Historical Platin Band 04
schweigen. Selbst wenn sie Micheil die Geschichte berichtet und er ihr geglaubt hätte, würde er dem Verlangen nicht widerstehen können, sie zu erniedrigen und von allen Männern geschändet zu wissen. Eine andere Wahl blieb ihm nicht. Seana wusste, ihr Schweigen würde sie beschützen.
„Ich bin nicht sehr geduldig, wie ich dir bereits einmal zu verstehen gab, Seana!“
„Ich habe dir nichts mitzuteilen. Tu, was du tun musst und was du tun willst. Ich habe dir ebenfalls schon einmal gesagt, dass es für mich ohne Bedeutung ist.“
„Du bist halsstarrig. Wirst du meinem Schwert die bloße Hand hinhalten? Ich gebe dir diese Möglichkeit, mir die Wahrheit zu sagen.“
Der Klang seiner Stimme veranlasste Seana, ihn anzusehen. Alles, was sie bereits hatte ertragen müssen, machte sie misstrauisch. Micheil behauptete, sie zu hassen, und dennoch begehrte er sie. Er wirkte, als sei er bereit, dem Einhalt zu gebieten, was er selbst in die Wege geleitet hatte. Möglicherweise war das ein neuer abscheulicher Einfall, um ihren Willen zu brechen. Sie musste von Sinnen gewesen sein, als sie angenommen hatte, ihm vertrauen zu können.
„Dein Schweigen verdammt dich!“, sagte er düster.
Ein eigenartiges Gefühl der Leere erfasste sie. „Die Wege, die wir gehen, wurden uns vor langer Zeit vorbestimmt“, erwiderte sie bedächtig. „Du magst denken, ein Weib habe kein Ehrgefühl, doch das ist ein Irrtum. Ich bin eine MacKendrick. Ich will nicht, dass man von mir sagen kann, ich hätte einen MacGlendon um Gnade gebeten.“
„Das fiel dir nicht schwer, als du noch der Meinung warst, ich hieße James.“
„Ja, das ist richtig. Aber du hast mich belogen. Alles, was du unter falschem Namen getan hast, war eine Lüge, die mir auch den letzten Rest der Unerfahrenheit nahm. Du hast mich auf die gemeinste Weise benutzt, wie ein Mann ein Weib ausnutzen kann. Mehr habe ich dir nicht zu sagen.“
„Du hast keinen Grund, mir Vorwürfe zu machen, da ich dich nicht geschändet habe“, entgegnete Micheil spöttisch. „Wir beide wissen, dass die Behauptung, ich hätte mich an dir vergangen, die größte aller Lügen wäre.“
Seana senkte den Kopf. „Gibt es kein anderes Weib, mit dem du dich verlustieren kannst?“, fragte sie leise. „Musst du mich meines Schlafs und Seelenfriedens berauben?“
„Beides stiehlst auch du mir!“ Rasch ging Micheil zu ihr, ergriff sie bei den Schultern und riss sie hoch. Sie warf den Kopf in den Nacken, sodass ihr Haar ihm über die Hände fiel. Im gleichen Moment bemerkte er die blau verfärbte Stelle und den blutverkrusteten Riss auf ihrer Wange. Erregt presste er die Finger um ihre Schultern und fragte scharf: „Wer hat gewagt, dich zu schlagen?“
„Weshalb willst du das wissen? Es ist ein Zeichen, das jeder sehen kann, im Gegensatz zu denen, die du mir beigebracht hast.“ Micheils sichtbare Wut versetzte sie in Zorn, wiewohl sie wusste, dass es unangebracht war, unbeherrscht zu sein. „Du hast es auf dasselbe Ergebnis abgesehen“, fuhr sie fort. „Wenngleich du vorgibst, nicht geduldig zu sein, ziehst du die Entscheidung über mein Los nur in die Länge. Raff dich endlich auf, die Sache hinter dich zu bringen!“
„Bedeutet das, du bittest mich?“, fragte Micheil und schüttelte Seana heftig. Er war aufgebracht, weil sie sich weigerte, ihm zu sagen, wer sie geschlagen hatte.
„Nein! Ich könnte dich nie um etwas bitten.“
„Sobald ich herausgefunden habe, wer dir das angetan hat, werde ich ihn töten.“
„Nein, vergieße nicht schon wieder Blut!“, entgegnete Seana beklommen. „Es müssen nicht noch mehr Menschen ihr Leben lassen.“
„Dann bittest du mich, den Hundesohn zu verschonen, der dich geschlagen hat?“
Die Widerstandskraft verließ Seana, und matt wiederholte sie: „Nein, ich könnte dich nie um etwas bitten.“
Micheil starrte sie an. Im Gegensatz zu ihren Worten war ihr Blick flehend. Er hielt den Atem an. Er begehrte sie, ersehnte sie sich wieder so stürmisch und temperamentvoll, wie er sie kannte, voller ungezähmter Leidenschaft, die es vermochte, ihn den Weg vergessen zu machen, der ihm durch den vom Vater verlangten Schwur vorgegeben war. Er packte sie an den Haaren, zerrte ihr den Kopf nach hinten und küsste sie auf den ranken Hals, bis sie vor Verlangen wimmerte.
Sie hielt sich vor, ihn zu verabscheuen, als er sie auf den Mund küsste, auf eine Weise, die nahm und gab. Ungeachtet seines Ungestüms spürte sie, dass er zärtlich zu ihr
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