Historical Mylady Spezial Band 2
war, schien seine kleine Anekdote sie ein wenig abzulenken.
„Nicht mehr, dem Himmel sei Dank.“
„Sie ist gestorben?“, drängte sie sanft.
„Oh ja“, meinte er ohne Bedauern. Warum sollte er auch den Tod einer Frau betrauern, die ihm von seinem fünften bis zu seinem zehnten Jahr das Leben zur Hölle gemacht hatte? „Mein Vater hat dreimal geheiratet“, erklärte er. „Er vergötterte seine erste Frau, die Mutter meines Bruders George, und war fast zwanzig Jahre glücklich mit ihr verheiratet. Bis zu ihrem Tod. Was er für meine Mutter empfand, weiß ich nicht, da sie nur wenige Stunden nach meiner Geburt starb. Danach wurde ich von einer Reihe von Ammen und Kindermädchen aufgezogen. George war mehr als zwanzig Jahre älter als ich und hatte das Haus bereits verlassen, als ich zur Welt kam, und meinen Vater bekam ich während der ersten vier Jahre meines Lebens kaum zu Gesicht. Also kann ich wohl davon ausgehen, dass er auch seine zweite Frau liebte und mich für ihren Tod verantwortlich machte.“
Arabella runzelte die Stirn. „Kinder bringen ihre Mütter nicht um. Es ist Gott, der über Leben und Tod entscheidet.“
„Oder im umgekehrten Fall der Teufel.“
Sie wurde plötzlich von Gewissensbissen geplagt, als sie sich daran erinnerte, dass sie Darius selbst einmal als Teufel im Gewand eines Engels beschrieben hatte. „Und hat dein Vater auch seine dritte Frau geliebt?“, fragte sie leise.
„Jedenfalls war sie schön genug, um sie zu lieben“, erwiderte er in rauem Ton. „Ich war fünf Jahre alt, als ich sie das erste Mal sah, und dachte, ein Engel wäre auf die Erde herabgestiegen.“ Sein Ton wurde bitter. „Ich hatte mich geirrt!“
Arabella hielt gespannt den Atem an. Zum ersten Mal sprach Darius über sein früheres Leben, über seine Kindheit, und das Bild, das er davon zeichnete, war unglaublich traurig. Im Vergleich zu ihrer eigenen verwöhnten Kindheit klang seine wirklich ausgesprochen trostlos. Vielleicht erklärte das ja auch seinen Hang zu Ausschweifungen, ebenso wie die nachlässige Haltung, die ihm den Ruf eines Wüstlings und verwegenen Tunichtguts eingebracht hatte?
Nein! Arabella durfte nicht vergessen, dass Darius sie vorhin auf erbärmlichste Weise behandelt hatte. Sie durfte nicht zulassen, dass seine Geschichte ihr Mitgefühl erregte. Schon jetzt musste sie an sich halten, um nicht dem Drang zu folgen, zu ihm zu gehen und tröstend die Arme um ihn zu legen. Und ihm zu versichern, dass er nie wieder allein sein würde.
Vor allem da dieser Drang völlig ihrem Entschluss widersprach, Winton Hall – und Darius – am nächsten Morgen zu verlassen!
„Deine Stiefmutter ignorierte dich auch?“, fragte sie trotzdem.
Er lächelte kühl. „Es wäre sehr viel besser gewesen, wenn sie es getan hätte“, stieß er hervor. „Aber nein, meine liebe Stiefmutter machte sich einen Spaß daraus, ihren sechs Jahre alten Stiefsohn mit dem Sohn zu vergleichen, den sie schon bald in der Ehe mit meinem Vater zur Welt brachte. Natürlich zu meinen Ungunsten.“ Er schnaubte angewidert. „Ich war hinterhältig, ränkevoll und nicht zu zähmen. Ganz und gar kein gutes Beispiel für ihren Liebling Francis.“
„Ich hatte ganz vergessen, dass du einen jüngeren Bruder hast!“, rief Arabella.
„Das tun die meisten – sehr zu seinem Verdruss“, bemerkte Darius trocken.
Arabella erinnerte sich vage an Francis Wynter, eine blasse, nichtssagende Version von Darius. „Aber er war nicht auf unserer Hochzeit, oder?“
Einen Moment presste Darius die Lippen zusammen, als würde ihm ein Wort auf der Zunge liegen, das er lieber nicht aussprechen wollte. „Francis bereist zurzeit den Kontinent. Aus gesundheitlichen Gründen“, brachte er schließlich heftig hervor.
Arabella nickte verständnisvoll. „Ist es nicht das, was ein Mann gemeinhin tut, wenn er versucht, einem Skandal auszuweichen?“
Ohne zu antworten, griff Darius nach seinem Weinglas und nahm einen großen Schluck.
„Was hat Francis getan?“, fuhr Arabella ungerührt fort. „Ist er vor seinen Spielschulden davongelaufen? Eine Affäre mit einer verheirateten Dame eingegangen? Oder hat er womöglich einen Mann im Duell getötet?“
„Nichts so Ehrenhaftes!“ Die scharfe Antwort war heraus, bevor Darius es verhindern konnte. Arabella sah ihn verblüfft an. Er hatte zu viel verraten. Viel zu viel, denn sie besaß einen wachen Verstand.
Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Wie es heißt, besitzt jede
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