Historical Mylady Spezial Band 2
„Bitte!“
Er hatte sich in der letzten Woche so an ihre Ruhe, an ihre zauberhafte Selbstsicherheit gewöhnt. Er wollte sie zähmen. In seinem Bett, wenn es ihm außerhalb schon nicht möglich war. Sie jetzt durch einen kleinen Kutschenunfall so außer sich zu erleben, erschien ihm unglaublich.
Bis ihm einfiel, dass der neunte Duke of Stourbridge und seine Frau, Arabellas Eltern, beide vor elf Jahren bei einem Kutschenunfall ums Leben gekommen waren.
Mit ausdrucksloser Miene wandte er sich sofort an seinen Pferdeknecht. „Ich hebe meine Frau jetzt hoch, damit du sie in Sicherheit bringen kannst.“ Ohne einen weiteren Moment zu verschwenden, setzte er seine Worte in die Tat um, legte ihr die Hände um die Taille und hob sie empor. Der andere Mann zog sie vorsichtig aus der Tür, und Darius folgte schnell, indem er sich mühelos herausstemmte und auf den Boden neben der Kutsche sprang. Ein weiterer Pferdeknecht hatte inzwischen die Tiere beruhigt.
Darius kniete sich neben Arabella, die jetzt leise schluchzte. Er legte die Arme beschützend um sie und betrachtete den Schauplatz des Unfalls.
Es war keine andere Kutsche in Sicht, aber eines der Hinterräder hatte sich gelöst und lag eine ganze Strecke entfernt am Wegesrand. Das entsetzlich quietschende Geräusch, das Darius vorhin gehört hatte, rührte offensichtlich von der Radachse her, die mehrere Meter über das Pflaster geschleift worden war, bevor der Kutscher es schaffte, die Pferde zum Stehen zu bringen.
Zu ihrem Glück waren sie nicht mit besonders großer Geschwindigkeit gereist, als das Rad sich gelöst hatte. Deswegen wurde auch niemand verletzt. Trotzdem war er bestürzt, als er seine Aufmerksamkeit ganz auf seine verstörte junge Frau lenkte. „Du musst dich wirklich beruhigen, Arabella.“ Er hielt inne, als er merkte, wie barsch seine Stimme klang. „Es ist vorbei, und nichts ist geschehen“, fügte er sehr viel sanfter hinzu.
Arabella zitterte so sehr, dass sie Darius einen Moment nicht hörte, geschweige denn verstand, was er gerade gesagt hatte. Doch selbst als sie seine erleichternden Worte begriff, konnte sie das Zittern ihres Körpers und ihrer Hände nicht stoppen. Noch immer klammerte sie sich an die Revers seines Frackrocks, den sie zweifellos für alle Zeit ruinierte. „Ich dachte, wir würden …“ Sie brach ab und erschauderte.
„Ich verstehe, Arabella.“
Sie sah ihm in die Augen und erkannte, dass er den wahren Grund ihrer Panik kannte. Aber dennoch stand ihm eine Härte ins Gesicht geschrieben, die etwas ganz anderes zum Ausdruck brachte. Wie wenig angemessen er diese Aufregung an seiner Frau fand. Immerhin war sie jetzt seine Duchess. Seine unerschrocken kontrollierte Haltung war der Hawks in einer solchen Situation so ähnlich, dass Arabella sich sofort beruhigte, die Schultern straffte und seine Jacke losließ.
Sie sah sich zum ersten Mal wirklich um. „Die Pferdeknechte und die Tiere sind unverletzt?“
„Ja. Aber eher, weil sie Glück hatten, nicht weil sie vorsichtig gewesen wären.“ Darius blickte wieder zur umgekippten Kutsche.
„Was meinst du damit?“, fragte Arabella verwirrt.
Mühsam verbarg er seine Wut über den Unfall, um später darüber nachzudenken, statt seinem Ärger hier und jetzt vor Arabella Luft zu machen. „Ich habe mich nur gefragt, ob unsere Reise mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet wurde“, erklärte er.
Sie atmete scharf ein. „Ich bin sicher, keiner deiner Pferdeknechte wäre so nachlässig gewesen, Darius. Schließlich haben sie selbst auch auf der Kutsche gesessen.“
„Gewiss.“ Darius zwang sich zu einem Lächeln. „Es war sicher nur ein Unfall, wie du schon sagst. Und der hat uns leider ein wenig abseits von Carlyne House stranden lassen“, fügte er reumütig hinzu, als ihm aufging, dass noch ungefähr eine Viertelmeile zwischen ihnen und seinem – ihrem – Londoner Zuhause lag.
„Ein Spaziergang wird uns schon nicht schaden.“ Arabella hakte sich bei ihm ein ganz offensichtlich in der Absicht, sich jetzt sofort mit ihm auf den Weg zu machen.
Die Würde ihres Ausdrucks hielt Darius davon ab, ihr zu sagen, wie zerzaust sie aussah mit ihrem Haar, das offen über ihre Schultern fiel, und dem nicht mehr ganz so makellosen Kleid. Nicht nur verunzierten mehrere Schmutzflecke ihr Mieder, an der Seite war der Stoff auch ein wenig gerissen. Sogar in diesem Moment, mit wirrem Haar und noch immer leicht mitgenommen vom Unfall, strahlte Arabella die Würde einer wahren
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