Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
antwortete, fügte sie beschämt hinzu: „Ich hätte dich nicht bitten dürfen. Es ist falsch, das von dir zu verlangen, wo die Saison doch gerade erst begonnen hat.“
„Meine arme Tante Agatha würde wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erleiden“, gab Arabella trocken zu. „Sie hat große Hoffnungen, mich in dieser Saison verheiraten zu können.“
„Und ist das auch dein Wunsch?“
Arabella schüttelte den Kopf. „Ich rechne nicht damit, jemals zu heiraten.“
„Nein?“ Grace sah sie verblüfft an. Arabella war erst neunzehn Jahre alt, anmutig und wunderschön, und ihre Mitgift musste enorm sein.
„Sieh mich nicht so überrascht an, liebe Grace“, sagte Arabella schmunzelnd. „Ich bin mit drei größeren Brüdern aufgewachsen, die allesamt verwegen, arrogant und attraktiv sind. Ich vergöttere sie alle. Und zwar so sehr, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals einen Mann zu finden, der sich mit ihnen vergleichen ließe.“
Grace konnte ihr nicht widersprechen. Wie sollte sie auch, da sie ja selbst der Meinung war, kein Mann ließe sich mit Lucian vergleichen?
12. KAPITEL
I ch bin sicher, niemand würde etwas einwenden, solltest du jetzt nach London zurückkehren“, versicherte Grace leise, als sie an Lucians Seite am See von Winton Hall spazieren ging. „Onkel George ist in der Familiengruft beigesetzt. Meine Tante plant, in das Dower House umzuziehen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es gibt hier nichts mehr, was du tun könntest.“
Lucians Miene wurde, wenn möglich, noch finsterer. Dass er diesen Spaziergang überhaupt nur vorgeschlagen hatte, um Grace mitzuteilen, dass er morgen abzureisen gedachte, war nicht wichtig, da sie offenbar so wenig Wert auf seine Anwesenheit legte.
Während der ganzen letzten Woche hatten sie nur wenig Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden, und kein einziges Mal waren sie dabei allein gewesen. Arabella hatte Graces Einladung höflich abgelehnt, und so hatten Grace und er die Reise von London nach Winton Hall schweigend zurückgelegt. Die Duchess, außer sich vor Schmerz, hatte die Nähe ihrer Nichte dringend gebraucht, und die hatte versucht, ihr mit ihrer ruhigen Stärke beizustehen.
Nach der Beerdigung vor vier Tagen war die Duchess endgültig zusammengebrochen, und so blieb es Grace überlassen, Verwandte und Freunde zu empfangen, die aus allen Teilen Englands angereist kamen. Offensichtlich war der Duke ein allseits beliebter und hochgeschätzter Mann gewesen. Selbst Lucians Bruder Hawk hatte sich kurz blicken lassen.
Er hatte sich selbstverständlich hochmütig wie immer gegeben. Die meisten ließen sich von seiner kühlen Art einschüchtern und hielten sich lieber fern. Auch Grace schien Ehrfurcht vor dem arroganten Duke of Stourbridge zu haben, obwohl sie sich nichts anmerken ließ und Hawk ihr nach einer Weile auch die Befangenheit genommen hatte, indem er über die Bilder ihres Vaters zu sprechen begann, die an den Wänden von Mulberry Hall hingen. Wie es aussah, war Lucian der Einzige, der zunächst nicht gewusst hatte, wer Graces Vater gewesen war!
„Du hast meine Billigung.“ Das war Hawks einzige, wenn auch vielsagende, Bemerkung gewesen, als Lucian ihn etwa eine halbe Stunde später zur herzoglichen Kutsche begleitet hatte.
Lucian hatte die Augenbrauen gehoben. „Ich erinnere mich nicht, dich um deine Billigung gebeten zu haben.“
Behände war Hawk eingestiegen. „Du bekommst sie trotzdem. Bring sie nach Mulberry Hall, sobald du fortkannst.“ Er machte dem Pferdeknecht ein Zeichen, die Tür zu schließen, und brachte das Gespräch damit kurzerhand zu einem Ende.
Der hochmütige Duke of Stourbridge war also angetan von Grace. Arabella genauso. Und Sebastian wahrscheinlich sogar zu sehr. Nur er selbst, wie es schien, war völlig verwirrt, wenn es um seine Gefühle für sie ging.
Grace besaß alle Eigenschaften, die ein Mann sich bei seiner Ehefrau nur wünschen konnte. Sie war schön, liebenswürdig und anmutig. Aber sie war auch ausnehmend eigensinnig und viel zu unbedacht. Kurzum, Grace ähnelte in nichts der ruhigen, anspruchslosen Frau, die Lucian sich gewünscht hatte.
Hinzu kam noch, dass er inzwischen jede Nacht von ihr träumte. Davon, wie er sie streichelte, erregte und in Besitz nahm! Diese Träume waren sogar noch verstörender als seine Albträume von Krieg und Tod.
„Bist du sicher?“ Er blieb abrupt stehen und musterte Grace forschend.
„Sicher worüber?“ Besorgt sah sie zu ihm auf.
Sie hatte so
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