Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
befürchtet hatte. Tatsächlich war ihr der Verdacht gekommen, dass der Earl absichtlich übertrieben hatte, um sie ohne weitere Proteste nach Mulberry Hall zu bringen.
„Sie sind zu grausam, Jane“, sagte er jetzt dramatisch.
Ein Blick auf Hawks verächtliche Miene zeigte ihr, wie wenig auch er von der plötzlichen Schwäche des Earls überzeugt war.
Sie trat einen Schritt von Lord Whitney weg und stellte fest, dass er sehr gut ohne Hilfe stehen konnte. „Ich glaube, es wird Zeit – und zwar höchste Zeit –, dass ich mich wieder auf den Weg mache“, sagte sie verärgert.
„Aber auf den Weg wohin, Jane?“ Arabella war offensichtlich noch immer ganz verwirrt von den Ereignissen und schien erst jetzt zu bemerken, dass ihre Gesellschafterin Reisemantel und Hut trug. „Sie verlassen uns also wirklich?“
„Ich …“
„Nein, Jane geht nirgendwohin“, unterbrach Hawk sie grimmig.
„Wollen Sie mich persönlich der Obrigkeit übergeben?“ Jane schluckte mühsam.
„Obrigkeit?“, wiederholte der Earl scharf und erholte sich wirklich verblüffend schnell, indem er sich ohne jegliche Hilfe zu seiner vollen Größe aufrichtete. „Was ist das für ein Unsinn, Stourbridge?“
„Ich glaube, es ist die Absicht Seiner Gnaden, mich als Juwelendiebin festnehmen zu lassen. Stimmt das nicht?“, fragte Jane herausfordernd.
„Festnehmen? Was für Juwelen?“, meldete Arabella sich verwirrt. „Hawk, was hast du getan?“, fragte sie ihren Bruder vorwurfsvoll.
Warum hielten ihn nur alle für fähig, alle möglichen Untaten zu begehen – und dann auch noch ausgerechnet Jane der Launenhaftigkeit des englischen Gesetzes auszuliefern?
„Gewiss irren Sie sich, Jane.“ Arabella runzelte die Stirn. „Ich habe den Schmuck meiner Mutter vor kaum einer Stunde in Ihrem Zimmer gesehen.“
„Ich werde nicht beschuldigt, diesen Schmuck gestohlen zu haben, sondern Familienschmuck meines Vormunds in Norfolk“, erklärte Jane bedrückt.
„Vormund in Norfolk?“ Whitney schien fassungslos zu sein. „Haben Sie nicht behauptet, Jane sei Ihr Mündel, Stourbridge?“
„Ja, diese zweifelhafte Ehre ist mir zugefallen“, meinte Hawk mürrisch.
„Von dieser Verantwortung habe ich Sie befreit, Sir!“, erinnerte Jane ihn heftig. „Während unseres Gesprächs heute Morgen.“
Er atmete tief durch, als müsste er sich beruhigen. „Ich glaube, dass Sie mich bei diesem Gespräch absichtlich missverstanden haben, Jane.“
„Habe ich es etwa missverstanden, als Sie mich beschuldigten, Lady Sulbys Schmuck gestohlen zu haben? Als Sie mir vorschlugen, Ihnen den Schmuck zu übergeben, damit Sie ihn Sir Barnaby zurückerstatten und ihn so dazu überreden könnten, die Anklage gegen mich fallen zu lassen? Sagen Sie schon, Euer Gnaden, habe ich das alles missverstanden?“ Tränen traten ihr in die Augen.
„Ja, verdammt …“ Hawk brach ab, als Jenkins die Halle betrat. „Ich schlage vor, dass wir uns in den Salon zurückziehen, um diese Unterhaltung fortzuführen, Jane.“
„Nein, das werden wir nicht, Euer Gnaden“, entgegnete sie fest. „Sie haben mich oft genug beleidigt.“
„Sie kommen aus Norfolk, Jane?“, warf Whitney mit rauer Stimme ein.
„Ja, Sir.“ Sie runzelte die Stirn über die Unterbrechung.
„Aber als Sie gestern Abend mit meinem Neffen sprachen, hörte ich Sie deutlich sagen, dass Ihr Zuhause in Somerset gewesen sei.“
„In meiner Kindheit, Mylord. Ich lebe seit einigen Jahren nicht mehr dort. Nicht mehr, seit mein Vater vor zwölf Jahren starb und ich von … von Bekannten meiner Mutter aufgenommen wurde.“ Jane sah plötzlich unnatürlich blass aus.
„Handelt es sich bei diesen Bekannten um Sir Barnaby und Lady Gwendoline Sulby, Jane?“, fragte Whitney drängend.
Hawk betrachtete ihn verwundert. Kannte er die Sulbys? Wenn er den Ausdruck von Abscheu auf Whitneys Gesicht betrachtete, ging er davon aus, dass es wohl so sein musste.
In jedem Fall gefiel es ihm ganz und gar nicht, mit welcher Eindringlichkeit der Earl Jane jetzt ansah.
„Jenkins, servieren Sie den Tee bitte im Salon“, wies er den Butler an.
„Tee!“, stieß Whitney angeekelt hervor.
„Tee“, wiederholte Hawk bestimmt. „Für vier Personen“, fügte er resigniert hinzu, da er einsah, dass er den Earl und Arabella nicht davon abhalten könnte, sie zu begleiten.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
„Was wissen Sie über die Sulbys, Whitney?“, fragte Hawk leichthin.
Für einen Moment schien es, als
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