Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
er sich diesen hohen Rang unehrenhaft erschlichen.“
Er erhob sich abrupt. „Nur Klatschmäuler und Verleumder geben sich solchen Vermutungen hin, Grace. Und ich hoffe sehr, dass du nicht zu diesen Leuten gehörst.“
Heftige Röte stieg ihr in die Wangen. „Ich rede nur mit dir unter vier Augen darüber, Lucian.“
Er neigte hochmütig den Kopf. „Dann schlage ich vor, dass du auch das in Zukunft unterlässt.“
„Wie kannst du tatenlos dabei zusehen, wenn solche Gräueltaten geschehen? Ich hatte dich für einen Mann mit festen Überzeugungen gehalten. Für einen Mann der Tat!“
„Aber das ist ja gerade der Punkt. Ich bin nun einmal ganz und gar nicht davon überzeugt, dass deine Anschuldigungen gegen Darius der Wahrheit entsprechen. Ebenso wenig ist es meine Absicht, noch länger hierzubleiben – tatenlos, wie du es ausdrückst“, fügte er leise hinzu.
Abrupt blieb sie stehen. „Ich verstehe nicht …“
„Ich erhielt heute Nachmittag eine Nachricht von Hawk, dass mein Neffe, der neue Marquess of Mulberry, gestern Abend zur Welt gekommen ist.“
„Oh, was für wundervolle Nachrichten!“, rief Grace erfreut. „Dein Bruder muss überglücklich sein. Ich hoffe, der Duchess und dem Baby geht es gut?“
Lucian fragte sich, ob er die Frauen jemals verstehen würde – ganz besonders diese Frau. Gerade eben noch hatte Grace ihn beschimpft, und schon war alles vergessen, und ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Geburt seines Neffen.
„Ja, danke“, sagte er trocken. „Ich habe die Absicht, morgen nach Mulberry Hall zu fahren, um Hawk und Jane persönlich meine Glückwünsche auszusprechen.“
„Wie aufregend!“ Grace strahlte vor Freude. „Natürlich musst du fahren.“
„Wir werden beide fahren“, teilte er ihr mit.
„Beide?“ Sie runzelte verblüfft die Stirn.
„Darius erlaubt dir und deiner Zofe, mich zu begleiten.“
„Ach?“ Ihre Freude verschwand, stattdessen war Grace das Misstrauen deutlich anzumerken. „Ich kann jetzt nicht fort von hier.“
„Warum nicht?“
„Weil … ich muss an meine Tante denken. Ich kann sie unmöglich hier allein lassen.“
„Du wirst mich morgen nach Mulberry Hall begleiten, Grace.“ Sein entschiedener Tonfall machte deutlich, dass er keine weiteren Einwände dulden würde.
Doch Grace zog es vor, nicht darauf zu achten. „Keineswegs. Ich freue mich zwar für deinen Bruder und seine Frau, und natürlich musst du sie besuchen, da du schon einmal in ihrer Nähe bist. Aber es ist meine Pflicht, bei meiner Tante zu bleiben.“
„Die Duchess hat ebenfalls ihre Einwilligung gegeben, dass du mich begleitest.“
Sie zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich werde sie nicht hier allein lassen“, wiederholte sie entschlossen.
„Was glaubst du denn, was in deiner Abwesenheit geschehen könnte?“, fragte er spöttisch. „Stellst du dir vor, Darius könnte die Gelegenheit ergreifen und die Duchess und Francis ein für alle Mal beseitigen?“
So ausgedrückt, klang es tatsächlich ein wenig lächerlich, musste sie widerwillig zugeben. Dennoch hob sie trotzig das Kinn. „Ich glaube kaum, dass man über so etwas spottet.“
Er lachte. „Ernst nehmen kann ich es aber auch nicht.“
„Weil du dich von deiner Freundschaft mit Darius durcheinanderbringen lässt.“
„Das Einzige, was mich im Moment durcheinanderbringt, ist der Gedanke daran, mehrere Stunden lang allein mit dir in der Kutsche zu reisen!“
Ihr stockte der Atem, als ihr plötzlich bewusst wurde, wie dicht Lucian vor ihr stand – so dicht, dass sie fast die Wärme seines Körpers fühlen konnte. „Meine Zofe wird dabei sein“, erinnerte sie ihn mit heiserer Stimme.
Er nickte. „Ich bin sicher, es wird ihr Spaß machen, beim Stallknecht auf dem Kutschbock zu fahren.“
Grace schluckte mühsam bei dem Gedanken, Stunden mit Lucian in der Kutsche zu verbringen. Sie würde ihn küssen und berühren können, sich von ihm küssen und berühren lassen. Was er heute Morgen erwähnt hatte, könnte Wirklichkeit werden. Es war so verlockend …
Sie musste sich zwingen, den Kopf zu schütteln, und wusste, wie wenig überzeugend sie wirkte. „Meine Tante braucht mich …“
„Ich brauche dich sehr viel mehr, Grace.“ Lucian wusste, dass dieser Versuch, sie mit dem Versprechen auf Verführung abzulenken, geschmacklos war. Alles andere als unehrlich, nur eben geschmacklos.
Aber blieb ihm eine andere Wahl? Darius und er waren zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre,
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