Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
nie verzeihen würde, sollte er tatsächlich ihretwegen ein Duell mit dem Earl ausfechten. Dass er es überhaupt in Betracht gezogen hatte, zeigte ihm, wie lächerlich die Situation geworden war.
Er war der Duke of Stourbridge. Der ausgesprochen korrekte Duke of Stourbridge, ein Mann mit makellosem Ruf, ein Mann, zu dem die Mitglieder der guten Gesellschaft aufsahen, den sie ihren Kindern als gutes Beispiel vorhielten.
Und dennoch stand er hier auf der Terrasse seines eigenen Familiensitzes und erwog ernsthaft, eine Forderung zum Duell anzunehmen – noch dazu wegen einer jungen Frau, die ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie sehr sie ein solches Verhalten verurteilte.
„Ich glaube nicht, dass Jane es gutheißen würde“, sagte er knapp.
„Und das kümmert Sie?“, fragte Whitney amüsiert.
„Überrascht Sie das?“
Whitney lächelte gelassen. „Wissen Sie, Hawk, ich erinnere mich noch daran, wie Sie der verruchte Marquis of Mulberry waren. Bevor Sie sich von Kopf bis Fuß in den arroganten Duke of Stourbridge verwandelten.“
„Und das soll heißen?“ Hawk spannte sich unwillkürlich an.
Der ältere Mann zuckte mit den Schultern. „Das soll heißen, dass Sie gut daran täten, sich selbst manchmal daran zu erinnern.“
„Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen.“
Aber er verstand sogar sehr gut.
Das Leben war so viel einfacher gewesen vor zehn Jahren. Damals hatte er ein anderer Mensch sein können. Als Marquis of Mulberry war er nicht der Duke gewesen, sondern nur dessen Erbe und somit frei, sich so sorglos und unbekümmert zu benehmen, wie es Sebastian zurzeit tat.
Das war allerdings in einem anderen Leben gewesen. Jetzt war er der Herzog, und der Titel brachte große Verantwortung mit sich. Er konnte nicht länger tun, was er wollte, ohne die Folgen zu bedenken.
„Ihre Jane Smith ist einmalig, wenn Sie meine Meinung wissen wollen, Stourbridge“, riss der Earl ihn aus seinen Gedanken. „Eine junge Frau, die sogar mehr wert ist als … Ich glaube, Jane trug heute Abend Perlen? Die Perlen Ihrer Mutter, nicht wahr?“, fragte er mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme.
„Und wenn dem so wäre?“, erwiderte Hawk drohend.
„Reine Neugier, mein Lieber. Mehr nicht.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Seien Sie aber sicher, Hawk, wenn Sie Jane nicht für sich fordern wollen, wird es ein anderer glücklicher Mann schon bald tun.“
„Nicht Sie“, sagte Hawk entschlossen.
Der Earl lächelte humorlos. „Nein, nicht ich“, räumte er ein. „Obwohl ich sicher bin, dass selbst unsere geschätzte Jane die Möglichkeit nicht so schnell von sich weisen würde, die Countess of Whitney zu werden.“
Hawk schnaubte verächtlich. „Und wir alle wissen ja, wie treu ergeben Sie Ihrer letzten Gattin waren!“
„Seien Sie vorsichtig, Stourbridge“, knurrte Whitney, ganz und gar nicht mehr belustigt. „Dass ich meine Frau nicht liebte, heißt nicht, dass ich nicht weiß, was Liebe ist.“
„Aber Sie haben das Gefühl nie selbst erlebt“, sagte Hawk verächtlich. „Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen.“
„Ich habe geliebt, Stourbridge“, stieß der Earl heftig hervor. „Zu sehr, um je eine andere Frau zu lieben! Ich …“
„Ach, hier bist du, Hawk.“ Arabella war auf die Terrasse getreten. „Und der Earl of Whitney auch“, fügte sie erfreut hinzu. „Die Abwesenheit zweier so attraktiver Gentlemen macht die Damen im Ballsaal ganz betrübt und beraubt sie außerdem eines Tanzpartners“, meinte sie mit einem verspielten Klaps ihres Fächers auf den Arm des Earls.
Hawk war noch nie weniger danach zumute, den höflichen Gastgeber zu spielen, als in diesem Moment.
„Wenn Sie mir versprechen, meine Tanzpartnerin zu sein, Lady Arabella, kehre ich auf der Stelle in den Ballsaal zurück“, meinte der Earl galant.
„Hawk?“
„Oh, ich glaube, Ihr Bruder muss … sich um eine dringende Angelegenheit kümmern, bevor er sich zu uns gesellen kann.“ Whitney legte Arabellas Hand auf seinen Arm. „Nicht wahr, Stourbridge?“
Hawk wusste natürlich, auf welche „dringende Angelegenheit“ der Earl anspielte. Die Männer musterten einander finster.
„Hawk?“ Arabella spürte die Anspannung zwischen den beiden. „Was immer es ist, es kann doch sicher bis morgen warten, oder?“
„Sehr zu bezweifeln, was, Stourbridge?“, meinte der Earl, scheinbar mitfühlend.
Entschlossen, sich nicht weiter von ihm ärgern zu lassen, wandte Hawk sich an
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