Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
sie halb starr vor Angst gewesen – dass der Duke getötet werden könnte oder dass er ins Gefängnis gesteckt würde, weil er den Earl getötet hatte. Beide Vorstellungen hatten ihr kalten Schweiß auf die Stirn getrieben.
Und jetzt, statt sich zu duellieren, lachten sie, als wäre nichts gewesen! Ihre empörte Miene schien die Heiterkeit der Männer nur zu steigern. Der Earl hatte sich sogar vorgebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, und lachte so heftig, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte Jane die Herren verärgert an. „Sobald die Gentlemen sich wieder beruhigt haben, wären sie vielleicht so freundlich, mir den Grund für ihre Heiterkeit zu nennen.“
„Ich fürchte, der Grund sind Sie, liebe Jane.“ Der Earl nahm als Erster wieder eine halbwegs anständige Haltung an und holte ein Taschentuch aus der Weste, um sich die Augen zu betupfen. „Wie Sie gerade so mutig zwischen uns standen, erinnerten Sie mich stark an ein Zwerghuhn, das seine Küken ausschimpft.“
„Sie haben über mich gelacht?“ Jane sah zuerst den Duke, dann den Earl ungläubig an.
„Unverzeihlich, ich weiß, Jane. Und dennoch wahr“, bestätigte Whitney, noch immer lächelnd.
Nicht sehr klug. Hawk hätte ihn warnen können – aber er tat es nicht, sondern beobachtete nur zufrieden, wie heftige Röte in Janes Wangen stieg.
„Sie haben über mich gelacht?“, wiederholte sie leise. „Wissen Sie, wie lächerlich Sie beide noch vor wenigen Augenblicken aussahen? Wie absolut …“
„Das reicht jetzt, Jane“, warf Hawk streng ein.
„Nach Ihrem völlig kindischen Verhalten werden Sie mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe, Euer Gnaden!“
„Sie ist einfach unbezahlbar, Stourbridge“, bemerkte Whitney bewundernd. „Absolut köstlich!“
„Hören Sie zu, Whitney …“ Hawk wurde erneut ernst.
„Nicht schon wieder!“, brachte Jane verärgert hervor. „Ich wünschte, ich hätte Sie einfach Ihr Duell austragen lassen. Ich wünschte, Sie hätten sich gegenseitig mit ihren Degen aufgespießt. Ich wünschte … Ach, es ist nicht wichtig, was ich wünsche“, schloss sie verstimmt. „Wenn die Gentlemen mich entschuldigen wollen.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um, doch statt zum Ballsaal zurückzukehren, ging sie auf die Stufen zu, die in den mondbeschienenen Garten hinunterführten.
Hawk bekam gerade noch ihr Handgelenk zu fassen. „Wo wollen Sie denn hin?“
„In den Garten!“
Ihre Antwort fiel heftiger aus, als die Frage es gerechtfertigt hätte, fand Hawk. Er ließ sie nicht los. „Ich kann Sie nicht einfach so in die Dunkelheit gehen lassen, Jane.“
„Ich rate Ihnen nicht, mich aufhalten zu wollen, Euer Gnaden!“
Einen Moment lang starrten sie einander feindselig an, bis Jane einfach den Fuß hob und ihm mit voller Kraft auf den Stiefel trat. Der unerwartete Angriff überrumpelte ihn. Hawk stolperte nach hinten und ließ Jane los, die prompt den Augenblick nutzte, sich abzuwenden und stolz erhobenen Hauptes davonzugehen.
Und zwar in Richtung Garten, wie sie angekündigt hatte!
„Großartig!“ Whitney sah ihr lächelnd nach. „Wirklich großartig.“
Trotz oder gerade wegen der Schmerzen in seinem Fuß knurrte Hawk den Earl wütend an. „Sie werden sich gefälligst von ihr fernhalten, Whitney!“
„Werde ich das?“
„Ja, verdammt!“
„Diese Entscheidung liegt leider bei der Dame, nicht wahr, Stourbridge? Es sei denn, Sie hätten ein gewisses Vorrecht, wie ich vorhin schon andeutete …“
„Jane ist mein Mündel“, erwiderte Hawk knapp.
„Ja, das sagten Sie bereits.“ Der Earl nickte. „Aber wie ich sehe, hat die junge Dame durchaus ihren eigenen Kopf.“
Das konnte Hawk nicht leugnen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass ihm diese Eigenschaft an ihr sogar noch mehr gefiel als dem Earl. Er wusste selbst, dass sie einzigartig war. Und köstlich. Und großartig …
„Ja, das kann man wohl sagen“, bestätigte er steif. „Aber ich versichere Ihnen, dass sie einen sehr vernünftigen Kopf auf ihren Schultern trägt.“
Der Earl hob spöttisch die Augenbrauen. „Sie wollen doch hoffentlich nicht damit andeuten, Stourbridge, Sie müsste schon unvernünftig sein, um sich zu mir hingezogen zu fühlen.“
„Und wenn?“
Whitney zuckte mit den Schultern. „Ich sagte Ihnen bereits, ich treffe mich gern mit Ihnen zu einer Zeit und an einem Ort Ihrer Wahl …“
Das hatte er tatsächlich gesagt, doch Hawk wusste, dass Jane ihm
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