Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
selbst zurecht. Ebenso gut könnte Dolton ihm mitteilen, Lady Sulby sei plötzlich eine herzensgute Frau geworden. Hawk wollte sich nichts vormachen. Dass er hoffte, Erfreuliches aus Markham Park zu hören, sollte nur sein schlechtes Gewissen beruhigen. Aber die Wirklichkeit sah anders aus – er hatte Jane im Stich gelassen, als sie ihn um Hilfe gebeten hatte.
Was würde sie jetzt tun? Würde sie ihren Entschluss in die Tat umsetzen und das einzige Heim verlassen, das sie seit zwölf Jahren kannte? Wo würde sie hingehen? Und zu wem?
„Euer Gnaden?“
Tief in Gedanken versunken, bemerkte Hawk nicht sofort, dass Dolton hereingekommen war. Er lächelte erleichtert, bis der überraschte Blick seines Kammerdieners ihn daran erinnerte, dass er gemeinhin nicht so vertraulich mit ihm umging. „Dolton.“ Seine Miene wurde ernst. „Ich hoffe, die Reise verlief ohne Zwischenfälle?“
„Äh … nicht ganz, Euer Gnaden.“ Dolton, ein kleiner, schlanker Mann mittleren Alters mit blassblauen Augen und leicht schütterem Haar, schien sich im Moment entschieden unbehaglich zu fühlen und wich dem Blick des Dukes aus.
„Nein?“ Hawk hob die Augenbrauen. Er hatte nur aus Höflichkeit gefragt, da er gewohnt war, dass Dolton jedes Problem leicht aus dem Weg schaffte, ohne seinen Herrn damit zu behelligen.
Noch immer sah Dolton ihm nicht in die Augen. „Nein, Euer Gnaden. Ich … vielleicht sprechen wir lieber oben in Ihrem Zimmer weiter, Sir“, fügte er verlegen hinzu, als das Serviermädchen mit dem zweiten Krug Wein zurückkam.
Doltons Verhalten war wirklich eigenartig. „Wie Sie sehen können, habe ich mein Mahl noch nicht beendet.“
„Ja, Euer Gnaden.“ Dolton kaute unruhig auf der Unterlippe. „Es ist nur so, dass ich lieber allein mit Ihnen sprechen würde. Wenn es Ihnen recht ist, Sir?“
„Lass uns bitte allein.“ Hawk schickte das Mädchen fort. Sobald die Bedienung verschwunden war, wandte er sich wieder an seinen Diener: „Nun, wollen Sie so freundlich sein und mir sagen, was Sie so durcheinandergebracht hat?“
Sein Kammerdiener atmete tief durch. „Ich möchte es Ihnen lieber zeigen, Euer Gnaden.“
„Was kann Sie denn nur so verstört haben, Dolton?“ Hawk schüttelte den Kopf, stand aber auf. „Haben Sie auf einer meiner Westen einen Fleck gefunden, der sich nicht entfernen lässt? Oder vielleicht einen Kratzer auf meinen besten Stiefeln?“ Es war nichts Ungewöhnliches für Dolton, über ein derartiges Malheur schier zu verzweifeln.
„Nichts so Einfaches, fürchte ich, Euer Gnaden“, meinte Dolton bekümmert, bevor er die Tür öffnete.
„Hat die Kutsche ein Rad verloren?“, riet Hawk, ein wenig spöttisch, während sie gemeinsam die Treppe hinaufgingen.
„Nein, Euer Gnaden.“ Sein Kammerdiener seufzte tief.
„Um Himmels willen, Mann. Hören Sie doch endlich auf, um den heißen Brei herumzureden, und sagen Sie mir, was hier vor sich …“
Hawk unterbrach sich, als er die Tür zum Schlafzimmer öffnete, blieb abrupt stehen und starrte verständnislos die in Hut und Mantel gekleidete schlanke Dame an, die sittsam in der Mitte des dürftig möblierten Raums stand.
Jane Smith sah auf und bedachte ihn mit einem alles andere als sittsamen Blick aus ihren grünen Augen.
„Was hat das zu bedeuten?“ Hawk erinnerte sich nicht, je so wütend gewesen zu sein.
„Ich habe die Kutsche nur einen Moment unbeaufsichtigt gelassen, Euer Gnaden. Als ich den Picknickkorb holen ging, den die Köchin für unsere Reise gefüllt hatte“, erklärte Dolton hastig. „Sie muss sich hineingeschlichen haben, während ich im Haus war. Wie Sie wissen, Euer Gnaden, wird mir in der Kutsche übel, also reise ich lieber oben auf dem Bock. Und so entdeckten wir Miss Smiths Anwesenheit erst vor einer Stunde, als es kalt wurde und ich die Kutsche halten ließ, um meinen Umhang zu holen. Miss Smith hatte sich zwischen Ihren Koffern versteckt, Euer Gnaden“, schloss er kläglich.
Hawk hörte ihm kaum zu. Er wusste nur, dass Jane Smith nicht hier sein sollte. Nicht im Gasthof und erst recht nicht – schon wieder – in seinem Schlafzimmer.
„Sie scheinen es sich zur Gewohnheit zu machen, Miss Smith“, meinte er eiskalt.
„So ist es, Euer Gnaden.“ Unerschrocken begegnete sie seinem Blick.
„Ich sollte Sie verprügeln und sofort wieder nach Markham Park zurückbringen lassen!“
Jane hob trotzig das Kinn. „Versuchen Sie es ruhig, Euer Gnaden.“
„Ich hatte nicht vor, mich selbst darum zu
Weitere Kostenlose Bücher