächlich froh darüber, fühlte mich sogar geehrt, mit Ihnen verlobt zu sein. Ich musste die Glückwünsche unzähliger Menschen über mich ergehen lassen, die alle der Meinung waren, ich müsse mich glücklich schätzen, einen Mann wie Sie gewonnen zu haben. Und Sie, der Sie schon seit zwei Tagen in der Stadt sind, besaßen nicht einmal den Anstand, jene ach so glückliche Frau zu besuchen!“
Nur mühsam unterdrückte Lucian ein Lächeln, während er Graces empörte Miene betrachtete. Sie war umwerfend schön, wenn sie ihrer Wut freien Lauf ließ. „Wäre ein solcher Besuch denn willkommen gewesen?“
„Seien Sie nicht lächerlich, Lord St Claire …“
„Lucian. Ich wünschte, Sie würden aufhören, so förmlich zu sein. Immerhin sind wir verlobt. Nennen Sie mich bitte Lucian“, sagte er mit leicht heiserer Stimme.
„Leider, Mylord, sind Ihre Wünsche von keinerlei Bedeutung für mich und werden es auch nie sein!“, fuhr sie ihn an.
Oh ja, Grace war sogar sehr wütend auf ihn. Aber wie sollte er ihr erklären, ohne zu viel über seine eigenen Gefühle zu verraten, dass sein Widerstreben, sie zu besuchen, nicht daher rührte, dass er sie nicht wiedersehen wollte? Ganz im Gegenteil.
Seit er mit siebzehn in die Liebe eingeführt worden war, hatte Lucian mit sehr vielen Frauen sinnliche Freuden erlebt. Seine hohe Stellung als zweiter Sohn eines Dukes hatte es ihm immer leicht gemacht, das schöne Geschlecht zu gewinnen. Nachdem er sich auch noch den Ruf eines Kriegshelden verdient hatte, war die Zahl der Frauen, die mit ihm das Bett teilen wollten, sogar noch gestiegen. Wenn er ehrlich war, hatte ihm das mit der Zeit jede Lust daran genommen, mehr als nur sehr kurze körperliche Beziehungen einzugehen, seit er sein Offizierspatent verkauft hatte.
Aber Grace mit ihrem zierlichen Leib und den wundervollen Brüsten hatte diese Lust wiedererweckt. Und das in einem Maße, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als sie jetzt sofort in die Arme zu reißen und zu lieben – nicht sanft und rücksichtsvoll, wie es ihre Unschuld verdiente, sondern mit einer Wildheit, die sie wahrscheinlich halb zu Tode erschrecken würde.
Entschlossen unterdrückte er diese beunruhigenden Gedanken und legte zärtlich eine Hand an ihre Wange. Ihre Haut war glatt und hell wie Alabaster, aber nicht kalt, sondern wundervoll warm. „Würde ein Kuss
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