Historical Mylady Spezial Band 2
Darius hatte nicht die Kraft, sich ein weiteres Mal mit seiner Frau zu streiten.
Wo war der Frieden und die Ruhe, die man angeblich in der Ehe fand? Die Zufriedenheit? Die weibliche Fürsorge? Die Wärme und Zuneigung? Doch falls Darius sich wirklich diese Dinge von seiner Frau wünschte, hätte er keine so feurige, aufsässige Frau heiraten dürfen wie Arabella St Claire!
Er blieb abrupt stehen, als er das Ankleidezimmer betrat und sie auch dort nicht vorfand. Hatte er sie vorhin so sehr erzürnt, dass sie ihn jetzt doch verlassen hatte? Und das trotz seiner Warnung, dass er ihr folgen würde? Oder vielleicht gerade wegen seiner Warnungen?
Besorgt kehrte er ins Schlafzimmer zurück und setzte sich auf die Bettkante. Wohin hätte sie denn gehen können? Die Antwort darauf war einfach. Mulberry Hall, Hawks Gut, befand sich nur einen kurz Ritt weit entfernt im benachbarten Gloucestershire.
Zum Teufel!
Darius ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten. Er würde Arabella erdrosseln, wenn er sie fand – mit seinen eigenen Händen! Wie konnte sie es wagen, sich mitten in der Nacht davonzuschleichen, noch dazu, ohne eine Nachricht zu hinterlassen?
Aber Arabella ist alles zuzutrauen, dachte Darius resigniert.
Die Frage war nur, ob er ihr schon heute folgen oder bis zum Morgen warten sollte. Sein erster Impuls war, ihr sofort nachzureiten. Und wenn er sie eingeholt hatte, würde er sie nicht nur übers Knie legen und ihr ein paar harmlose Klapse verpassen! Allerdings war das nur sein erster Impuls. Etwas ließ ihn zögern und warnte ihn davor, ihr zu folgen, bevor er sich nicht beruhigt hatte. Falls ihm das je gelingen sollte!
Darius ließ sich auf die Kissen fallen und starrte an den zartblauen Baldachin über dem Bett. Er stöhnte leise auf, als ihm klar wurde, dass ihre Flucht allein seine Schuld war. Wenn er ihr wenigstens erklärt hätte, weswegen Francis aus England verbannt worden war, sie wenigstens teilweise in sein Vertrauen gezogen hätte. Vielleicht hätte sie sich dann nicht gezwungen gesehen, ihn schon wenige Tage nach ihrer Hochzeit zu verlassen.
Er stockte, als er ihren Duft auf dem Kissen unter sich riechen konnte, und wandte den Kopf, um ihn einzuatmen – erotische Weiblichkeit, vermischt mit einer leicht blumigen Note. Darius wusste, dass er sie für immer mit Arabella verbinden würde.
Plötzlich packte ihn wieder heiße Wut. Er setzte sich abrupt auf und sah sich grimmig im leeren Zimmer um. Zum Henker, wie hatte sie ihm so etwas antun können? Dann runzelte er die Stirn, als sein Blick auf etwas neben dem Spiegeltisch fiel, das leicht im Mondlicht schimmerte. Was war das?
Er erhob sich, ging rasch hinüber und nahm den Gegenstand in die Hand. Es war die Kette, die Arabella vorhin statt seines Diamantenpendants getragen hatte – eine Kette, die einst ihrer Mutter gehört hatte. Selbst im schwachen Mondlicht erkannte Darius, dass die Kette nicht vorsichtig am Verschluss geöffnet, sondern aufgerissen worden war.
Darius konnte sich gut vorstellen, dass Arabella wütend genug gewesen war, um den Verschluss beim Abnehmen versehentlich zu beschädigen, aber die Kette dann achtlos auf dem Boden liegen zu lassen, passte überhaupt nicht zu ihr. Besonders da es sich um ein Schmuckstück handelte, das ihr so viel bedeutete.
Unbewusst schloss Darius die Finger um die Kette, während er sich aufmerksam im Raum umsah. Alles war ordentlich, kein Kamm, kein Handschuh war am falschen Platz …
Nicht ganz. Noch etwas lag auf dem Boden. In der Nähe der Tür. Darius hatte es beim Eintreten nicht gesehen, weil es durch das Öffnen der Tür beiseitegeschoben worden war.
Wie geistesabwesend legte er die Kette auf den Spiegeltisch und zündete hastig die Kerzen des Leuchters an, der auf dem Nachttisch stand. Seine Miene wurde noch finsterer, als er das Zimmer durchquerte und erkannte, dass es sich bei dem Gegenstand auf dem Boden um eine einzelne Kerze handelte. Die Kerze, mit der Arabella den Weg in ihr Zimmer beleuchtet hatte.
Wieder ließ er den Blick durch das Zimmer streifen, aber das Kleid, das Arabella heute Abend getragen hatte, war nirgends zu sehen. Darius bezweifelte sehr, dass sie das blaue Seidenkleid für ihren kühlen mitternächtlichen Ritt gewählt hätte.
Darius griff wieder nach dem Leuchter und eilte zurück ins Ankleidezimmer, wo er alle Schranktüren aufriss und unter den vielen Kleidern dort nach dem blauen Seidenkleid suchte. Er ging die Kleider gleich zweimal durch, um
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