Historical Platin Band 04
in den Mund. Er war kaum noch imstande, etwas zu sehen, und zügelte sein Ross, um nicht im Getümmel aus Versehen einen der zu seiner Partei zählenden Söldner zu treffen. Dem Ross stand der Dampf vor den Nüstern; mehrere Schläge hatten seinen Brustschutz getroffen, doch zum Glück war der Hengst nicht verletzt.
Richard bemühte sich, in dem Kampfgeschehen die Übersicht wiederzugewinnen. Er hatte erst die Fußknechte gegen die Truppen des Comte de Toulouse geschickt, dann die Schützen die Armbrüste abschießen lassen, schließlich die Berittenen ins Gefecht geschickt. Es gelang ihm nicht zu erkennen, ob das von ihm befehligte Kriegsvolk mittlerweile den Widerstand des feindlichen Lagers durchbrochen hatte. Überall waren die mit dem Hermelin des Hauses der Bretagne verzierten Waffenröcke zu sehen, doch dazwischen auch die das Wappen des Geschlechtes derer von Toulouse tragenden. Nirgendwo konnte Richard das Banner des Herzogs erblicken, das ihm angezeigt hätte, ob die Linie des Gegners bereits durchstoßen war.
Angestrengt schaute er sich um, entdeckte plötzlich hinter sich seinen Knappen und ein Stück seitlich von diesem Villard de Caumont, einen seiner Hauptleute. „ En avant !“, schrie er erleichtert. „Für Geoffroir Plantagenet d’Anjou und die Bretagne!“
Der Kriegsruf wurde von Mann zu Mann weitergegeben, und das Fußvolk folgte ihm ebenso willig wie die Berittenen, wenngleich es zunehmend schwieriger geworden war, sich im weichen, von vielen Hufen und Füßen lose getretenen Erdreich fortzubewegen.
Richard trieb den Hengst an und lenkte ihn auf die Spitze der sich offenbar teilenden Truppen des Comte zu. Es hatte ganz den Anschein, als wollten sie ihn umzingeln, und das durfte nicht geschehen. Mit voller Wucht führte er den Schwertarm und drosch auf jeden ein, der das Wappen des Grafen auf seinem Waffenrock trug.
Unvermittelt traf eine Pfeilspitze den Kopfschutz seines Rosses und bohrte sich in dessen Hals. Vor Schmerz wiehernd, bäumte der Falbe sich auf und brach dann in den Vorderläufen ein. Erschrocken versuchte Richard, die Eisenschuhe aus dem Steigleder zu ziehen, um sich zu retten. Es gelang ihm nur mit dem rechten Fuß. Der schwere Hengst sank zur Seite und fiel auf Richards linkes Bein.
Die Lanzenträger rannten an Richard vorbei. Er stemmte den rechten Fuß gegen den Sattel und bemühte sich angestrengt, das linke Bein unter dem zuckenden Tier hervorzubekommen. Viele Reisige kamen zu Tode, weil sie unter ihrem Ross begraben oder von nachstürmenden Söldnern zu Tode getrampelt wurden. Aufatmend sah er Monsieur de Caumont, begleitet von dessen Knappen, zu ihm reiten. Der Schildträger half dem schwer gerüsteten Hauptmann aus dem Sattel und rannte dann mit ihm herbei. Mit vereinten Kräften schaffte man es, den sich im Todeskampf immer wieder aufbäumenden Hengst so weit fortzustemmen, dass Richard das linke Bein befreien konnte.
Der Knappe half ihm auf und stemmte ihn in den Sattel eines herrenlosen Rosses, dann war er dem Hauptmann beim Aufsitzen behilflich. Richard ließ sich das zu Boden gefallene Schwert geben und mischte sich sogleich wieder in das Gefecht.
Der Kampf tobte noch geraume Zeit, doch mehr und mehr erlahmte der Widerstand des Feindes. Schließlich wurde das Banner des Grafen von Toulouse erobert, und daraufhin gab Richard dem Trompeter die Order, zum Zeichen des Sieges das Heerhorn zu blasen. Die überlebenden Fähnriche übergaben die Wimpel der einzelnen Heeresteile des Comte de Toulouse, und der Gegner streckte vollends die Waffen.
Schwer atmend ließ Richard den Blick über das Schlachtfeld schweifen, über die unzähligen Gefallenen, die toten Rosse, die stöhnenden Verwundeten, die am Flussufer am Rand der Ebene zusammengedrängten Gefangenen. Nach jedem Kampf bot sich dieses Bild der Verwüstung, doch diesmal haderte Richard im Stillen mit seinem Lehnsherrn.
„Sollen die dingfest gemachten Herren nach Montauban verbracht werden?“, erkundigte sich Mathurin.
Müde schaute Richard den ergrauten Ritter an, nickte und erwiderte hart: „Ja! Monseigneur wird darüber befinden, wo sie eingekerkert werden, bis sie das geforderte Lösegeld gezahlt haben. Sorgt dafür, dass der Schreiber ihre Namen vermerkt und auch den der Männer, die sie in ihre Gewalt gebracht haben. Es soll alles seine Ordnung haben, sodass sie die ihnen zustehende Belohnung erhalten. Befindet Monsieur Raymond sich unter den Gefangenen?“
„Ja, Sieur.“
„Gut!“, erwiderte
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