Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
erkennen, wenn ein Mann nur auf einen Flirt aus war. Seltsamerweise war das Verhalten des Earls sehr respektvoll gewesen, bis der Duke an ihrer Seite erschienen war. Dass der Duke sich wieder einmal so unerträglich arrogant verhielt, sah ihm natürlich ähnlich.
„Gewiss irren Sie sich, Euer Gnaden“, sagte sie absichtlich gelassen. „Ich dachte, alle vornehmen Gentlemen müssten irgendwann heiraten, um einen Erben zu zeugen.“
Er sah sie nur kühl an. „Es mag Ihnen ja entgangen sein, Jane, aber ich habe mich ebenfalls noch nicht dazu entschlossen.“
„Was sicher nur daran liegt, dass Sie bisher zu beschäftigt waren.“
„Meine Güter …“
„Ich bezog mich nicht auf Ihre Güter, Euer Gnaden.“
„Worauf bezogen Sie sich dann, Jane?“ Er hob warnend die Augenbrauen.
Doch Jane lächelte nur ungerührt. „Ich hatte angenommen, der Grund, weswegen Sie im Alter von … dreißig?“
„Einunddreißig.“ Hawk schloss aus Janes unschuldiger Miene, dass ihm eine weitere ihrer berüchtigten Zurechtweisungen bevorstand.
„Nun, ich hatte angenommen, Sie seien deswegen noch nicht verheiratet, trotz Ihres fortgeschrittenen Alters, weil Sie zu sehr damit beschäftigt sind, sich in das Leben anderer Menschen einzumischen, statt sich mit Ihrem eigenen zu befassen.“
Wieder einmal fand Hawk es unmöglich, nicht über Janes beißenden Humor zu lachen. Und dass, obwohl es diesmal auf seine Kosten ging! Plötzlich ließ die Anspannung nach, die ihn gepackt hatte, als er sie in Whitneys Nähe gesehen hatte.
„Touché, Jane“, meinte er trocken.
„Gern geschehen, Euer Gnaden“, erwiderte sie keck.
„Daran habe ich keinen Moment gezweifelt.“ Er nickte, noch immer lächelnd und sehr erleichtert, dass Jane, nachdem sie tagelang so schweigsam gewesen war, endlich zu ihrer offenen, unverblümten Art zurückzufinden schien. „Vielleicht werden Sie mir jetzt erlauben, Sie zu Tisch zu begleiten, Jane?“
Sie hob die Brauen. „Ist denn heute Abend keine Dame anwesend, die der Begleitung des Duke of Stourbridge viel eher würdig wäre und die schon voller Eifer dessen Aufmerksamkeit erwartet?“
Sicher, sie hatte recht. Hawk wusste, dass Lady Pamela Croft, die am meisten umschwärmte Dame im Raum und Whitneys ältere Schwester, erwarten würde, von ihm zu Tisch begleitet zu werden. Doch anders als an jenem Abend auf Markham Park, als Hawk nachgegeben und Jane nicht zu Tisch geführt hatte, verspürte er jetzt ebenso wenig wie Whitney den Wunsch, sich den Regeln der Gesellschaft zu beugen. An einem Abend „unter Freunden“ konnte er ausnahmsweise die strenge Etikette außer Acht lassen.
„Vielleicht“, gab er achselzuckend zu. „Aber keine, der ich lieber meinen Arm reichen würde.“ Allerdings zog in diesem Moment seine errötende Schwester seine Aufmerksamkeit auf sich, als sie am Arm des triumphierend lächelnden Earl of Whitney den Speisesalon betrat.
Zum Henker mit dem Mann! Zuerst Jane, jetzt Arabella, dachte Hawk. Er würde doch wohl nicht den ganzen Abend damit zubringen müssen, die eine oder andere vor den Zudringlichkeiten des Earls zu schützen?
„Wenn Sie sicher sind, Euer Gnaden“, sagte Jane leise.
„Vollkommen“, bestätigte er und wandte sich ihr wieder zu.
Ihre Hand auf seinem Arm bebte leicht, und Jane spürte, wie ihr ganz warm wurde, während die anderen Gäste den überaus vornehmen Duke of Stourbridge dabei beobachteten, wie er eine ihnen völlig unbekannte junge Dame in den Speisesalon führte.
Ebenso wenig entging ihr der nachdenkliche Ausdruck des Earl of Whitney, der seinerseits nicht den Blick von ihr zu nehmen schien. Doch sie konnte nicht den Hauch von erotischem Interesse in diesem Blick erkennen.
Mehrere Male während des Dinners war sie sich bewusst, dass er sie ansah. Einmal lächelte er ihr sogar auf unverhohlen verschwörerische Weise zu, aber sie ignorierte es geflissentlich.
Der Duke saß selbstverständlich am Kopf der Tafel, Arabella als Gastgeberin am anderen Ende. Jane war zwischen Lord Croft und seinen Sohn Jeremy platziert worden, und beide Männer kamen ihr sehr charmant und freundlich entgegen. Schon bald fühlte Jane sich wohl in ihrer Gesellschaft. Jeremy Croft wurde ganz besonders aufmerksam, als er erfuhr, dass sie ihre Kindheit in Somerset verbracht hatte. Sofort verwickelte er sie in ein Gespräch über diese Gegend, die er aus früheren Reisen in Erinnerung hatte.
Und dennoch konnte Jane den Earl of Whitney, der genau gegenüber von ihr
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