Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Dirnen?“
„Versuch gar nicht erst, mir einreden zu wollen, du hättest nicht eine Unmenge solcher Frauen kennengelernt!“
Es stimmte schon, er hatte Wirtshausmägde „kennengelernt“ – und darüber hinaus einige der attraktivsten Schauspielerinnen und mehrere verheiratete Damen der besten Kreise. Aber als Major Lord Lucian St Claire hatte er bei Dirnen entschieden die Grenze gezogen. Als unverheiratete junge Dame von gerade zwanzig Jahren sollte Grace von solchen Dingen gar nichts wissen, geschweige denn darüber reden!
„Dieses Gespräch ist hiermit beendet“, sagte er streng.
„Gewiss, Mylord“, erwiderte sie schroff, machte einen knappen Knicks und ließ ihn einfach stehen.
Erst mehrere Minuten später, nachdem Grace bereits das Haus erreicht hatte und darin verschwunden war, fiel Lucian ein, dass er sie nun doch nicht von seiner geplanten Abreise morgen früh in Kenntnis gesetzt hatte.
13. KAPITEL
D as Abendessen war eine trostlose Angelegenheit. Dabei waren die Speisen, die aufgetragen wurden, wie immer vorzüglich. Und Westlake, der Butler, sorgte dafür, dass alles mit bemerkenswerter Tüchtigkeit serviert wurde und ein Gang reibungslos dem anderen folgte. Vielmehr waren es die fünf Menschen, die sich am Tisch versammelt hatten, die für eine angespannte Atmosphäre sorgten.
Darius saß, wie es jetzt sein Recht war, am Kopf des Tisches. Die Duchess, zerbrechlich und würdevoll, saß am anderen Ende. Kaum jemand sprach ein Wort, bis auf Francis, der eine Bemerkung über das Wetter machte. Und nur Darius reagierte mit einem knappen Brummen darauf.
Grace sagte erst etwas, als sie und ihre Tante sich am Ende des Mahls erhoben, um die Männer bei Zigarren und Wein allein zu lassen. „Dürfte ich morgen einige Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Euer Gnaden?“ Sie spürte regelrecht Lucians finsteren Blick im Rücken, drehte sich aber wohlweislich nicht zu ihm um.
Höflich fragend sah Darius zu ihr auf. „Aber natürlich, meine Liebe. Ich werde in meinem … im Arbeitszimmer sein.“ Er schien verärgert über den Versprecher. „Verzeih, Margaret.“
Die Duchess versuchte zu lächeln, doch ihr Mund zitterte leicht, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Es ist ja wirklich dein Arbeitszimmer, Darius.“
„Ja, aber … verdammt!“ Seine Miene wurde noch finsterer. „Verzeih, ich fürchte, ich finde diese Situation unerträglich.“
„Wie wir alle.“ Die Duchess fasste sich und neigte leicht den Kopf. „Wenn ihr mich entschuldigen wollt. Ich würde mich jetzt gern zurückziehen.“
Es schnürte Grace die Kehle zu, als sie ihre Tante zur Tür gehen sah. Die Duchess schien in dieser einen Woche zerbrechlicher, kleiner geworden zu sein. Sie war nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Ihre Schritte waren nicht mehr leicht und jugendlich, ihr Gesicht sah plötzlich sehr viel älter aus als ihre achtundvierzig Jahre.
Empört wirbelte Grace zu Darius herum. „Sind Sie mit Absicht so grausam, Euer Gnaden?“
Darius schien betroffen über den unerwarteten Angriff, doch schnell verbarg er die Regung, und sein attraktives Engelsgesicht schien plötzlich wie aus Stein gemeißelt. Der Blick aus seinen blauen Augen begegnete dem ihren kühl. „Sie gehen entschieden zu weit, Grace.“
„Wirklich?“ Hektische Röte zeigte sich auf Graces Wangen. „Meine Tante ist erst vor einer Woche zur Witwe geworden, und dennoch …“
„Ich werde wohl besser auf meinen Brandy verzichten und mich stattdessen mit Grace in den Salon begeben.“ Lucian erhob sich, während er sprach, und ergriff sie alles andere als sanft am Ellbogen.
Darius sah seinen Kindheitsfreund stirnrunzelnd an, und ein stummer Gedankenaustausch schien zwischen den beiden Männern stattzufinden, bis der Duke sich wieder an sie wandte, seine Miene noch immer finster. „Ich habe in dieser Woche fast vergessen, dass Sie verlobt sind. Sie haben meine Erlaubnis, sich mit Lord Lucian in den Salon zurückzuziehen.“
„Komm, Grace.“ Lucian ließ ihr keine Zeit, zu sagen, was ihr so offensichtlich auf der Zunge lag, sondern zog sie unnachgiebig mit sich hinaus in die Halle. „Du bist in Gefahr, sehr viel mehr als zu weit zu gehen!“, fuhr er sie dort an.
Sie zeigte nicht das geringste Anzeichen von Reue. „Du …“
„Es geht hier nicht um mich, Grace. Und auch nicht um dich. Glaubst du denn, deiner Tante wäre es recht, wenn du ihr zuliebe eine Szene machst?“
Einen Moment hielt sie seinem Blick stand, doch dann wich
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