Historical Platin Band 04
Irgendetwas musste vorgefallen sein, das den Häuptling dazu veranlasst hatte, doch sie vermochte sich nicht zu erklären, was das gewesen sein mochte.
Andererseits konnte sie sich nur mit größter Mühe davor zurückhalten, zu Einar zu gehen und ihn zu bitten, sie endlich zu nehmen. Er indessen schien sehr verärgert darüber zu sein, dass ihm diese Ehe befohlen worden war.
„Weshalb hatte Ilsa Hosen an?“, fragte Meradyce nach ein paar Minuten.
Die Frage kam für Einar völlig unerwartet. „Weil sie sich von Ull scheiden wollte.“
„Warum das?“
„Deinetwegen, könnte ich mir vorstellen.“
Meradyce stand ganz nahe bei seinem Bett, und noch immer schien sie vollkommen ruhig zu sein. Wenn Einar sie so ansah, vermochte er sein beinahe unerträgliches Verlangen nach ihr kaum zu unterdrücken. Er zwang sich jedoch dazu, so zu sprechen, als wäre alles in bester Ordnung. „Diese Scheidung hätte böses Blut in die Siedlung gebracht“, erklärte er.
„Und dass du mit mir vermählt wurdest, hat den dörflichen Frieden gerettet?“
„Ja.“
Sie ging langsam dichter auf das Bett zu, und das Verlangen pulsierte heißer durch Einars Adern. Bei Thors Hammer, er begehrte diese Frau! Vor allem jedoch brauchte er sie auf eine Weise, wie er noch niemals zuvor eine Frau gebraucht hatte – nicht nur einfach als Bettgefährtin, sondern als Lebensgefährtin. Sie sollte nicht nur die Schlafstatt, sondern alle Sorgen, alle Freuden, ja das ganze Leben mit ihm teilen. Und sie sollte die Mutter seiner Kinder sein.
Er wagte nicht, ihr das zu sagen. Täte er dies, würde er damit seine Schwäche preisgeben und zeigen, dass er im Gegensatz zu ihr seine Beherrschung verloren hatte.
Erst nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass sie im Begriff war, ihr Gewand abzulegen. „Was tust du da?“
„Ich bin deine Gemahlin. Du wirst jetzt tun, was du schon immer tun wolltest. Ich werde mich dir nicht mehr widersetzen.“
Das hatte sie so leise und so verächtlich gesagt, dass Einar sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich geschlagen fühlte.
„Lass das.“
Mit den Händen am Zugband ihres Hemds drehte sie sich ein wenig und blickte ihn über die Schulter hinweg vorwurfsvoll an. „Wieso? Ist es nicht das, was du willst? Mein Körper in deinem Bett, damit du dich daran ergötzen kannst?“
Einar ballte die Fäuste. Noch niemals zuvor hatte er versucht, einer Frau seine Gefühle zu erklären. Nicht einmal mit Nissa hatte er darüber gesprochen, bevor er ihre wahre Natur erkannte.
„Nein“, antwortete er. Dieses eine Wort kostete ihn die größte Überwindung, und Meradyce sah ihm die Unsicherheit deutlich an. Er trat näher heran. „Was ist aus dem Mann geworden, den du einmal heiraten wolltest?“
Sie erschrak und presste dann zornig die Lippen zusammen. „Woher weißt du von ihm?“
Einar erinnerte sich daran, dass sie von einem Kloster gesprochen hatte. „Er war ein Priester, nicht wahr?“, fragte er spöttisch, und an ihrem Gesichtsausdruck erkannte er, dass er die Wahrheit erraten hatte. „Ich nehme an, er war zu heilig, um dich zu berühren.“
Sie starrte ihn zornsprühend an. „Wage es nicht, von ihm zu sprechen, du … du Barbar!“ Sie hob die Hand, um ihn zu schlagen, doch er fing ihren Arm ab und fasste sie dabei so hart an, dass ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen stiegen. Er ließ sie wieder los.
Sie blickte ihm prüfend in die Augen und rieb sich dabei den schmerzenden Arm. „Du bist ja eifersüchtig!“, flüsterte sie ungläubig.
„Du bist jetzt mein Eheweib, Sachsenfrau. Ich werde dafür sorgen, dass du jeden Mann vergisst, dem du jemals begegnet bist!“ In wilder Wut presste er seinen Mund auf ihren und forderte ihre bedingungslose Hingabe. Sollte sie doch von ihrem Priester träumen, solange er selbst nur ihren Körper besaß! Wenn das alles war, was er bekommen konnte, dann wollte er sich wenigstens das nehmen.
Meradyce entwand sich ihm. „Hör auf!“
Wie zu Eis erstarrt stand er da. Nur das Heben und Senken seines Brustkorbs zeigte, dass er lebendig war. Wie zwei waffenlose Streiter auf dem Schlachtfeld standen sie sich gegenüber. Meradyce blickte ihm prüfend ins Gesicht, und er schaute auf sie hinunter, unfähig, ihr noch in die blauen Augen zu sehen.
„Begehrst du mich aufrichtig?“, fragte sie leise.
Er straffte sich. „Was?“
„Svend hat mich zu deiner Gattin bestimmt. Du hast mir bestätigt, dass es so ist. Ich muss es wissen, Einar: Willst du wirklich, dass
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