Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
sie ihm aus. „Das ist nicht gerecht.“
„Wenn du es wagen solltest, Darius ein zweites Mal auf diese Weise anzugreifen, könntest du herausfinden, dass er mehr als ungerecht sein könnte! Ob es dir nun gefällt oder nicht, das hier ist jetzt sein Haus, und du bist nur noch hier, weil er es dir erlaubt. Aber wenn du so weitermachst, wird er sich vielleicht entschließen, dich auf die Straße zu werfen.“
„Ich habe mein eigenes Zuhause in Cornwall.“
Lucian schüttelte den Kopf. „Du hast Besitz und Geld, das treuhänderisch verwaltet wird. Bis du heiratest. Aber bis zu dem Zeitpunkt bleibt beides unter Darius’ Kontrolle.“
Sie erblasste, als ihr die Wahrheit aufging. Sie hielt sich hier wirklich nur auf, weil Darius es gestattete. „Ich werde in wenigen Tagen mit meiner Tante ins Dower House ziehen …“
„Nur wenn Darius es erlaubt. Du bist jetzt sein Mündel, Grace. Und es liegt in seiner Hand, ob er dich wegschickt oder bleiben lässt. Vielleicht ist die Aussicht auf eine Heirat mit mir jetzt nicht mehr ganz so unangenehm?“, fügte er spöttisch hinzu.
Die Aussicht, Lucian zu heiraten, war Grace ganz und gar nicht unangenehm. Außer natürlich, wenn sie bedachte, dass er sie nicht so sehr liebte wie sie ihn …
Offen sah sie ihm in die Augen. „Einen Despoten gegen einen anderen austauschen? Ist es das, was du vorschlägst?“
Er presste gereizt die Lippen zusammen. „Grace, du bist wieder in Gefahr, jene Tracht Prügel zu beziehen, über die wir vorhin sprachen!“
Sie schnaubte verächtlich. „Das möchte ich sehen!“
Die Versuchung war groß. Sehr groß. Aber Lucian wusste, dass er nicht fähig sein würde, sich zu beherrschen, wenn er sich tatsächlich so weit vergaß, ihrem süßen Po einen kleinen Klaps zu verabreichen.
„Glaub mir, das willst du nicht“, stieß er schroff hervor. „Und ich schlage vor, bevor du wieder zu weit gehst, dass du die Gefühle deiner Tante berücksichtigst.“
„Es sind gerade die Gefühle meiner Tante, an die ich denke.“
„Falls du es nicht bemerkt haben solltest, die Duchess hat sich mit den veränderten Umständen abgefunden. Du allerdings …“ Er brach ab, als plötzlich laute Stimmen aus dem Speisezimmer zu ihnen drangen.
Nein, es war nur eine laute Stimme. Die von Francis.
Darius’ Stimme war im Vergleich nur ein leises Raunen.
Zwar konnte Lucian nicht verstehen, was die beiden Brüder sagten, aber der Tonfall und die Lautstärke verrieten ihm, dass es kein angenehmes Thema sein konnte. Er schüttelte den Kopf. Ohne den beständigen Einfluss des verstorbenen Duke of Carlyne schien die Wynter-Familie bereits im Begriff, auseinanderzubrechen.
„Grace“, sagte er abrupt, „wir sollten nicht hier stehen bleiben und das Gespräch belauschen. Wir ziehen uns am besten in den Salon zurück, wie ich vorgeschlagen habe.“
„Und wie Darius uns freundlicherweise gestattet hat?“, meinte sie verärgert. „Wohl kaum!“ Sie hob entschlossen das Kinn. „Ich gehe auf mein Zimmer. Du kannst ja tun, was dir der Duke aufträgt, wenn du möchtest.“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und ging hocherhobenen Hauptes auf die Haupttreppe zu.
Lucian konnte sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. So wie es aussah, hatte er zwei Möglichkeiten. Er könnte ihr folgen und verlangen, dass sie sich für ihre Respektlosigkeit entschuldigte. Andererseits wäre das nicht unbedingt die weiseste Entscheidung, da es ihm bisher nur auf eine Weise gelungen war, ihre freche Offenheit zu unterbinden. Nein, sosehr es ihn auch störte, Lucian wusste, dass die zweite Wahl bei Weitem vorzuziehen war – er musste zurückgehen und verhindern, dass die beiden Brüder sich noch gegenseitig ermordeten.
Doch bevor er das tun konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Francis Wynter stürmte heraus, das Gesicht hochrot vor Zorn. Er hob empört die Augenbrauen, als er Lucian sah.
„Es wird Sie nicht überraschen zu erfahren, dass ich den Befehl bekommen habe, Winton Hall bis zum Ende der Woche zu verlassen! Wahrscheinlich wird Grace die Nächste sein“, meinte er höhnisch. „Es sei denn natürlich, Darius kommt zu dem Schluss, dass Graces Vermögen eine vorteilhafte Ergänzung zu seinem neuen Reichtum darstellen würde, und entscheidet sich, sie selbst zu heiraten!“
Lucian zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Schlag verpasst. Darius und Grace, heiraten? Niemals! Darin würde Grace auf keinen Fall einwilligen, aber auch er selbst würde es nicht
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