Historical Mylady Spezial Band 2
den dünnen Stoff ihres Kleides drang, aber vor allem Darius’ Worte waren der Grund dafür, dass sie fröstelte. Er wollte sie in ihrer Hochzeitsnacht allein lassen!
„Darius?“
Er hielt an der Tür inne und wandte ihr langsam den Kopf zu. „Was ist, Arabella?“
Ihr Stolz – der Stolz der St Claires, der ihr ebenso wie ihren Brüdern im Blut lag – verbot ihr, vor den lauschenden Dienern eine Erklärung von Darius zu verlangen. Obwohl sie nur zu gern gewusst hätte, warum er von allen Nächten ausgerechnet heute Nacht zur beschädigten Kutsche zurückgehen musste, statt bei seiner ihm frisch angetrauten Braut zu bleiben! Andererseits war sie so verärgert darüber, dass sie ihn nicht gehen lassen konnte, ohne ihm wenigstens ihren Unwillen zu zeigen. Darius hatte außerdem kein Recht, sie auf ihr Zimmer zu schicken, als würde dieses Haus jetzt nicht auch ihr gehören!
Sie zwang sich zu einem Lächeln, obwohl sie ihn mit wütenden Blicken strafte, die sicher keinen Zweifel an ihren wahren Gefühlen ließen. „Vielleicht möchtest du dich auf eine belebende Tasse Tee zu mir gesellen, bevor du dich wieder in die Kälte hinauswagst?“
Zu jeder anderen Zeit hätte Darius sich wohl gern die Zeit genommen, der Bitte seiner Frau nachzukommen. Noch mehr hätte er es genossen, auf ganz bestimmte Weise ihren nur allzu offensichtlichen Zorn zu mildern!
Doch im Augenblick hatte er Wichtigeres zu tun. Vor allem anderen musste er an ihre Sicherheit denken, selbst wenn Arabella sich der Gefahr nicht bewusst war.
„Ich denke, nein, vielen Dank, Arabella“, meinte er leichthin. „Besser, du wartest nicht auf mich“, fügte er noch trocken hinzu. „Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde, und du bist sicher ganz erschöpft nach den Aufregungen des Tages.“
Es tat ihm leid zu sehen, dass seine Zurückweisung sie erblassen ließ. Er nahm sich fest vor, sie so bald wie möglich für diese katastrophale Hochzeitsnacht zu entschädigen. Sobald sie London sicher hinter sich gelassen hatten …
Arabellas Bestürzung hielt allerdings nicht lange an. „Was für ein rücksichtsvoller Ehemann du doch bist, Darius“, meinte sie mit einer süßen Stimme, die ganz und gar nicht zu dem wütenden Ausdruck passte, der in ihren braunen Augen lag.
Sosehr er es bedauerte, er musste sie doch allein lassen. „Zweifellos wirst du eine ebenso rücksichtsvolle Ehefrau sein, meine Liebe.“
„Oh ja, zweifellos!“, entgegnete sie heftig.
Er verbiss sich ein Lächeln. „Angenehme Träume, Arabella.“
„Süße Träume von dir, mein lieber Darius, da bin ich ganz sicher!“, antwortete sie mit kaum verhohlenem Hohn.
In diesem Fall bezweifelte er allerdings sehr, dass es sich um angenehme Träume handeln würde. Wenn sie von ihm träumen sollte, dann sicher von einer besonders gewalttätigen Strafe, die ihn für seine Sünden ereilen sollte.
Auf dem Weg zurück zur Kutsche verließ ihn jedoch jede Spur von Belustigung. Der Unfall war ein Anschlag auf sein Leben gewesen, davon war er überzeugt. Und nicht nur auf sein Leben, sondern leider auch auf das Arabellas. Sich selbst konnte er beschützen, das hatte er in den letzten Jahren oft genug unter Beweis stellen können. Aber Arabella auf diese Weise in Gefahr zu bringen, war völlig unzumutbar. Jemand würde für den heutigen Schaden zahlen. Und zwar teuer bezahlen.
Arabella achtete nicht auf das Teetablett, das man ihr auf das Zimmer brachte, sondern ging unruhig, aufgebracht und sehr wütend im geräumigen Schlafgemach auf und ab. Es war ein elegant eingerichtetes Zimmer, das erst in der letzten Woche nach ihrem Geschmack in Gold- und Cremetönen dekoriert worden war. Und es besaß eine Verbindungstür zum anliegenden Schlafzimmer ihres Mannes.
Ein Mann, den Arabella in diesem Augenblick am liebsten erwürgt hätte!
Natürlich musste die Kutsche von der Straße geschafft werden und die Pferdeknechte mussten die Tiere nach dem ausgestandenen Schrecken beruhigen und zu ihren Ställen bringen. Dennoch konnte sie es nicht fassen, dass Darius es für wichtiger hielt, jenen Pferdeknechten und Pferden seine Fürsorge zu schenken als seiner Frau. Sicherlich wäre doch auch ein fähiger Diener mit dieser Sache fertiggeworden.
Wie konnte er sie nur so kaltherzig behandeln?
Wie konnte er ihr Wohl einfach seiner Dienerschaft überlassen, nachdem sie vor nur kurzer Zeit einen so großen Schrecken erlitten hatte? Und wie hatte er es wagen können, sie in ihrer Hochzeitsnacht
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