Historical Mylady Spezial Band 2
verlangt, Sie zu bitten, auf demselben Weg in Ihr Zimmer zurückzukehren, auf dem Sie gekommen sind? Es wäre mir nicht angenehm, sollte jemand Sie mein Schlafzimmer verlassen sehen.“
Leise lachend nickte er. „Zehn Minuten, Juliet. Sonst werde ich gezwungen sein, nach Ihnen zu suchen.“
Unmöglich, die Drohung hinter seinen Worten zu überhören. So wie es ihr unmöglich gewesen war, seinem verführerischen Lächeln zu widerstehen. Mit diesem Lächeln kann er wohl jede Frau um den Finger wickeln, dachte Juliet. Sie hatte er jedenfalls dazu gebracht, alles andere als vernünftig zu handeln.
„So, so. Die Schwarze Witwe …“
„Ich wünschte, du würdest sie nicht bei diesem abscheulichen Namen nennen!“, rief Sebastian gereizt. Er stand mit Gray in der riesigen Eingangshalle von Banford Park und wartete auf Juliet. „Wenn du über Sie sprechen willst, nenne sie entweder Lady Boyd oder die Countess of Crestwood.“
Gray zog eine Grimasse. „Mir ist dein deutliches Interesse gestern Abend nicht entgangen, und ich wüsste gern, ob womöglich ihre Anwesenheit hier dein Grund für unsere Teilnahme an dieser Sommergesellschaft ist.“
„Vielleicht“, antwortete Sebastian kühl. „Hast du irgendwelche Einwände?“, fügte er herausfordernd hinzu.
„Ich würde es nie wagen, dir zu widersprechen, alter Junge. Du magst ja den Eindruck vermitteln, dass du ein völlig untätiges, vergnügungssüchtiges Leben führst, aber ich weiß sehr wohl, wie oft du boxen gehst und wie viele Stunden in der Woche du damit zubringst, deine Fähigkeiten in der Fechtkunst zu vervollkommnen! Falls es dich tröstet, Seb, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hatte ganz vergessen, wie wunderschön die Countess ist, bis ich sie gestern Abend wiedersah.“
Diese Bemerkung wusste Sebastian allerdings noch weniger zu schätzen als die erste. „Ich hoffe sehr, dass du nicht die Absicht hast, selbst deinen Charme an ihr auszuprobieren, Gray.“
Sein Freund setzte eine entsetzte Unschuldsmiene auf. „Niemals würde ich mich in den Weg eines Mannes stellen, der besser boxen und fechten kann als ich!“
Als Sebastian das belustigte Funkeln in den Augen seines Freundes bemerkte, entspannte er sich ein wenig. „Sag mir, was weißt du über Edward Boyd?“
„Über ihren Mann?“ Gray zuckte die Achseln. „Solltest du eine solche Frage nicht lieber deinem Bruder Hawk stellen?“
„Leider ist Hawk aber nicht hier.“ Sein ältester Bruder erweckte nach außen hin oft den Eindruck, seiner Umgebung keine Beachtung zu schenken. Tatsächlich aber entging Hawks aufmerksamem Blick kaum etwas. Seine Meinung über Edward Boyd wäre gewiss aufschlussreich gewesen.
„Bei den meisten scheint Crestwood hohes Ansehen genossen zu haben“, bemerkte Gray mit einem leichten Stirnrunzeln. „Er war ein Held in der Schlacht von Trafalgar, weißt du?“
Sebastian nickte. Natürlich wusste er von der Kriegsvergangenheit des Earl of Crestwood. Zwar war er zur Zeit der berühmten Seeschlacht noch auf der Schule gewesen, aber wie alle fünfzehnjährigen Jungen selbstverständlich fasziniert davon.
Sein Interesse an der Frau des Earls war erst sehr viel später geweckt worden, als er Juliet zufällig während eines Balls gesehen hatte, zu dem er seine jüngere Schwester Arabella begleitete, weil Hawk ihn dazu gezwungen hatte. Die Countess hatte eine faszinierende Ausstrahlung besessen und eine überirdische Schönheit, die Sebastian sofort in ihren Bann gezogen hatte.
Jetzt wurde ihm klar, dass er Crestwood, der an jenem Abend so arrogant neben Juliet gestanden hatte, vielleicht größere Aufmerksamkeit hätte schenken sollen. Dass er den Umgang der beiden miteinander etwas eindringlicher hätte beobachten sollen …
„In dem Fall ist unser Gastgeber wohl derjenige, mit dem du sprechen solltest, wenn du mehr über Crestwood erfahren willst“, schlug Gray vor.
„Bancroft?“
Gray nickte. „Sie waren schließlich beide Mitglieder des Oberhauses und beide Berater für das Kriegsministerium während des Kriegs gegen Napoleon. Bancroft weiß ganz bestimmt etwas.“
„Reden wir später weiter, Gray.“ Sebastian wurde abgelenkt, da Juliet anmutig die breite Treppe herunterkam.
Ein seidener Hut von derselben Farbe wie ihr hochtailliertes Kleid bedeckte ihre dunklen Locken. Dazu trug sie einen Sonnenschirm aus Spitze, um ihren zarten blassen Teint vor den Sonnenstrahlen zu schützen.
Alles an Juliet Boyd war zart und zerbrechlich, stellte
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