Historical Mylady Spezial Band 2
allein zu lassen?
Arabella ließ sich auf die Brokatdecke des riesigen Himmelbetts fallen, das das ganze Zimmer beherrschte. Und in diesem Ungetüm von Bett sollte sie allein schlafen.
In ihrer Hochzeitsnacht!
Nachdem sie sich Tage, eine ganze Woche voller Aufregung vorgestellt hatte, wie diese Nacht sein würde, wurde sie nun einfach abgestellt wie ein unerwünschter Gast. Es war eine unverzeihliche Beleidigung, eine unerträgliche Demütigung!
Arabella wusste, wie sehr die Dienerschaft zum Tratschen neigte. Alle hatten heute begriffen, dass der Duke sich nicht dafür interessierte, das Bett der Duchess zu teilen – nicht einmal in ihrer Hochzeitsnacht. Und aus dieser fesselnden Tatsache würde das Personal ohne Zweifel gewisse Schlüsse ziehen …
Entweder dass die Gerüchte stimmten, der Duke also wirklich schon vor der Hochzeit das Bett mit seiner Braut geteilt hatte und deswegen jetzt ohne besonderes Bedauern in der Hochzeitsnacht darauf verzichten konnte. Oder – sogar noch demütigender – dass er nicht den Wunsch verspürte, zu verlangen, was ihm rechtens zustand, da er zu dieser Ehe gezwungen worden war.
Darius würde für diese Demütigung zahlen, schwor Arabella sich erbittert. Und zwar teuer bezahlen.
6. KAPITEL
D u bist heute so still, Arabella.“ Darius betrachtete seine junge Frau von seiner Seite der Kutsche aus – der zweitbesten Kutsche, da die andere in den Ställen von Carlyne House auf die Reparatur wartete –, als sie sich im ersten Licht der Morgensonne auf den Weg von London nach Worcestershire befanden.
Arabella hatte aus dem Fenster gesehen, wandte jetzt aber den Kopf und musterte Darius kühl. „Ich ziehe vor, es ‚in Gedanken versunken‘ zu nennen, Euer Gnaden.“
Oje, sie waren also wieder beim förmlichen ‚Euer Gnaden‘ angekommen. Darius unterdrückte einen Seufzer. „Zweifellos gibt es vieles, worüber du nachdenken musst?“, fragte er weiter.
„Zweifellos.“ Das Lächeln, das ihre Worte begleitete, konnte über den kalten Ausdruck in ihren Augen nicht hinwegtäuschen.
Alles an Arabella war heute kalt und abweisend. Das lindgrüne Kleid mit dem dazu passenden Schutenhut, die weißen Spitzenhandschuhe, die Blässe ihres Gesichts und ihres Halses und auch die dunklen, unergründlichen Augen.
Nicht, dass er diese Gleichgültigkeit nicht verdient hätte, so wie er sie gestern Abend versetzt hatte – noch dazu, ohne dass er lohnende Informationen gewonnen hätte. Die Untersuchung des Rads und der Achse der Kutsche konnte nichts erklären, bis auf etwas, das er sich bereits selbst gedacht hatte: Die Nieten, die das Rad festhielten, hatten sich irgendwie gelöst. Ob das allerdings absichtlich herbeigeführt wurde oder nur zufällig, konnte nicht festgestellt werden.
Auch sein Besuch bei William Bancroft, bei dem sie ihr Gespräch vom Vortag fortgesetzt und die Bedeutung des ‚Unfalls‘ diskutiert hatten, war keine große Hilfe gewesen. Bancroft besaß keine weiteren Informationen über den Aufenthaltsort von Helena Jourdan, der französischen Spionin, die Darius seiner Frau gegenüber verschwiegen hatte. Die Spionin war in der vorigen Woche aus der Haft entflohen. Wenn sie es überhaupt war, die Darius zu töten versuchte. Es gab eine zweite Möglichkeit, die Darius persönlich berührte und ihm deswegen sogar noch unangenehmer vorkam.
Sein jüngerer Bruder Francis …
Er war in Ungnade gefallen und verbannt worden, aber konnte es sein, dass Francis nach England zurückgekehrt war und jetzt Darius’ und Arabellas Tod plante?
Bei dem Gedanken, in welche Gefahr er Arabella gebracht hatte, indem er sie heiratete, presste Darius grimmig die Lippen zusammen. Die gleiche Gefahr, die Sophie das Leben gekostet hatte, kaum dass er sie vor einem Jahr zu seiner Frau gemacht hatte. Sollte es Darius niemals vergönnt sein, persönliches Glück zu finden?
Er seufzte schwer. „Du bist noch immer böse auf mich wegen gestern Abend.“ Es war sehr spät geworden nach seinem Besuch bei Bancroft, fast zwei Uhr morgens, und statt Arabella zu stören, hatte er sich in sein eigenes Schlafzimmer zurückgezogen.
Doch dort hatte er den Rest der Nacht ruhelos und fast ohne Schlaf verbracht, voller Bedauern darüber, dass er Arabella gesagt hatte, er würde nicht zu ihr kommen. Wie hätte er auch schlafen können, während er sich vorstellte, wie schön, wie begehrenswert seine Frau aussehen würde mit ihrem wundervollen blonden Haar auf dem Kissen ausgebreitet wie ein
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