Historical Platin Band 04
froh, dass die Auflösung der Versammlung und der bevorstehende Aufbruch des Herzogs nach England ihm nunmehr endlich die Möglichkeit bot, zur Gemahlin heimkehren zu können.
„Es ist schön, wieder hier zu sein!“, rief Geoffroir aus, hielt den Passgänger auf der Anhöhe an und schaute auf die Weite des Nordmeers.
Nach der Landung im Hafen von Kingston war man mit dem Tross zwei volle Tage in starkem Trab gen Norden geritten und hatte nun die Grenze von Edgemoor erreicht. Das Sonnenlicht flirrte über dem Wasser; Wogen brandeten an die Felsen, und Gischt sprühte auf, vom Wind über die Klippen getragen. Der wundervolle Anblick war für Richard erneut die Bestätigung für seine Liebe zu diesem rauen Land und der Veste, die über die sich weit gen Westen hinziehende Marsch und die See wachte. An diesem Ort musste er nicht mit höfischen Intrigen rechnen, sich nicht der Neider erwehren. Dies war sein eigenes kleines Reich, und hier wartete die Gemahlin auf ihn.
Er malte sich aus, wie sie ihm entgegeneilen würde, schön gewandet und lächelnden Angesichts, züchtig vor ihm innehaltend und seiner Begrüßung harrend. Zufrieden dachte er an die Juwelen, die er in der Bourse bei sich hatte, und stellte sich vor, wie er die Gattin damit schmücken würde, im Saal der Ritter, vor den versammelten Würdenträgern und dem Gesinde, auf dass ein jeder sah, wie hoch er sie in Ehren hielt.
„Es war gut, dass ich mich entschlossen habe, gleich mit Euch nach Norden zu reiten“, sagte Geoffroir zufrieden. „Hätte ich vorher dem Verlangen meines Königs stattgegeben und mich in Winchester eingefunden, wäre es sicherlich zu einer Auseinandersetzung mit meiner Gemahlin gekommen.“
Richard enthielt sich einer Anmerkung. Mit der Zeit war sein Groll auf den Grandseigneur zurückgegangen, hatte sich indes noch nicht ganz gelegt. Er schüttelte den Kopf, um sich von den ihm durch die Sommerhitze ins Gesicht getriebenen Schweißtropfen zu befreien, erblickte plötzlich weit unter sich eine weibliche Gestalt, die langsam aus der Brandung zum Sand ging. „ Parbleu !“, sagte er überrascht.
„Was habt Ihr?“, wunderte sich Geoffroir.
„Seht dort, Seigneur, das Weib, das sich dem Strand nähert.“
Geoffroir sah die Frau, die mit gerafften Röcken aus dem Wasser kam, sodass man ihre schlanken Fesseln sehen konnte. Das Linnen des Hemdes klebte ihr am Leibe und ließ die gut gewachsenen Formen erkennen. Unversehens drehte sie sich zum Meer um und winkte. Zwei dunkle Punkte waren auf den Wellen zu sehen, die sich langsam näherten. „ Parbleu , Sire!“, sagte er schmunzelnd. „So es sich um eine Leibeigene handelt, beanspruche ich sie mit dem Recht des Lehnsherrn.“
Entgeistert hatte Richard die Gemahlin an der ihm wohlvertrauten Gestalt und dem rötlichen Haar erkannt. Plötzlich rannten auch ihre Begleiter durch die Brandung, und fassungslos sah Richard, dass es sich um seinen Pagen Colet de Montrevault und den Sloughi handelte. Der Hund schüttelte sich und lief dann kläffend zu ihr.
„Findet heraus, wer das Weib ist“, sagte Geoffroir eifrig. „Und sobald Ihr das wisst, schickt es heute Nacht zu mir. Ich möchte es mir gern von Nahem betrachten.“
„Wie Ihr wünscht, Monseigneur“, erwiderte Richard trocken. „Wenn Ihr gestattet, verlasse ich Euch jetzt, damit ich meiner Gemahlin mitteilen kann, dass Ihr sie zu empfangen wünscht.“
11. KAPITEL
Mellisynt setzte sich auf einen glatten Stein, zog die Knie an und stützte das Kinn auf die verschränkten Hände. Belustigt beobachtete sie den fröhlich lachenden Pagen, der mit dem Windspiel auf sie zugelaufen kam. Es freute sie zu sehen, wie Colet de Montrevault und der Sloughi sich zum Besseren verändert hatten.
Zum ersten Mal im Leben hatte sie in den verflossenen Monaten Muße gehabt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihr behagten. Messire Ailmer sorgte für die Sicherheit der Burg, Abaelard of Hayton für die Verwaltung des Haushaltes, Wulfnoth of Gode für die der Einkünfte und Goll of Withern für die notwendigen Vorräte.
Die Verwalter des Gatten hatte sie in der ersten Woche nach der Ankunft in Begleitung des Stiefsohnes und seines Ohms kennengelernt, und noch immer entsann sie sich mit Schaudern der langen Ritte, auf denen die Ländereien inspiziert wurden. Nach den drei Tagen, die der Schatzmeister des Königs Monsieur William gewährt hatte, war der Jüngling zu ihm zurückgereist.
Danach hatte sie
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