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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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hatten einfinden können. Alle anderen von geringem Rang waren in vier weiteren Sälen untergebracht worden.
    Mellisynt sah den Gatten bereits an einem der Tische, die unterhalb der Empore aufgestellt waren, ihrer harren. Er begrüßte sie höflich, nachdem sie sich zu ihm gesellt hatte, und entbot auch Mademoiselle de Brissac seine Ehrerbietung.
    Der Lärm im Saal war ohrenbetäubend. Bedienstete gingen mit Krügen an den Bänken entlang, gossen den Geladenen aromatisiertes Wasser über die Finger, das von anderen Dienern in einer Schüssel aufgefangen wurde, und reichten dann den Herrschaften duftende Tücher zum Trocknen der Hände.
    Jäh erscholl eine Fanfare, und ein Herold verkündete das Erscheinen des Königs. Neugierig blickte Mellisynt zur Pforte, durch die der zweite Henry und sein Gefolge Einzug in die Halle hielten.
    In einen güldenen, mit Löwen bestickten Surkot gekleidet, der mit wunderschönem Otterpelz abgesetzt war, darunter eine blaue, golddurchwirkte Tunika, die mit prächtigen Steinen geschmückte Krone auf dem rötlichen Haar, näherte der Souverain sich der Tafel, ständig mit den Händen herumfuchtelnd. Er machte einen innerlich rastlosen Eindruck, der zu bestätigen schien, dass er nie still sitzen könne und dauernd in Bewegung sein müsse. Von gedrungener, beinahe feister Gestalt, müdem Blick und aufgeschwemmtem, von vielen Exzessen gezeichnetem Gesicht, hinkte er schwerfällig einher, das linke Bein nachziehend, das ihm von einem ausschlagenden Ross zertrümmert worden war. Sein roter Bart reichte ihm bis auf den breiten, von einer funkelnden Fibel geschlossenen Kragen des mit roter Seide ausgeschlagenen Hermelinumhanges.
    Mellisynt hatte sich in das Gemach im Königspalast führen lassen, in dem das Bild hing, um das sich eine erschütternde Geschichte rankte. Es stellte einen Adler mit seinen vier Nestlingen dar, von denen drei ihn mit Schnäbeln und Klauen angriffen, während der vierte auf seinem Hals hockte und offenbar versuchte, ihm die Augen auszuhacken. Es hieß, beim Anblick des Gemäldes habe der König, von seiner Eskorte gefragt, was es symbolisiere, erklärt, die vier Jungen des Adlers seien seine vier Söhne, die ihn bis in den Tod verfolgen würden. Und der jüngste, Prinz John, den er am meisten ins Herz geschlossen habe, werde ihn am grausamsten behandeln und noch tiefer verletzen denn die anderen drei.
    Die Kunde von der Deutung hatte sich rasch verbreitet und allgemeines Entsetzen hervorgerufen. Niemand vermochte zu glauben, dass die königlichen Prinzen ihrem Vater so übel mitspielen würden.
    Zu seiner Linken wandelte seine Gemahlin Eleonore, die Erbtochter des Herzogs von Aquitanien. In erster Ehe mit dem siebten Louis aus dem Geschlecht der Kapetinger vermählt, hatte sie sich mit ihrem Gatten auf dem Kreuzzug nach Palästina entzweit und war von ihm verstoßen worden. Der Heilige Stuhl hatte dann ihre Ehe annulliert, sodass sie die Gemahlin Henry Plantagenets werden konnte.
    Sie blickte auf dreizehn Sommer mehr denn er zurück, war indes noch immer schmuck anzuschauen. Sie hatte ein ovales, schlankes Gesicht, über den dunklen Augen hochgewölbte Brauen, eine schmale, edel geformte Nase, Lippen von feinem Schwung und ein ausgeprägt energisch wirkendes Kinn. Ungeachtet des Umstandes, dass sie in ihrem Leben dem Herrscher Frankreichs zwei Töchter und ihrem jetzigen Gemahl fünf Söhne und drei Töchter geboren hatte, war sie von ranker Gestalt, die durch die kostbare Robe hervorragend zur Geltung kam.
    Mellisynt bestaunte den über und über mit güldenen Kienäpfeln bestickten scharlachroten Mantel der Herrscherin, eine Gabe ihres Gemahls, die kostbare Gewandung und die von Steinen funkelnde Krone.
    Von Constance de Bretagne hatte Mellisynt erfahren, die Königin gelte als schön und keusch, imposant und bescheiden, demütig und beredt zugleich, und im Stillen gab sie der Herzogin recht. Wie gebannt schaute sie Königin Eleonore an, gefangen von dem Glanz und der gebieterischen Aura, die von ihr ausging.
    Nur widerstrebend löste sie den Blick von ihr und richtete ihn auf die nachfolgenden Prinzen königlichen Geblüts und die hinter ihrem Gemahl Heinrich dem Löwen herschreitende Matilda von England. Der rothaarige Duc d’Aquitaine und Comte du Poitou war von hochgewachsener Gestalt und hatte eindrucksvolle graue Augen. Vom Wesen her heiter und voller Witz, gesegnet mit der Begabung, anrührende Reime zu verfassen, entsprach er im Äußeren weitestgehend

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