Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
eigenen Großspurigkeit. „Trotzdem fürchte ich, dass Darius ganz allein dafür verantwortlich ist, wenn Margaret sich jetzt wie ein Eindringling in dem Haus fühlt, das über dreißig Jahre lang ihr Heim war.“
„Ihre Illoyalität wiederum macht Ihnen keine Ehre, Francis“, warf Lucian barsch ein. „Ich habe mit eigenen Ohren gehört, dass Darius die Duchess zu überreden versuchte, so lange zu bleiben, wie sie wollte.“
„Ja, gewiss haben Sie das“, sagte Francis herablassend. „Es hat in den letzten Monaten schon genügend Klatsch über Darius gegeben, ohne dass wir noch hinzuzufügen brauchen, wie unritterlich er sich unserer Schwägerin gegenüber verhält. Was sich hinter geschlossenen Türen abspielt, ist allerdings eine andere Sache …“, fügte er betrübt hinzu.
Lucian ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten und musste an sich halten, um dem Mann keinen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Darius war sein Freund, was immer der Klatsch auch über ihn sagen mochte, und er konnte nicht stumm mit anhören, wie Francis seinen eigenen Bruder verleumdete!
„Sie werden Ihre letzte Bemerkung gefälligst erklären, Wynter“, sagte er kühl.
Francis zuckte nur gleichgültig die Schultern. „Gewiss würde Margaret, wenn Sie sie nur fragen wollten, nicht leugnen, dass Darius ihr persönlich seine wahren Wünsche deutlich zum Ausdruck gebracht hat.“
Mühsam zügelte Lucian seine Wut. Die Duchess hatte genug gelitten. Er hatte ganz gewiss nicht die Absicht, noch mehr zu ihrem Kummer beizutragen, indem er ihr indiskrete Fragen stellte.
„Ich rate Ihnen dringend, diesen bösartigen Klatsch weder in Graces noch in meiner Nähe je wieder zu erwähnen, Wynter! Trotz Ihrer Entschuldigung haben Sie offenbar nichts dazugelernt, seitdem Sie schon über Grace und mich Geschichten in Umlauf gebracht haben!“
Grace allerdings fragte sich, ob nicht doch etwas Wahres an dem war, was Francis sagte. Schließlich zog ihre Tante sich wirklich sehr hastig ins Dower House zurück. Hatte Darius sie etwa tatsächlich dazu gedrängt?
„In dem Fall …“ Francis verbeugte sich steif. „Grace. St Claire.“ Damit ging er in der entgegengesetzten Richtung weiter, ganz offensichtlich zutiefst beleidigt über Lucians Vorwurf.
Grace warf ihm einen zaghaften Blick zu. „Lucian?“, sagte sie leise.
Erst dann atmete er tief durch und widmete Grace wieder seine ganze Aufmerksamkeit. „Es ist mir ein Rätsel, warum noch niemand diesen Mann verprügelt hat!“, schimpfte er angewidert, während sie gemeinsam zum Haus zurückschlenderten.
Grace lächelte traurig. „Und ich hatte so gehofft, dass seine Verwandlung in einen netten Menschen anhalten würde!“
„Die Katze lässt das Mausen nicht“, warnte er. „Wenn der Vergleich auch eine Beleidigung für jede Katze ist.“
„Sicher hast du recht“, erwiderte sie nachdenklich. „Und du denkst nicht, dass trotzdem etwas Wahres daran sein könnte?“
Genau das war es, stellte Lucian fest, was ihn am meisten an Francis Wynters Anschuldigungen störte – seine eigene Angst, dass sie wahr sein könnten.
Zweifellos war Darius nicht mehr der Mann, den er noch von früher kannte. Schon immer war er eher ernst und menschenscheu gewesen. Aber jetzt war sein alter Freund so zynisch geworden, dass es selbst ihm zu weit ging. Darius hatte sich so sehr verändert, dass Lucian einfach nicht mehr sagen konnte, wozu er fähig war.
„Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, nicht auf Klatsch zu hören. Besonders dann nicht, wenn er von jemandem wie Francis Wynter verbreitet wird. Ich verbiete dir, deine Tante zu dem Thema zu befragen“, sagte er plötzlich.
„Du verbietest mir?“, wiederholte Grace leise, die Wangen hochrot vor Zorn.
„Es würde nichts nützen“, fuhr er ungerührt fort, „selbst wenn du erfahren solltest, dass Darius tatsächlich von ihr verlangt hat, sich ins Dower House zurückzuziehen. Es ist immerhin sein gutes Recht.“
„Es würde insofern etwas nützen, als ich erfahren würde, ob er ein kaltherziges Scheusal ist!“, widersprach Grace empört.
„Grace, ich habe nicht die Absicht, mit dir darüber zu streiten …“
„Gut! Denn ich habe ebenso wenig diese Absicht.“ Sie beschleunigte ihre Schritte. „Ich werde genau das tun, was ich für richtig halte. Lass mich los, Lucian!“, forderte sie ihn heftig auf, als er sie plötzlich am Arm packte.
Er konnte einen gereizten Seufzer nicht unterdrücken. Sie hatten in dieser Woche kaum Zeit
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