Historical Mylady Spezial Band 2
Familie ihr schwarzes Schaf, Arabella. Aber vielleicht dachtest du, in der Wynter-Familie sei ich es?“ Spöttisch hob er die Augenbrauen, als er sie erröten und damit seine Vermutung bestätigt sah.
Arabella war ratlos. Welche Missetat konnte Lord Francis Wynter denn nur begangen haben, die schlimmer war als die berüchtigten Heldentaten seines älteren Bruders sowohl in den Londoner Spielhöllen als auch in zahlreichen Schlafzimmern?
Herausfordernd schob sie das Kinn vor. „Du musst zugeben, dass du diesen Ruf lange Zeit genährt hast.“
„Muss ich das?“
Sie war offensichtlich nicht erbaut über seinen belustigten Ton. „Es ist nichts, worauf du besonders stolz sein solltest!“
„Meine liebe Arabella“, sagte er mit einem leisen Lachen, „du siehst so wunderschön aus, wenn du empört bist.“
„Versuche nicht, mir zu schmeicheln, Darius“, tadelte sie ihn. „Nach deinem heutigen Benehmen wird es dir nicht sehr viel nützen, deinen Charme spielen zu lassen, glaub mir.“
„Ich dachte, wir waren uns einig, dass deine Gefühle mir gegenüber eher gleichgültig sind und mein Benehmen dich deswegen auch gar nicht weiter kümmern kann?“, neckte er sie.
„Es kümmert mich auch nicht!“, fuhr Arabella ihn hitzig an. „Aber ich habe auch nicht die Absicht, es zu vergessen.“ Das Mitleid, das sie gerade eben noch für Darius empfunden hatte, löste sich in Luft auf.
„Was denn? Niemals?“
„Nein!“
„Ich kann dich also auf keine Weise dazu … überreden, mir gegenüber freundlicher eingestellt zu sein?“, fragte er.
Misstrauisch sah sie ihn an. Sein heiserer Ton und die Art, wie sein Blick sie plötzlich taxierte, verunsicherte sie.
Ihre Unruhe verstärkte sich noch mehr, als Darius sich langsam erhob und ebenso langsam, ebenso selbstbewusst auf sie zuschritt. „Vielleicht ist es wirklich Zeit, dass du zu Bett gehst“, meinte er leise und legte eine Hand an ihre Wange.
Fast hätte Arabella ihrem inneren Drang nachgegeben, sich an diese Hand zu schmiegen. Sie wollte schnurren wie ein Kätzchen, so wundervoll fühlte sich seine Berührung an, so verräterisch erschauerte ihr Körper selbst bei dieser harmlosen Liebkosung.
Dabei war sie noch immer wütend auf Darius und entschlossen, Winton Hall gleich morgen früh zu verlassen. Dennoch reagierte sie auf die kleinste Berührung. Ihre Brüste schwollen an und heißes Verlangen erfüllte jede Faser ihres Körpers. Erregt fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die plötzlich trockenen Lippen und wusste, dass sie sich dadurch verriet. „Ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, wann ich zu Bett zu gehen wünsche, Darius“, sagte sie barsch, zorniger auf sich selbst als auf Darius.
Wie konnte sie sich von einem Mann derart angezogen fühlen, der sie so sehr in Rage brachte?
Er antwortete nicht sofort. Stattdessen griff er die Armlehnen ihres Stuhls und schob ihn so zu sich herum, dass er sie ansehen konnte. Langsam beugte er sich vor, das Gesicht nur einen Fingerbreit von ihrem entfernt. „Ich schlage vor, dass wir beide zu Bett gehen, Arabella“, flüsterte er, und sie spürte seinen nach Wein duftenden Atem an ihrer Wange. „Aber ich bin gern bereit, dich auch hier zu lieben, wenn du das wünschst.“
Sie schluckte aufgeregt. „Der Lakai wird jeden Moment zurückkommen, um den Tisch abzudecken …“
Darius lächelte. „Ich habe ihn – und auch alle übrigen Diener – angewiesen, uns nicht zu stören, bis sie von uns gerufen werden, wann immer wir beide allein sind.“
Da sie den ganzen Tag allein in ihrem Zimmer verbracht hatte und nur von ihrer Zofe bedient wurde, hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt, das Personal auf Winton Hall kennenzulernen. Doch Darius hatte es nachgeholt, als sie sich vor dem Dinner zu ihm in die Halle gesellte. Die gesamte Dienerschaft, von der Köchin bis zum Butler, hatte sich in einer langen Reihe aufgestellt, um mit seiner Duchess bekannt gemacht zu werden.
Es wäre untertrieben gewesen zu behaupten, dass Arabella sich über das Aussehen einiger Diener bloß gewundert habe. Die Köchinnen, die sie seit ihrer Kindheit von den Gütern ihrer Familie her kannte, waren alle eher füllig und fröhlich – sicherlich, weil sie sich die Ergebnisse ihrer Kochgunst zu gut schmecken ließen. Die hiesige Köchin erwies sich als dünne, ja drahtige Frau mit einem verkniffenen Gesicht und neugierigen Blick, der eindeutig staunte, so unverwandt, wie sie Arabella musterte.
Die Stubenmädchen
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