Historical Platin Band 04
Richard zufrieden. „Bringt den Grafen in mein Zelt!“, wandte er sich an Monsieur Barthélemy. „Achtet darauf, dass es ihm an nichts gebricht.“
Der Knappe verbeugte sich und schloss sich dem Hauptmann an.
Seufzend gestand Richard sich ein, dass er vollkommen erschöpft war. Im Sattel erschlaffend, schob er die schwere Waffe in den Schwertbalg und fragte sich erneut, ob die Absichten des Duc d’Anjou wirklich dieses Gemetzel wert waren.
Wieder schaute er zur Garonne hinüber, über das Schlachtfeld hinaus, auf die unversehrt gebliebenen Wiesen, die im Licht der Sonne schimmerten. Das satte Grün erinnerte ihn an die Augen der Gemahlin, aus denen im winterlich verschneiten Garten zu Winchester erwartungsvolle Lebensfreude geleuchtet hatte.
In den verflossenen Monaten hatte er immer wieder an sie gedacht und überlegt, warum er sie sich nicht aus dem Sinn schlagen konnte. Das Bewusstsein, dass sie seiner in Edgemoor harrte, hatte ihm stets aufs Neue innere Kraft verliehen. Er bildete sich ein, sie sehne sich nach ihm, warte ungeduldig auf seine Rückkehr, und auch ihn drängte es, baldigst bei ihr zu sein.
Nach einem letzten Blick über das Schlachtfeld, wo man begonnen hatte, die Waffen einzusammeln, die Toten zusammenzutragen und die Verwundeten fortzuschaffen, winkte er Monsieur de la Planche, den Fahnenführer der Lanzenträger, zu sich und wies ihn an, die Hauptleute für eine Lagebesprechung in seinem Zelt zusammenzurufen. Dann trat er dem Rappen in die Flanken, ritt vom Hügel herunter und kehrte ins Heerlager zurück.
Anders denn gehofft, war es Richard nach dem vor Toulouse errungenen Sieg nicht möglich, unverzüglich nach England zurückzureisen. Die Prinzen Richard und John waren von ihrem Vater über das Christfest im Palast zu Winchester festgehalten worden, derweil Geoffroir, der Duc d’Anjou, sich zunächst mit dem Auftrag in die Normandie begeben hatte, das Land unter Kontrolle zu halten. Prinz Richard hatte, beunruhigt durch diese versteckte Mahnung, er dürfe es nicht als Selbstverständlichkeit betrachten, nach dem Hinscheiden seines älteren Bruders Henry im Erbfolgestreit um die Krone des Reiches mit der Normandie und dem Herzogtum Anjou bestallt zu werden, ein Heer aufgestellt.
Henry von England war, alarmiert über die Kunde, sein Sohn Richard habe den Befehl, endlich die Feindseligkeiten einzustellen, derart offenkundig missachtet, in die Normandie gereist und hatte seinerseits begonnen, Truppen zusammenzustellen, um zu verhindern, dass der aufsässige Prinz in das Lehnsland seines Bruders Geoffroir einfiel.
Um ihn zu zwingen, sich ihm unterzuordnen, griff er auf ein sehr probates Mittel zurück. Er befahl seiner Gemahlin Eleonore, sich bei ihm einzufinden, und entsandte einen Kurier an den Prinzen Richard mit der Maßgabe, seiner Mutter, der rechtmäßigen Herzogin von Aquitanien, die Oberhoheit über das Land zurückzugeben. Da Monsieur Richard seiner Mutter in tiefer Zuneigung zugetan war, beugte er sich der Order und legte die Waffen nieder.
Aber auch er hatte einen Erfolg zu verzeichnen. Seine Mutter war wieder in alle ihre Rechte als Herrscherin über Aquitanien eingesetzt worden, und somit hatte er Aussicht, das Herzogtum nach deren Dahinscheiden behalten zu können.
Monseigneur Geoffroir de Bretagne wiederum hatte zum Ausgleich dafür, dass er eidlich gelobte, nicht erneut mit seinem königlichen Bruder Richard Feindseligkeiten anzuzetteln, die Zusicherung bekommen, sein aus der Ehe mit Constance de Bretagne entstandener Anspruch auf das Herzogtum Bretagne und die Grafschaft Nantes werde nicht angetastet. Nach dieser für ihn glücklichen Wende beschloss er, im Triumph nach Rennes heimzukehren, und ließ seinen Lehnsmannen durch Boten verkünden, sie hätten sich im Wonnemond bei ihm einzufinden.
Als Herr der Festung Trémont war Richard daher gehalten, wie alle Würdenträger an der Reichsversammlung teilzunehmen. Unzählige Grafen, Barone und Ritter, Bischöfe, Prälaten und Äbte versammelten sich in der Stadt, ein jeder mit großem Gefolge. Entsprechend den Verfügungen, die sein Vater in England zur Beschneidung der Rechte seiner Vasallen getroffen hatte, erließ er seinerseits Dekrete dieser Art, die zunächst mit großem Murren aufgenommen wurden und auf heftigen Widerstand stießen. Es gelang ihm jedoch, sie im Verbund mit ihm wohlgesinnten Edlen durchzusetzen, und zum Ende der Zusammenkunft hatte jeder seiner Lehnsträger den Treueid erneuert.
Richard war
Weitere Kostenlose Bücher