Historical Platin Band 04
seine Gewalt bringen. Auf dem Weg nach Halberry Castle scheute jedoch sein Ross, und Oengus wurde abgeworfen.“
„Ist der Knabe tot?“
„Ja. Alle, die den Unglücksfall beobachtet haben, schwören, sich nicht vorstellen zu können, wie das möglich war. Oengus hat sich das Genick gebrochen. Die MacKeith’ werden jetzt eine Blutfehde gegen meine Sippschaft ausrufen.“
„Dann zieh weiter, David, und such Micheil. Er ist verwundet, und die Männer, die er bei sich hat, sind erschöpft. Bring ihn in Sicherheit“, setzte Seana hinzu und umarmte Master David.
Er schwang sich auf den Zelter, beugte sich zu Seana und erkundigte sich: „Macht das Kind dir Schwierigkeiten?“
„Nein“, antwortete sie. „Es ist alles in Ordnung. Gott schütze dich, David.“
Verstohlen huschte Maille aus dem gewölbten Unterbau des Umlaufs und strebte zum Backhaus. Gewiss, es gab etliche Leute, die sie für dumm hielten. Sie war jedoch gewitzt, wenn es um ihr Überleben ging. Sie wusste, das, was sie soeben beobachtet und vernommen hatte, sollte geheim bleiben, und prägte es sich gut ein. Sie hatte allen Grund, der Herrin deren Benehmen heimzuzahlen. Sie würde abwarten und auf der Lauer liegen. Die Zeit würde kommen, da sie ihr Wissen nutzen konnte. Sie kicherte und presste hastig die Hand auf den Mund. Seana würde für vieles zu büßen haben.
Erstaunt schaute Ethwinn die in die Küche kommende Magd an und fragte stirnrunzelnd: „Hast du Mistress Seana nicht gefunden? Ist der Laird zurückgekehrt?“
„Nein“, antwortete Maille ausweichend, schlug die Lider nieder und ging zum Feuer, um sich die klammen Hände zu wärmen. „Das Schneetreiben ist stärker geworden“, sagte sie. „Willst du hinaus? Weshalb hast du dir einen Mantel angezogen?“
Ethwinn antwortete nicht und verließ das Backhaus. Auf der Reite traf sie Seana an, die mehrere Knechte zu sich gerufen hatte.
Da Seana Maille neugierig aus dem Fenster des Backhauses starren sah, verzichtete sie darauf, der Alten Erklärungen zu geben, und murmelte nur: „Ich erläutere dir später, Ethwinn, was das zu bedeuten hat.“
Seana fand keine Gelegenheit, Ethwinn ins Vertrauen zu ziehen. Nicht lange nachdem der verwundete Siward MacNeice von den Knechten in die Veste gebracht und versorgt worden war, traf Liam mit Calum MacAlret ein. Beide hatten die Leichen von Siwards Bruder und Angus MacAlret auf ihren Rossen.
Liam war durchgefroren, da er beim Schneesturm zur Burg hatte reiten müssen. Es war spät, als er der Schwester schließlich eine Schilderung der Ereignisse gab.
„Master Joris hat teuer für den Verrat bezahlt“, äußerte sie kopfschüttelnd. „Sein Sohn lebt nicht mehr.“
„Behauptest jetzt du, das Zweite Gesicht zu haben?“, fragte Liam leicht belustigt. „Woher weißt du, dass Master Oengus tot ist?“
„Unser Schwager David war hier. Er hat Gesichte. Er wusste bereits, dass die Begegnung zwischen dir, unseren Verbündeten und den MacGlendons in einem Gemetzel enden würde. Er hat versucht, Micheil zu warnen, der jedoch nicht auf ihn hören wollte. Er hat das Vertrauen seines ältesten Bruders verloren. Micheil weiß, dass David mir die Flucht ermöglicht hat. Ich möchte keine Geheimnisse vor dir haben“, setzte Seana hinzu und gestand dem Bruder, dass der Hass auf den Anführer der MacGlendons sich in Liebe verwandelt hatte. Sie berichtete ihm auch, dass Micheil verwundet war, sie außerhalb der Veste abgefangen, ihr gedroht und ihr Versprechungen gemacht hatte. Sie beschrieb ihre Versuche, Micheil begreiflich zu machen, dass seine Schwester Lügen verbreitet hatte, und erzählte ebenfalls von dessen Weigerung, auch nur ein böses Wort gegen Bridget gelten zu lassen.
Liam, dem durch den an diesem Tage verübten Verrat das Ehrgefühl genommen worden war, das ihm zurückzugeben Seana sich so angestrengt bemüht hatte, empfand Mitleid. Auch er hatte leidenschaftlich geliebt. Seine Liebe zur Gemahlin hatte jedoch zum Untergang seiner Sippe geführt. Besänftigend streichelte er der Schwester die tränennasse Wange.
Sie ließ sich von ihm trösten und überlegte, ob sie ihm nun sagen solle, dass sie gesegneten Leibes war. Ein Blick in seine kummervolle Miene überzeugte sie indes, es sei besser, ihm diese Neuigkeit vorzuenthalten. Es war falsch, ihm noch mehr seelische Belastungen aufzubürden. Hätte sie ihm jetzt gestanden, von Micheil empfangen zu haben, wäre er genötigt gewesen, Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Und in
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