Historical Saison Band 06
sich weg und starrte aus dem Fenster, die Fäuste in die Seiten gestemmt. „Nach letzter Nacht …“, eine trostlose Pause folgte, „… nach der letzten Nacht ist es gut möglich, dass du meinen Erben erwartest. Eine Scheidung kommt daher nicht infrage.“
Der Schmerz durchzuckte sie wie ein Blitzschlag und setzte furchtbare Erinnerungen frei. Ein Erbe … Wenn er nur wüsste! Würde er sie dann noch wollen? Wenn es ihm tatsächlich nur noch um einen Erben ging … Sie würde es ihm erzählen müssen.
„Dann … dann könnten wir warten, bis …“
„Nein!“
Erschrocken schreckte die alte Hündin hoch.
Anthony fuhr herum, seine Augen funkelten vor Zorn und Entrüstung. „Verdammt, Georgie! Wir werden nicht warten! Du holst noch heute deine Sachen aus Tante Harriets Ankleidezimmer!“
Seine Worte verstörten sie. „Aber wohin … Wo soll ich schlafen? All die anderen Schlafzimmer sind belegt. Das letzte freie Zimmer hast du Mr Sinclair zugeteilt!“ Noch während sie das aussprach, gab Anthonys fassungslose Miene ihr die Antwort.
Anthony konnte gar nicht glauben, dass sie tatsächlich diese Frage stellte. Einen Moment verschlug es ihm die Sprache. Dann polterte er los: „Zur Hölle, Georgie! Du bist meine Ehefrau! Du wirst dort schlafen, wo du in der letzten Nacht geschlafen hast! Dort, wo du hingehörst, in meinem Bett natürlich!“
Das schockierte Japsen von der Tür her ließ sein Blut in den Adern gefrieren. Während er sich langsam umdrehte, wurde ihm klar, dass dies einer dieser fatalen Augenblicke war – die Art von Moment, in dem man sich wünscht, im Boden zu versinken.
Sarah stand auf der Türschwelle, die Hand vor dem Mund, und hinter ihr hatte sich die ganze Gästeschar versammelt. Alle waren sie da: John, Marcus, Miss Devereaux, William, Tante Harriet, Cassie und der arme Townend, der denken musste, in eine Familie von Verrückten eingeheiratet zu haben.
Anthony holte tief Luft und rüstete sich innerlich für eine Erklärung, als Sarah ein entzückter Aufschrei entfuhr.
„Oh, Anthony! Wie naheliegend! Oooh!“
John brachte sie zum Schweigen. Anthony hatte es zwar nicht genau erkennen können, aber nach Sarahs Aufkreischen und dem Blick zu schließen, den sie ihrem Mann zuwarf, hatte er ihr in den Po gekniffen.
John unterdrückte ein Grinsen und sagte: „Später, meine Liebste. Folge mir doch bitte. Ich habe heute Morgen vergessen, dir etwas in unserem Schlafzimmer zu zeigen.“ Er warf Anthony einen belustigten Blick zu. „Nun, wir lassen dich besser allein, damit du deine Probleme in Ruhe lösen kannst, alter Junge.“ Mit diesen Worten schob er seine vernehmbar kichernde Ehefrau aus dem Zimmer.
Anthony wollte nicht darüber nachdenken, was John seiner Sarah nach acht enthusiastischen Ehejahren noch nicht gezeigt hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als Marcus in die Augen zu schauen, der sich gegen den Türrahmen lehnte und nicht die geringste Spur von Überraschung zur Schau trug. Dieser verfluchte Marcus! Er hatte ja das Miniaturporträt gesehen, aber musste er jetzt so selbstgefällig grinsen?
„Aber … aber …“ Das war Miss Devereaux, deren außergewöhnliche Augen weit aufgerissen waren und die den Eindruck machte, als habe man ihr einen Schlag vor den Kopf versetzt. Allem Anschein nach hatte Marcus geschwiegen und mit niemandem über seinen Verdacht geredet.
„Sehr klug und umsichtig, unser Anthony“, baute Marcus ihm eine Brücke. „Ich nehme an, er wollte es uns erst ganz zum Schluss verraten. House Parties sind dazu geschaffen, einen Nährboden für Skandale abzugeben. Da darf man natürlich nicht nachlassen und muss sich den Höhepunkt bis zuletzt aufsparen.“ Er zwinkerte Miss Devereaux zu, die heftig errötete.
Anthony biss die Zähne zusammen und verkniff sich die Frage, welchen Anteil Marcus und Miss Devereaux an der Skandalträchtigkeit dieser House Party hatten. Es gab Dinge, die ein Gastgeber besser gar nicht wissen wollte. Er war sich jedenfalls sicher, dass die beiden einiges zu verbergen hatten.
„Ich … äh … ich meine, Tante Harriet, du solltest dich besser ein Weilchen hinlegen. Hat jemand Riechsalz? Ein ganz schöner Schock ist das …“ William klang, als ob er selbst Riechsalz oder ein Stärkungsmittel vertragen könnte. Er starrte Großtante Harriets ehemalige Gesellschafterin an, wie jemand, der seinen Augen und Ohren nicht mehr traute.
Großtante Harriet brachte William mit einem einzigen Blick zum Schweigen und stieß den
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