Historical Platin Band 04
spöttisch auf und ließ Seana los. „Du hast mir einmal zu verstehen gegeben, dass ich, wenn du ein gestandenes Weib bist, keine andere Frau begehren werde. Da du eine Zauberin bist, ist deine Voraussage eingetroffen. Und so, wie du mein Herz für dich beanspruchst, will ich deines besitzen. So, wie ich mich nach Leidenschaft und Seelenfrieden verzehre, was ich allein durch dich bekommen kann, so wirst auch du vor Sehnsucht vergehen. Falls du mich in diesem Leben noch einmal zurückweist, Seana, schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, dir selbst in die Hölle zu folgen.“
Brüsk wandte Micheil sich ab, und bestürzt rief Seana ihm hinterher: „Micheil …“
„Bittest du mich? Willst du das Versprechen zurücknehmen, niemand außer mir könne dich besitzen?“
„Ich kann dich nicht bitten, Micheil“, flüsterte sie kläglich. „Du vertraust mir nicht. An dem Tag, da du endlich Vertrauen zu mir haben wirst, schenke ich dir meine Liebe.“
„Was soll aus dem Mann hier werden?“, warf Crisdean ein.
„Schneide ihm die Gurgel durch, oder lass ihn so liegen. Es ist mir gleich, was du tust.“ Micheil musste sich auf den Freund stützen. Er drehte sich vor dem Abstieg in die Schlucht noch einmal um und sah Seana neben dem Verwundeten knien. Unvermittelt begann es zu schneien. Fast wäre er zu ihr zurückgegangen, doch der Lärm nahender Reiter erinnerte ihn daran, in welche Gefahr er die ihm verbliebenen Getreuen bringen würde. Mühsam schwang er sich auf sein Ross und zog sich mit ihnen zurück.
18. KAPITEL
Seana stand auf und versprach Master Siwan, Hilfe zu holen. In aller Eile kehrte sie in die Veste zurück und sah den Hof voller Reiter. Erschrocken blieb sie stehen, als sie Master David erkannte.
„Wo ist mein Bruder?“, fragte er. „Ich weiß, dass er herkommen wollte.“ Er saß ab und lief zu ihr. „Wo ist er? Ich habe gesehen, was sich ereignet hat. Er ist erneut verletzt.“
„Du warst bei dem Gemetzel dabei? Du hast beobachtet, wer Verrat geübt hat?“
„Ich war nicht am Ort des Geschehens. Ich hatte ein Gesicht und habe auf diese Weise gesehen, was geschehen würde. Vieles ist mir noch verborgen. Sag rasch, was aus meinem Bruder geworden ist!“
„Er ist mit euren Gefolgsleuten fortgeritten. Entschuldige, aber ich muss mich um Master Siward kümmern, der draußen vor der Veste verwundet im Forst liegt.“
„Micheil glaubt, ich hätte Verrat an ihm begangen“, murmelte David. „Er wollte die Gründe nicht hören, warum ich dich in die Freiheit entließ.“
„Hat er dich verstoßen? O David, es täte mir leid, wenn dem so wäre.“ Sacht berührte Seana seine Wange und schaute dann zu seinen Begleitern hinüber. „Ich weiß nicht, was in meinen Bruder gefahren ist“, fuhr sie bedrückt fort. „Micheil behauptete, ihm sei eine Falle gestellt worden und Liam feige davongelaufen, da er deinen Bruder und dessen Getreue niedergemetzelt wähnte. Ich kann das nicht glauben. Liam hatte mir geschworen, den Frieden herbeizuführen.“
„Dasselbe hat Micheil gesagt. Er wollte nicht auf James hören, als der ihm riet, unserem Vetter Niall nicht zu trauen, der sich fortwährend mit Master Joris im Geheimen traf. Meine Base Fiona und meine Schwester haben Micheil während seines Siechtums unzählige Lügen erzählt. Ich hatte Angst um dich. Er hat mir zwar ebenfalls kein Gehör geschenkt, mich jedoch nicht aus der Sippe verstoßen. Nur sehr wenige Leute wissen, wie du entkommen bist. Welche Druckmittel Micheil angewendet hat, um Niall, dessen Schwester und Bridget zu Schweigen zu verpflichten, entzieht sich meiner Kenntnis.“
„Komm und wärme dich mit deiner Eskorte in der Hofstube auf. Liam ist nicht hier. Da du mir geholfen hast, will ich nicht, dass man euch bei diesem Schneetreiben Schutz versagt.“
David sah sie unbehaglich zu seinen Reisigen blicken und beruhigte sie rasch: „Sie denken wie ich, Seana, und sind überzeugt, dass Niall sich gegen Micheil gestellt hat. Das ist der Grund, weshalb sie mit mir gezogen sind. Ich würde dein Angebot gern annehmen, muss jedoch unbedingt Micheil finden.“
Seana versuchte, Master David zum Bleiben zu bewegen. Eine ungute Vorahnung hatte sie erfasst. „Erzähle es mir, David“, bat sie. „Es muss noch mehr geschehen sein.“
„Micheil ist nicht gutgläubig. Er hat James nach Dirlot Castle geschickt, sich Master Joris MacKeith’ Sohn Oengus zu bemächtigen. James konnte den Knaben kampflos in
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