Historical Mylady Spezial Band 2
hatte ihr einen dunklen Sack über das Gesicht gezogen.
„Arabella!“ Darius stürzte vor, um ihr den Sack vom Kopf zu ziehen. Zwei schöne braune Augen funkelten ihn wütend an. Darius achtete nicht auf ihren zornigen Blick, sondern warf die Pistole ins Stroh und riss seine Frau in die Arme. „Mein Gott, Arabella!“ Er presste sie dankbar an sich.
Zunächst erlaubte Arabella sich, die tröstende Umarmung zu genießen. Sie war so erleichtert, Darius wiederzusehen, dass sie einen Moment die unbehagliche Stellung ihrer Arme und Beine und selbst den entsetzlichen Knebel in ihrem Mund vergaß.
Aber dann hielt Darius sie noch länger fest an sich gepresst, obwohl sie schon aufgehört hatte, zu zittern. „Mmm“, brachte sie protestierend an seiner Brust hervor. „Mach mech ’os!“
„Was ist, meine Liebste?“ Er lehnte sich leicht zurück, um sie anzusehen.
„Mach mech ’os!“, wiederholte sie, so gut es der Knebel erlaubte.
Darius runzelte die Stirn. „Entschuldige, Liebling, ich verstehe n…“
„Ich glaube, deine Frau wünscht, dass du sie von dem Knebel befreist“, warf Gray trocken ein.
Arabella blickte auf und sah Lord Gideon Grayson an der Boxenwand lehnen. Sie nickte ungeduldig.
„Oh Himmel“, stöhnte Darius über seine Begriffsstutzigkeit. Selbstverständlich wollte sie von ihren Fesseln und dem Knebel befreit werden! Er war so erleichtert darüber gewesen, sie offenbar unverletzt wiederzufinden, dass er überhaupt nicht daran gedacht hatte. Eilig machte er sich daran, ihr zuerst den Knebel aus dem Mund zu nehmen.
„Na, wenigstens einer von euch besitzt ein wenig Scharfsinn!“, schimpfte sie, kaum dass sie wieder sprechen konnte. „Wirklich, Darius.“ Sie sah vorwurfsvoll zu ihm auf. „Wie kannst du nur so dumm sein?“
Ihre Locken waren völlig zerzaust, ein Schmutzfleck zierte eine Wange, ihre Lippen waren leicht geschwollen und rot von dem Stoff, den sie ihr um den Mund gebunden hatten, und überall hing Stroh an ihrem Kleid. In Darius’ Augen aber hatte sie noch nie schöner ausgesehen.
Allerdings hatte der Schrecken ihrer scharfen Zunge nichts anhaben können!
Darius packte sie bei den Schultern. „Was ist geschehen, Arabella? Wie bist du hierhergekommen? Hast du sehen können, wer dir das angetan hat?“
„Könntest du mich vielleicht erst mal losbinden, damit wir ins Haus gehen können? Dann werde ich deine Fragen beantworten, Darius“, sagte sie. „Ich liege hier schon eine ganze Weile mit meinem dünnen Kleid und friere.“ Wie um ihre Worte zu bestätigen, begann sie am ganzen Körper zu zittern.
Sie nahm kaum wahr, wie Darius ihr die Fesseln von den Händen und Fußgelenken löste und sie dann auf die Arme hob. „Ich kann sehr gut allein gehen“, wehrte sie sich verlegen.
„Ich weiß schon, was du alles kannst“, antwortete er ernst. „Willst du aber ein einziges Mal in deinem Leben still sein und jemand anderem erlauben, sich um dich zu kümmern?“
Die unterdrückte Wut in seiner Stimme brachte Arabella zum Schweigen. Darius sah aus, als könnte er jemandem den Hals umdrehen – und ausnahmsweise nicht ihr!
„Ich schlage vor, du bleibst hier und siehst in den übrigen Ställen nach dem Rechten, Gray“, wandte Darius sich an seinen Freund, bevor er mit Arabella auf den Armen nach draußen ging.
Sie war so glücklich, in seinen Armen zu liegen, als sie in die kalte, windige Nacht traten. Einer der Diener hatte heute Morgen Schnee für den nächsten Tag prophezeit, und so eisig, wie die Luft sich jetzt anfühlte, konnte er richtigliegen.
Seufzend schloss sie die Augen und schmiegte sich enger an Darius’ warmen Körper. Langsam begann die Kälte dahinzuschmelzen, die bis in ihre Knochen vorgedrungen zu sein schien. Arabella wusste nicht, wer sie entführt hatte. Und vor allem nicht, warum. Sie war ganz einfach nur froh, wieder in Sicherheit zu sein. So sehr, dass sie spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
Aber sie durfte nicht weinen. Es wäre einer Duchess nicht würdig, eine solche Schwäche zu zeigen. Es wäre Arabella St Claire – nein, Wynter! – nicht würdig. Dennoch liefen ihr zu ihrer tiefen Demütigung gleich darauf heiße Tränen über das Gesicht.
Darius verstärkte den Griff um sie, als er das Haus betrat und die feuchten Spuren auf ihren blassen Wangen sah. „Bringen Sie etwas Branntwein in den Blauen Salon, Westlake“, befahl er und brachte Arabella in den Salon, wo sie sich noch diesen Morgen geliebt
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