Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
saß und offenbar jedem Wort ihres Gesprächs aufmerksam lauschte, nicht ganz aus ihren Gedanken verbannen.
Hawk ertappte sich dabei, wie er während Lady Pamelas wortreichem Vortrag immer wieder den Faden verlor. Stattdessen beobachtete er Jane mit einer Intensität, die nur verbissen genannt werden konnte. Die Tatsache, dass mehrere Männer sie ähnlich fasziniert ansahen, darunter der Earl of Whitney und Jeremy Croft, um nur zwei zu erwähnen, verbesserte seine Laune nicht gerade.
„Miss Jane Smith ist heute Abend wahrlich jedermanns Liebling, nicht wahr?“, bemerkte Lady Pamela trocken.
„Wie bitte?“, fragte Hawk ungehalten.
Seine Freundin und Nachbarin lächelte nur spöttisch über seinen offensichtlichen Unmut. „Ich wies lediglich darauf hin, dass mein Gatte offenbar von Miss Smith verzaubert ist, mein Sohn betört, mein Bruder amüsiert und der Duke of Stourbridge völlig in ihren Bann gezogen.“
„Sie bilden sich da Dinge ein, Pamela“, meinte Hawk stirnrunzelnd.
„Das glaube ich nicht. Könnte es sein, dass der schwer zu beeindruckende Duke of Stourbridge endlich eine Braut gefunden hat?“
„Seien Sie doch nicht albern, Pamela“, fuhr Hawk sie an. Was für ein absurder Gedanke, er könnte tatsächlich in Betracht ziehen, ein Mädchen wie Jane zu seiner Duchess zu machen! „Jane Smith ist mein Mündel, nicht meine künftige Braut.“
„Was Sie nicht sagen“, spottete Pamela. „In dem Fall würde ich Ihnen, wenn Sie nicht möchten, dass andere zu demselben Schluss kommen, raten, nicht ganz so viel Zeit damit zu verbringen, sie anzustarren, als wollten Sie sie mit Haut und Haaren verschlingen.“
„Sie wollen mich bewusst herausfordern, Pamela“, warf er ihr vor, leerte sein Weinglas in einem Zug und gab dem Diener ein Zeichen, es sofort wieder zu füllen.
„Außerdem trinken Sie sehr viel mehr Wein als gewöhnlich, Hawk.“ Als Freundin seiner Mutter und langjährige Nachbarin zögerte Lady Pamela nie, ihm offen ihre Meinung zu sagen.
Hawk lächelte unfreundlich. „Wenn ich Ihren Rat haben möchte, werde ich schon darum bitten, Pamela!“
„Seien Sie versichert, lieber Hawk, dass Sie ihn bekommen werden, ob Sie nun darum bitten oder nicht“, entgegnete sie mit einem leisen Lachen.
Hawk lächelte widerstrebend, aber er musste zugeben, dass er insgeheim besorgt war. Konnte es möglich sein, dass Pamela recht hatte? Hatte er Jane wirklich auf diese Weise angesehen? Hatte sie ihn wirklich in ihren Bann gezogen?
Zugegeben, Whitneys Aufmerksamkeiten vorhin hatten ihm nicht gefallen, und es erfreute ihn auch nicht besonders, wie Pamelas Sohn sich um Jane bemühte. Aber das war doch gewiss kein Grund für Pamela, anzunehmen, dass sein eigenes Interesse persönlicherer Natur war als der eines Vormundes für sein Mündel?
Ach was, sagte er sich. Er machte sich einfach Sorgen um Jane, weil sie jung und unschuldig war und sich keine Vorstellung von der Gefahr machte, die ein Mann von Whitneys Ruf für sie darstellte.
Doch Hawk beschloss, sie schnellstmöglich über diese Gefahr aufzuklären. Gleich nach dem Mahl begab er sich an Janes Seite, während sie und die übrigen Gäste sich auf den Weg in den Kleinen Ballsaal machten, wo im Anschluss getanzt werden sollte.
Enttäuscht musste Jane sich eingestehen, dass sich Hawks Laune im Lauf des Dinners nicht gebessert hatte. Immerhin hatte er sich die ganze Zeit mit ansehen müssen, wie Jeremy Croft und der Earl regelrecht an ihren Lippen gehangen hatten.
„Ich würde Ihnen raten, den Rest des Abends davon Abstand zu nehmen, mit jedem Mann unter sechzig zu flirten, der sich heute Abend hier aufhält!“, teilte er ihr bissig mit.
Jane keuchte empört auf und wurde ganz blass bei diesem völlig unerwarteten Vorwurf. Die ganze Zeit hatte sie sich insgeheim dazu gratuliert, sich genau so benommen zu haben, wie die gesellschaftliche Etikette es verlangte, und jetzt beschuldigte der Duke sie schon wieder, einen Fauxpas begangen zu haben.
Hitzig erwiderte sie seinen finsteren Blick. „Ich hatte zumindest noch nicht die Gelegenheit, mit Ihnen zu flirten, Euer Gnaden!“
„Und die werden Sie auch nicht bekommen, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist“, warnte er sie.
Jane hob herausfordernd das Kinn. „Drohen Sie mir etwa, Euer Gnaden?“
Er unterdrückte ein Stöhnen. „Ich versuche hier lediglich, Ihnen zu helfen …“
„Indem Sie mich beleidigen?“
„Indem ich Ihnen einen Rat gebe.“
„Dann habe ich mich wohl geirrt,
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