Historical Platin Band 04
plötzlich bekam er einen Stoß und fiel ihr vor die Füße.
Micheil verließ den Schutz des Unterholzes und ging mit gezücktem Dolch auf Seana zu.
Fassungslos starrte sie ihn an, rannte dann zu ihm und schmiegte sich glücklich an ihn. Unvermittelt spürte sie Blut auf der Hand und wunderte sich, warum er so unbeteiligt war. Verwirrt löste sie sich von ihm, wischte sich die Hand am Rock ab und flüsterte verstört: „Es sollte eine Friedensverhandlung sein.“
Im Nu war Micheil bei ihr, setzte ihr die Klinge an den Hals und warnte sie: „Schrei nicht, Seana! Sieh mich an! Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet!“
Sie hörte Master Siward stöhnen und wandte sich ihm zu.
„Lass ihn!“, herrschte Micheil sie an. „Ich musste einen weiten Weg zurücklegen, damit ich herausfinde, weshalb du mich ein weiteres Mal betrogen hast.“
„Master Siward ist verletzt. Ich …“
„Das bin auch ich. Wir hatten Glück. Andere haben das Leben eingebüßt.“
„Was ist mit meinem Bruder geschehen?“, fragte sie bang.
„Er ist ein Feigling. Er hat seine Klinge nicht befleckt, sondern die Flucht angetreten, als er mich und meine Getreuen durch den von euch beiden an uns begangenen Verrat vernichtet glaubte.“
Erschrocken wich Seana zurück.
Micheil holte sie ein und drängte sie gegen einen Baum. Nicht einmal die ihm aus der Klamm, wo Crisdean mit den übrigen Gefolgsleuten wartete, vom Freund zugerufene Warnung konnte ihn bewegen, zu ihnen zurückzukehren. „Ich habe dir mehrfach gesagt, dass ich mir das bewahre, was ich als mein Eigen betrachte. Von Anfang an gehörtest du mir. Dennoch weigerst du dich, das zu glauben. Deine Leidenschaft entspricht meiner, Seana. Ich will dich, auch wenn ich daran zugrunde gehen sollte. Ich wünschte mir, deine Liebe wäre so stark wie dein Hass, durch den du nicht einmal davor zurückgeschreckt hast, mein Blut vergießen zu lassen.“
„Du wagst es, mir mit demselben Atemzug von Liebe und Hass zu sprechen? Ja, ich habe Liam gedrängt, den Frieden zwischen unseren Sippen herbeizuführen. Ich verabscheue die Gewalt, die dir so geläufig ist. Und so jemand dich tatsächlich hintergangen hat, musst du ihn in deiner Familie suchen, Micheil. Deine Schwester hat mit ihren Verleumdungen diese blutige Fehde veranlasst.“
„Du lügst! Du würdest alles tun, um deinen Bruder in Schutz zu nehmen. Ich hätte ihn erschlagen sollen.“
„Willst du auch mich niedermetzeln?“
„Nein, dich könnte ich nicht töten. Eher würde ich mich selbst entleiben. Wir sind aneinander gebunden, Seana, wenngleich ich verflucht sein möge, weil ich dich noch immer begehre.“
„Mit deiner Uneinsichtigkeit wirst du uns beide vernichten. Ich könnte dir mehr als die Leidenschaft schenken, die du dir zu erträumen wagst. Du kannst die Liebe, die du von mir haben willst, jedoch nicht bekommen, wenn du kein Vertrauen zu mir hast.“
„Dann bescheide ich mich mit dem, was ich dir nehmen kann, bis ich deinem Bann entronnen bin.“ Aus der Schlucht wurde Micheil gedämpft zugerufen, es näherten sich Reiter.
Seana wehrte sich nicht gegen ihn. Sie hatte Angst, er könne ihr und dem Kind wehtun. Falls sie ihm erzählte, dass sie seinen Spross unter dem Herzen trug, würde er sie mit sich nehmen. Aber sie hoffte, er möge bemerken, dass sie gesegnetes Leibes war. Vielleicht war es ihm aufgefallen und rührte ihn dennoch nicht.
„Master Micheil!“, rief Crisdean und verließ den Schutz der Klamm. „Nimm das Weib mit, oder lass es zurück. Wir müssen fort. Die Gefahr ist zu groß, so wir länger verweilen.“
Micheil neigte sich vor, raubte Seana einen Kuss und musste den Wunsch bezwingen, zärtlich zu ihr zu sein. Sie hatte Verrat an ihm geübt. David hatte ihr zur Flucht verholfen. Micheil dachte daran, dass sie ihm nichts anderes zu geben hatte als sich selbst. Sie hatte ihn verzaubert. Sie war seine Feindin. Das würde sie immer sein.
Da keiner der Getreuen imstande war, sich in ein weiteres Gefecht zu stürzen, fürchtete Crisdean um die Sicherheit seiner Begleiter. Er ergriff den Laird beim Arm und sagte drängend: „Wir müssen unverzüglich fort, oder wir werden getötet.“
Micheil löste sich von Seana und murmelte: „Ich sollte dich mitnehmen. Ich lasse dich indes zurück. Du wirst viel Zeit haben, dich zu fragen, wann ich wiederkomme, um dich zu holen. Oder dein Verlangen nach mir treibt dich von selbst zu mir. Kein anderer Mann wird dich haben wollen.“ Er lachte
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