Historical Mylady Spezial Band 2
Bancroft ja wohl dafür verantwortlich, dass man Sebastian St Claire das anliegende Schlafzimmer gegeben hatte!
Verstand sie das also unter der Vergeltung ihrer ‚Freundlichkeit‘? Verärgert presste Juliet einen Moment die Lippen zusammen. „Ein Unfall?“
„Ihre Zofe. Sie heißt Helena, nicht wahr?“
Juliet sog erschrocken den Atem ein. „Was ist geschehen?“, fragte sie ängstlich.
Seufzend zuckte Dolly die Achseln. „Das dumme Ding muss auf der Treppe gefallen sein und hat sich den Knöchel verletzt. Ein Lakai hat sie auf ihr Zimmer hinaufgetragen, und einer meiner Gäste, Mr Hallowell, ist Arzt. Er ist jetzt bereits bei ihr.“
„Ich muss zu ihr.“
„Das ist nicht nötig. Mr Hallowell ist sehr vertrauenswürdig, glauben Sie mir.“
„Trotzdem möchte ich meine … Helena sehen.“ Juliet griff nach einem der Kerzenständer. „Sie hätten ruhig einen der Diener zu mir schicken können, statt Ihre Gäste allein zu lassen.“
Dolly schürzte die Lippen und wich ihrem Blick aus. „Ich hielt es unter den Umständen für besser, Sie selbst zu informieren.“
„Welche Umstände?“
„Ich …“ Dolly schien – völlig untypisch für sie – verlegen zu sein. „Ich hielt es einfach für besser“, wiederholte sie knapp.
„Dolly?“
Plötzlich wieder ganz die stolze Countess of Banford, hielt sie inne und erwiderte ihren Blick mit hochmütig erhobenen Brauen. „Ich muss jetzt wirklich wieder nach unten zu meinen Gästen gehen.“
„Selbstverständlich.“ Auch Juliet sprach jetzt in kühlem, distanziertem Ton. „In dem Fall unterhalten wir uns morgen früh, Lady Bancroft.“
Dollys strenge Miene wurde sichtlich weicher. „Warum solches Theater, Juliet?“ Sie lächelte verschwörerisch. „Sie werden doch zugeben, dass St Claire teuflisch gut aussieht. Die meisten Damen des ton wünschten insgeheim, sie könnten ihn zum Liebhaber nehmen!“
Stolz richtete Juliet sich zu ihrer vollen Größe von knapp einem Meter sechzig auf. „Von mir aus können sie ihn gern haben!“
„Das würden sie wohl nur zu gerne, wenn sie denn könnten. Leider besitzt keine von ihnen zurzeit Sebastians Interesse.“ Dolly warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
Juliet runzelte argwöhnisch die Stirn. Wollte Dolly damit andeuten, sie, Juliet, sei diejenige, für die St Claire sich interessierte? Und dass er selbst das Schlafzimmer neben dem ihren verlangt hatte?
Aber nein, schalt sie sich sofort, wie könnte das sein? Sie und Seine Lordschaft waren sich doch heute Abend erst vorgestellt worden, wie sollte er also schon vorher den besonderen Wunsch gehabt haben, sie näher kennenzulernen?
„Lord St Claire ist an mir nicht mehr interessiert als an jeder anderen Frau auch“, sagte sie kühl. „Er ist ganz einfach nur ein Schmeichler. Ein Mann, der mein … mein Unbehagen heute Abend zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen suchte.“ Ihre Augen blitzten empört auf beim Gedanken daran, wie er sich noch vor wenigen Minuten Zugang zu ihrem Balkon verschafft und es gewagt hatte, sie zu küssen.
Sehr wahrscheinlich stand er noch immer dort und hörte jedes ihrer Worte!
„Lord St Claire ist ein bekannter Wüstling, nichts als ein gemeiner Verführer!“, fügte sie genüsslich hinzu.
Sebastian lauschte der Unterhaltung der beiden Damen mit wachsendem Unmut. Allerdings blieb ihm keine Wahl, als zu bleiben, wenn er nicht von Dolly entdeckt werden wollte. Jeder Versuch, auf seinen Balkon zurückzuklettern, würde ihn verraten. Doch Juliets letzter Vorwurf hätte fast genügt, um ihn protestierend aus seinem Versteck hervortreten zu lassen – was die ohnehin schon argwöhnische Dolly auf ihn aufmerksam gemacht hätte.
Juliet hätte ihm gewiss nicht dafür gedankt. Dennoch musste die hinreißende Countess doch wissen, dass er noch auf dem Balkon stand und jedes ihrer Worte hörte. Nein, jede ihrer Beleidigungen.
In diesem Moment konnte er sich nicht entscheiden, ob er Lady Juliet Boyd lieber einen Klaps auf ihr süßes Gesäß verpassen oder sie küssen wollte, bis sie schwach und willig in seinen Armen lag. Oder würde sie ihn dann nur wieder mit diesem angsterfüllten Blick ansehen?
„Sebastian ist meist zu sehr damit beschäftigt, sich die Frauen vom Leib zu halten, als dass er sich noch dazu aufraffen könnte, eine von ihnen zu verführen“, sagte Dolly.
„Dann wünschte ich, er würde aufhören, sie sich vom Leib zu halten, und sich endlich durch eine von ihnen einfangen lassen“, meinte Juliet
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