Historical Platin Band 04
Svend seinen Sohn für sich antworten ließ.
„Du hattest weder Grund noch Recht, dich ihr überhaupt zu nähern“, sagte Einar so frostig wie zuvor.
„Ich bin ein freier Mann, und sie ist eine freie Frau. Weshalb also nicht?“
Svend hob die Hand zum Zeichen, dass er seine Entscheidung bekannt geben wollte. „Wie Ull sehr richtig sagt, ist die Frau frei. Ich sage dasselbe. Um sie darf also gefreit werden wie um jede andere freie Frau auch.“
„Bin ich dann für sie noch verantwortlich?“, fragte Einar.
Svend schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde es ab jetzt sein.“
Das überraschte Ull offensichtlich, doch er schwieg. Es stand ihm jetzt frei, dieser Frau die Ehe anzutragen, doch das hatte er hauptsächlich nur deshalb tun wollen, um Einar zu verärgern. Jetzt stand es Einar nicht mehr zu, sich einzumischen, und falls er, Ull, die Frau in irgendeiner Weise beleidigte, dann beleidigte er nicht mehr den Sohn des Häuptlings, sondern den Häuptling selbst.
Einar zuckte nur die Schultern und hob sein Trinkhorn. Ihm war es vollkommen egal, ob irgendein anderer Mann die Sachsenfrau haben wollte oder nicht. Absolut gelassen und gleichgültig schaute er Ull nach, der jetzt in eine andere Ecke der großen Halle stolzierte.
Andererseits verdiente Ull es nicht, einen so leichten Sieg zu erringen …
Ingemar stand neben der Tür und lächelte vor sich hin. Einar brauchte sich jetzt nicht mehr um die sächsische Kuh zu kümmern, dafür wollte sie schon sorgen!
„Genug geredet über Weiber!“, erklärte Svend. „Wo ist der Geschichtenerzähler?“
Als der Skaldendichter seinen Platz einnahm, bemerkte Einar Lars, der ganz in der Nähe saß. Er winkte seinen Freund zu sich heran und beugte sich dann dicht zu ihm. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, alter Junge.“
Lars grinste. „Um was für einen?“
„Ich will, dass du um die Sachsenfrau freist.“
Lars blickte ihn offenkundig bestürzt an. „Hast du den Verstand verloren?“
Einar lehnte sich wieder zurück und lächelte. „Du wirst mir doch nicht etwa erzählen wollen, du fändest sie nicht hübsch genug.“
„Natürlich ist sie hübsch, doch mir steht nicht der Sinn danach, zwischen dich und Ull zu geraten.“
„Wie meinst du das?“
Lars blickte seinen Freund eindringlich an. „Einar, hältst du mich für einen Narren? Du willst die Frau doch für dich selbst haben.“
„Will ich nicht.“
„Lüg dir selbst etwas vor.“
„Das ist keine Lüge. Ich will weder sie noch sonst irgendeine Frau.“
Lars schaute zur Seite. „Ich könnte dir dabei helfen, eine deiner anderen Frauen zu umwerben. Ingemar vielleicht.“
Einar lachte laut auf. „Bei der brauche ich keine Hilfe!“
Lars zuckte die Schultern. „Andere Hilfe kann ich dir nicht anbieten“, sagte er leise.
„Ich will doch nur, dass Ull ein wenig Konkurrenz bekommt. Er hält sich jetzt schon für den Größten.“
„Damit ist er nicht der Einzige.“
Die Bitterkeit in der Stimme seines Freundes verblüffte Einar. „Willst du damit andeuten, ich sei ebenso eingebildet wie Ull?“
Lars lächelte, als wäre alles in bester Ordnung. „So eingebildet nicht, doch du leidest nicht gerade unter falscher Bescheidenheit. Ich schlage dir vor, um die Frau selbst zu freien, wenn du wirklich willst, dass Ull einen Konkurrenten bekommt.“
„Komm nach draußen. Ich will mit dir reden“, verlangte Einar mürrisch.
Meradyce zog sich die Decke bis zum Kinn hoch und blickte ihn an. Er stand neben ihrem Bett und war mit seinem langen Pelzumhang bekleidet.
„Weshalb soll sie nach draußen kommen?“, fragte Olva von ihrem Bett her. „Einar, bist du betrunken?“
„Ich bin nicht betrunken. Ich will mit ihr allein reden.“
Thorston setzte sich auf. „Draußen ist es kalt.“
Betha bewegte sich neben Meradyce, die einen Blick auf den schlafenden Adelar warf. Wenn sie nicht wollte, dass die Kinder aufwachten, musste sie wohl oder übel folgen. Behutsam, um die Kleine nicht zu stören, stieg sie aus dem Bett.
„Also wirklich, Einar – hat das nicht Zeit?“, flüsterte Olva.
„Nein.“
Seine Mutter schnalzte mit der Zunge, um ihren Unmut kundzutun, legte sich dann jedoch wieder hin. Thorston tat es ihr nach.
Meradyce zog sich ihr Gewand sowie die Schuhe an. Einar verließ das Haus, und sie folgte ihm nach.
Draußen schlang sie die Arme um sich. Die Nacht war sehr kalt, und sie konnte die Reifschicht im Mondlicht sehen. Ihrer Meinung nach würde es sogar bald
Weitere Kostenlose Bücher