Historical Platin Band 04
halb die Lider.
„Keine, hätte ich dir früher geantwortet. Das hätte ich jedoch vor der Zeit gesagt, als du mich in Iain MacBrans Koben zurückließest, damit ich lebendigen Leibes in den Flammen umkomme.“
„Was soll ich getan haben? Nein, das stimmt nicht! Ich habe dich ins Freie gezerrt. Ich wollte nicht, dass du stirbst.“
„Du wagst es, mir noch immer mit Lügen zu kommen?“
Seana schaute Micheil an und sah, dass seine Miene sich verhärtet hatte. „Ich sage die Wahrheit“, antwortete sie heftig. „Ich habe die Stränge deines Rosses vom Baum geschnitten und dich aus der Kate geschleppt.“ Sie war nicht mehr imstande, sich mit Micheil zu streiten, und gestand sich die Niederlage ein. „Ich bin dir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert“, flüsterte sie. „Du willst mir keine Gnade erweisen. Tu, was du vorhast. Es ist nicht mehr von Bedeutung für mich.“
Micheil war unschlüssig. Er sah Seana an, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte. Sie konnte nicht gut lügen. Er entsann sich, dass David ihm berichtet hatte, ihn mit dem Kopf zum Koben liegend vorgefunden zu haben. Er erinnert sich auch, was er dem Bruder erwidert hatte. Er hatte Seana in Iain MacBrans Kate suchen wollen. In dem Fall er die Kraft gehabt hatte, ins Freie zu kriechen … Micheil sah Seana an. Sie hatte das Haupt gesenkt und zitterte. Er wusste, dass sie ihn nicht belogen hatte. Sie hatte nicht den Mut, Blut zu vergießen. Zudem hatte sie nicht gewusst, wer er in Wirklichkeit war, ihm jedoch misstraut. Das wiederum hatte er seiner Sorglosigkeit zuzuschreiben. Sie hätte den ihr als „James“ bekannten Mann bestimmt nicht hilflos den Flammen ausgesetzt zurückgelassen.
Micheil ging zu ihr und blieb vor ihr stehen. Was er beabsichtigte, war nicht mehr von Bedeutung, wie sie soeben geäußert hatte. Zu viele Bewohner der Veste harrten auf dem Hof, im Saal, auf den Wehrgängen darauf, die Schreie der Gefangenen zu hören. Micheil wagte nicht, gnädig mit ihr zu verfahren. Er ergriff ihr Kinn und drückte ihr den Kopf höher.
„Fass mich nicht an!“, herrschte sie ihn an und entzog sich ihm.
„Mich dünkt, du schickst dich doch nicht so ergeben in dein Los. Vielleicht musst du gezähmt werden, doch zunächst lehre ich dich Gehorsam. Ich habe nicht vor, ständig in der Kammer hinter dir herzulaufen. Komm her!“
Sie hastete zur Tür.
„Bleib stehen!“, befahl er. „Die Stiege wird gut bewacht. Oder möchtest du, dass die Schildwarte dich zu mir zurückzerren?“
Seana sah sich in die Enge getrieben und drehte sich um. Die gründlich bedachten Fluchtpläne brachen in sich zusammen. Sie konnte nicht zulassen, dass er sie berührte. Sie wusste, dann würden ihre Gefühle sie verraten. Hass wallte in ihr bei der Erkenntnis auf, dass er sie so mühelos bändigen konnte. „Ich mache mir nicht noch mehr Schande, indem ich mich dir willig hingebe!“, sagte sie erbittert.
„Unsere Vereinigung war nicht schmählich.“
„Versuch nicht, mich mit schönen Worten umstimmen zu wollen. Ich wohne dir nicht bei.“
„Diese Entscheidung steht nicht dir zu.“
Seana sah Micheil auf sich zukommen und vermochte nicht, sich von der Stelle zu bewegen. Sie würde ihn nicht bitten, von ihr zu lassen.
Jäh ergriff er sie beim Handgelenk und riss sie an sich.
„Ich werde dir nicht beiliegen!“, schrie sie ihn an und wehrte sich gegen ihn. Da er ihre Arme festhielt, versuchte sie, ihn zu treten.
Behend wich er ihr aus.
Immer wieder rief sie, dass sie ihm nicht zu Willen sein werde, bis sie schließlich keuchend innehielt. Sie hob den Kopf, sah Micheil an und flüsterte: „Ich weiß sehr gut, dass du mich eigentlich nicht willst.“
Hätte sie nicht die Augen von ihm gewandt, wäre ihr gewiss das Verständnis für ihre Zwangslage aufgefallen, das in diesem Moment aus seinen Augen sprach.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, und sogleich erwachte von Neuem ihr Widerspruchsgeist. Sie wollte ihm das Gesicht zerkratzen, stieß ihn und hörte ihr Kleid zerreißen. Ihr war jetzt nur daran gelegen, schnell zum Lager zu kommen und die dort versteckte Dagasse an sich zu bringen.
Mit einem Ruck verbreiterte Micheil den Riss, zerrte ihr das Gewand herunter und ließ sie los. Er sah sie zum Bett rennen, während er sich den Rock auszog.
Seana hatte den Eindruck, sein herausfordernder Blick treibe sie dazu an, ihre schwachen Bemühungen, ihm Widerstand zu leisten, noch zu verstärken. Sie bekam es mit der Angst und schloss verstört die
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