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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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Botschaft zu ihm geschickt wurdest. Daraufhin …“, sie brach ab und schaute zur Seite.
    Erbost führte Anthony den eingeleiteten Satz zu Ende: „Daraufhin bist du verschwunden.“
    Sie nickte und lehnte sich in die Kissen zurück. Er seufzte und versuchte, nicht darauf zu achten, wie die dunklen Locken sich über dem weißen Leinen ausbreiteten, als sie zurücksank. Vergeblich bemühte er sich, nicht daran zu denken, wie sich ihre weichen Haare zwischen seinen Fingern angefühlt hatten und nicht an ihren süßen Duft, als sie ihre Lockenpracht in zärtlicher Selbstvergessenheit auf seinem Oberkörper ausgebreitet hatte.
    Trotz des geradezu schmerzhaften Verlangens verspürte er eine innere Erleichterung. Er war tatsächlich am Abend nach der Schlacht in Wellingtons Hauptquartier geschickt worden. Diese Information konnte sie nur vom Herzog selbst erhalten haben. Hatte sie also abgewartet, bis sie wusste, dass er unverletzt war?
    Er schob den Gedanken beiseite. Es änderte nichts daran, dass sie einfach gegangen war, ohne irgendeine Erklärung abzugeben. Sie hatte ihn im Stich gelassen und ihm vier Jahre der Trauer, der Sorge und der üblen Nachrede beschert. Und was war aus dem Perlenschmuck seiner Mutter geworden? Er glaubte, dass es über dessen Verbleib keinen Zweifel gab. Sie hatte nur sehr wenig mitgenommen und besaß sicherlich nicht genug Geld, um England, geschweige denn Devon zu erreichen, wo nach Angaben von Großtante Harriet ihre Patentante gelebt hatte. Das Perlenkollier der Lyndhurst-Familie war also höchstwahrscheinlich in den Schubladen eines Brüsseler Pfandhauses verschwunden.
    Anthony schaute kurz zu ihr hinüber. Sie lag ganz still auf der Seite und hatte ihm den Rücken zugewandt. Es war besser, in dieser Nacht nicht nach den Perlen oder anderen heiklen Dingen zu fragen. Wenigstens hatte sie Brüssel nicht verlassen, bevor sie wusste, dass er in Sicherheit war. Eins nach dem anderen. Immerhin befand sie sich wieder in seinem Bett, zumindest, wenn sie nicht hinausfiel.
    Er war wütend über sich selbst, weil er ihr Anlass gegeben hatte, Angst vor ihm zu haben, und sagte: „Du brauchst dich nicht an der Bettkante festzuklammern. Ich verspüre nicht die geringste Lust, heute Nacht über dich herzufallen.“
    Wortlos schlängelte sie sich ein winziges Stück auf ihn zu. Etwas mehr als fünf Zentimeter. Er fluchte innerlich und ließ es dabei bewenden. Nach der vorangegangenen Nacht konnte er ihr schließlich kaum verübeln, dass sie ungern mit ihm das Bett teilte.
    Am Morgen würde er mit William sprechen. An diesem Abend hatte sich keine Gelegenheit dazu ergeben. Nicht, dass er Georgie misstraute. Leider ergab alles einen traurigen Sinn. Er wollte William wissen lassen, dass die Wahrheit ans Licht gekommen war, ohne ihn zu sehr in Unruhe zu versetzen. Fürs Erste war es besser, ihn in Lyndhurst Chase im Auge zu behalten. Hier hatte man ihn unter Kontrolle, und von hier aus konnte er immerhin wenig Unheil anrichten. Am Morgen würde er Ufton vorsichtshalber bitten, ihm alle Post auszuhändigen, bevor sie das Haus verließ.
    Stunden später lag er noch immer wach und starrte auf eine Seite seines Buchs. Dieselbe Seite, auf die er sich bereits eine ganze Weile vergeblich konzentrierte. Seine Frau lag ganz ruhig da. Er beneidete sie darum. Vor einer Stunde war ihr Atem gleichmäßiger geworden, und schließlich war sie eingeschlafen. Hölle! Ihm taten alle Glieder weh, und er hatte Kopfschmerzen. Noch immer ließ sein Verlangen nicht nach. Aber da war noch etwas anderes, ein Gefühl, das weit tiefer ging und das er verdrängt hatte, weil er nicht daran geglaubt hatte, dass es jemals wieder eine Rolle spielen könnte. Es war, als ob darin all seine Sehnsüchte, sein Verlangen und seine Wünsche aufgehoben waren.
    Vor vier Jahren bin ich so kurz davor gewesen – so verflucht kurz davor! – Georgie zu gestehen, wie falsch und unverzeihlich es war, mit ihr eine Vernunftehe zu vereinbaren. Als die Mobilmachung ausgerufen wurde, hatte er mehr als nur die übliche Angst vor der Schlacht verspürt, das unausgesprochene Wissen, vielleicht nicht zurückzukehren. Der eigentliche Schrecken hatte für ihn darin bestanden, dass er möglicherweise sterben würde, ohne ihr jemals gesagt zu haben, dass er sie liebte. Diese Vorstellung verlieh dem Tod ein noch viel schrecklicheres Antlitz. Ein Tod mit Reue, in der furchtbaren Erkenntnis, das Wichtigste nie ausgesprochen zu haben. Mit einer solchen

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