Historical Platin Band 04
Lehnsherrn gekommen war. Fünf Sommer später war er unter die Wehrfähigen und nach weiteren zwei Jahren in den Adelsdienst aufgenommen worden. Schon als Knappe hatte er einmal dem Prinzen Geoffroir das Leben gerettet. Seit jenem weit zurückliegenden Tag waren der Sohn des Königs von England und er, das Kind zur linken Hand eines landlosen Soldritters, zu vertrauten Heergesellen und Kumpanen geworden.
In all der verflossenen Zeit hatte er ihm treu gedient und erst neuerdings, da es zu ständigen Querelen unter den drei überlebenden Söhnen des zweiten Henry gekommen war, Zweifel an der Loyalität des Herzogs zu seinem Vater bekommen.
Im verflossenen Sommer war der Thronerbe plötzlich in Martel an der Dordogne an einer von den Ärzten nicht zu heilenden Krankheit verschieden. Daraufhin hatte Henry den Beschluss gefasst, John, seinem jüngsten Spross, Aquitanien und Poitou zum Geschenk zu machen. Richard, Comte du Poitou, Duc de l’Aquitaine und als zweiter Sohn des Königs von England neuer Erbe des Reiches, hatte indes darauf bestanden, seine Gebiete zu behalten.
Als Folge davon hatten die Prinzen John und Geoffroir sich verbündet und Söldner, die zuvor im Dienst ihres Bruders Henry standen, gegen Richard Plantagenet zu Felde geschickt. Er war jedoch auf den Einmarsch der Truppen vorbereitet gewesen, hatte sich der Unterstützung eines berüchtigten Söldnerführers namens Mercadier versichert und, derweil seine beiden Brüder im Poitou wüteten, mit ihm sowie einem großen Heer die Bretagne überfallen. Sobald die Kunde von diesen Zwistigkeiten dem zweiten Henry zu Ohren gelangt war, hatte er seine drei Söhne zu sich nach Westminster befohlen, damit sie sich dort öffentlich versöhnten.
Unwillkürlich überlegte Richard, wie er sich verhalten solle, falls sein Lehnsherr sich nicht dem Vater unterordnen würde. Dann stünde er vor der misslichen Wahl, sich zwischen dem König und dem Herzog entscheiden zu müssen. Beklommen hielt er sich vor, dass er dem Duc viel schuldig war, auch den Umstand, dass er bald der Gatte einer sehr wohlhabenden Frau sein würde. Flüchtig streifte sein Blick eine der dicken Wachskerzen, und bestürzt bemerkte er, dass sie bereits einen weiteren Teilstrich heruntergebrannt war. „So ich mich nicht spute, Monseigneur“, äußerte er betreten, „wird meine Braut vor dem Altar meiner harren müssen.“
„ Parbleu , Sire!“, erwiderte Geoffroir amüsiert. „Steht Ihr bereits unter Madame de Trémonts Fuchtel? Ich brenne darauf, sie ein weiteres Mal zu sehen.“
Sobald Richard im Gefolge des Herzogs das Gotteshaus betreten hatte, sah er, dass seine Braut noch nicht anwesend war. Hastig entsandte er seinen Knappen zu ihr mit dem Ersuchen, sie möge unverzüglich in der Basilika erscheinen.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich mit ihren Begleiterinnen in der Kirche einfand. Langsam schritt sie den Mittelgang entlang, hielt vor dem Duc d’Anjou an und erwies ihm die Ehre, indes auf eine sehr knappe, keinesfalls devote Weise. Verärgert furchte Richard ob dieser vorsätzlichen Unhöflichkeit die Stirn. Der Herzog hingegen schien nicht verstimmt zu sein, denn huldvoll reichte er ihr die Hand und forderte sie auf, sich zu erheben.
„Viele Monde haben gekreist, Madame, seit wir uns zuletzt sahen“, sagte er lächelnd. „Welch glückliche Fügung, uns jetzt erneut zu begegnen.“
„Ihr nennt es eine glückliche Fügung, Monseigneur, dass ich Witwe geworden und ein weiteres Mal Eurer Obhut unterstellt bin?“, fragte Mellisynt spöttisch. „Nun, wenn Ihr es so zu bezeichnen beliebt, kann ich Euch nicht widersprechen.“
Erstaunt über den süffisanten Zungenschlag schaute er sie an. Gutmütig und gewohnt, mit leicht reizbaren Weibern umzugehen, schmunzelte er nur, ergriff ihre Hand und führte sie dem vor den Altarstufen wartenden Bräutigam zu. „Es dauert mich, Madame“, gestand er dann bekümmert, „dass Eure Ehe dermaßen überstürzt geschlossen werden muss. Sobald Ihr Euch in London eingefunden habt, werde ich veranlassen, dass Euch zu Ehren ein üppiges Gastmahl und mancherlei Lustbarkeiten veranstaltet werden.“
„Es soll mir recht sein, Seigneur“, sagte sie kühl.
„Nun, nicht allein Euch zuliebe soll dies geschehen“, entgegnete er ein wenig verstimmt. „Messire Richard d’Edgemoor ist nicht nur mein getreuer Vasall, sondern auch ein mir werter Kampfgefährte. Daher möchte ich ihn wie Euch auszeichnen.“ Brüsk gab er dem geduldig wartenden
Weitere Kostenlose Bücher