Historical Mylady Spezial Band 2
hatten.
Doch es schien so lange her zu sein, und seine Gefühle waren in diesem Moment überhaupt nicht sinnlicher Natur, als er Arabella sanft auf das Sofa legte, sich neben sie setzte und ihre kalten, kleinen Hände in seine nahm, um sie zu wärmen. Und während der ganzen Zeit zogen ihre Tränen unaufhaltbare Spuren durch die Schmutzflecken auf ihren Wangen – ein Zeichen des Schreckens, den sie hatte ausstehen müssen.
Grimmig presste Darius die Lippen zusammen bei dem Gedanken, was er der Person antun wollte, die Arabella geraubt hatte. „Hast du gesehen, wer es war?“, fragte er sie wieder.
„Nein.“ Sie befreite eine Hand aus seinem Griff und versuchte, die Tränen fortzuwischen. Es gelang ihr aber nur, die Schmutzflecken noch mehr zu verschmieren. „Er hat mich von hinten angegriffen. Hat eine Hand über meinen Mund gelegt und einen Arm um meinen Hals.“ Sie erschauderte. „Ich hatte solche Angst, Darius“, gab sie mit zitternder Stimme zu und sah ihn mit ihren großen, tränenfeuchten braunen Augen an. „So fürchterliche Angst!“ Sie setzte sich auf und warf sich ihm an die Brust, die Finger um seine Weste gekrallt, und brach erst jetzt richtig in Tränen aus.
Darius’ presste sie fest an sich und lehnte die Wange an ihr weiches Haar, innerlich verzehrte er sich nach Rache. Arabella hatte immer den Eindruck gemacht, so unabhängig zu sein und niemanden und nichts nötig zu haben. Ganz besonders keinen Mann, der sich um sie kümmerte. Dass sie jetzt so herzergreifend an seiner Brust schluchzte, zeigte ihm, wie groß die Angst gewesen war, die sie ausgestanden hatte. Und wie verängstigt sie noch immer war.
Er sah auf, als Westlake leise hereinkam und ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Karaffe Branntwein brachte. Westlakes Miene verriet seine tiefe Betroffenheit. Obwohl Arabella erst seit wenigen Tagen auf Winton Hall war, hatte sie es geschafft, die Zuneigung des harten Exboxers zu gewinnen. Darius konnte sicher sein, dass Westlake ebenfalls alles tun würde, um ihren Entführer zu finden. Nach einem Nicken verließ der Butler wieder den Salon.
Darius löste sich behutsam von Arabella, um ihnen Branntwein einzuschenken, und ließ Arabella als Erste einen belebenden Schluck nehmen, bevor er sie weiter befragte. „Du musst etwas gesehen haben, Arabella.“ Er runzelte die Stirn. „Konntest du erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war?“
„Natürlich war es ein Mann!“, antwortete sie empört. „Wenn es eine Frau gewesen wäre, wäre ich nicht entführt worden“, fügte sie entschieden hinzu.
Er glaubte ihr, dass sie sich in dem Fall gut verteidigt hätte. Aber damit half sie ihm nicht weiter. Es hätte Francis sein können, aber ebenso gut ein Mann, der für Helena Jourdan arbeitete. Jemand aus seinem eigenen Haushalt, der leicht ein und aus gehen konnte, ohne Misstrauen zu erwecken.
„Erinnerst du dich an irgendetwas? War der Mann hochgewachsen oder klein? Dünn oder dick? Hatte er einen ganz bestimmten Geruch?“
Arabella nahm noch einen Schluck und schloss die Augen, um sich jene Momente noch einmal in Erinnerung zu rufen, als jemand sie in ihrem Schlafzimmer gepackt und ihr den Mund zugepresst hatte. „Er war hochgewachsen, glaube ich. Als er hinter mir stand, konnte er mir mühelos den Arm um die Schultern legen und mich festhalten, sodass ich mich weder rühren noch um Hilfe rufen konnte. Weder dünn noch dick. Ich würde sagen muskulös – so wie du“, fuhr sie fort. „Was den Geruch angeht. Ich erinnere mich wirklich an etwas … Etwas Blumiges, denke ich. Was überhaupt nicht weiterhilft.“ Sie schüttelte bedrückt den Kopf und öffnete die Augen. „Es könnte genauso ein Mann wie eine Frau sein.“
„Nicht ganz, meine Liebste“, wandte er ein. „Du sagst, die Person sei muskulös gewesen, hast du auch Brüste gespürt?“
Sie errötete. „Nein.“
„Also ein Mann.“ Darius nickte zufrieden. „Die Ärmel des Angreifers, waren sie aus einem weichen, teuren Stoff oder aus einem rauen – wie ihn ein Farmer oder Diener tragen könnte?“
„Er war … weich.“ Arabella nickte eifrig. „Wie Samt oder feine Wolle.“
„Gut.“ Darius belohnte sie mit einem kleinen Lächeln. „Hat er irgendetwas gesagt? Wenigstens ein einziges Mal?“
„Ich fürchte, nein“, meinte sie seufzend und nahm noch einen Schluck Branntwein. „Da ist aber etwas, das mir zu denken gibt.“
„Ja?“
„Warum hat sich jemand die Mühe gemacht, mich aus meinem
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