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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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und Georgie lehnte sich gegen die Brüstung. „Ja, das ist sie. Aber was macht sie allein da draußen? Anthony möchte doch nicht, dass sie ohne Begleitung das Haus verlässt, oder irre ich mich?“
    „Nein, das hat er in letzter Zeit immer wieder betont“, pflichtete ihr Cassie bei. „Er hat Angst, dass sie sich irgendwo im Wald verläuft oder in den See fällt, jetzt wo sie fast blind ist.“
    „Aber sie läuft eindeutig auf den Wald zu!“, sorgte sich Georgie. Sie beugte sich ein wenig weiter über die Brüstung und rief mit trichterförmig um den Mund gelegten Händen: „Stella!“
    Die alte Hündin lief unbeirrt weiter, trottete am Boden schnüffelnd in Richtung Wald.
    „Es bringt nichts, nach ihr zu rufen“, bemerkte Cassie, die ebenfalls beunruhigt klang. „Sie ist beinahe taub, wie Sie vielleicht wissen.“
    Georgie kam sofort in den Sinn, wie Stella ihre grauhaarige Schnauze auf Anthonys Knie legte, ihn mit der Nase am Ellbogen stupste, um gestreichelt zu werden, und dass sie beim Einschlafen stets versuchte, sich so nah wie möglich an seine Füße heranzukuscheln. Und sie dachte an Anthony, der seiner alten Hündin beim Frühstück Roastbeefstücke zuwarf und ihr liebevoll über den ergrauten Kopf strich.
    „Ich werde sie zurückholen“, beschloss sie.
    Cassie fuhr erschrocken herum. „Aber dieser fremde Mann! Anthony sagte doch ausdrücklich, wir sollten den Gartenbereich nicht verlassen!“
    „Ich werde mich beeilen. Wenn ich schnell bin, muss ich nicht weit in den Wald hinein. Schauen Sie, Stella ist nicht mehr die Schnellste.“
    „Wäre es nicht besser, einen der Diener zu bitten?“, schlug Cassie vor. „Oder Sie warten einfach auf Anthonys Rückkehr. Sicher sind die Männer schon auf dem Heimweg.“
    „Das Personal ist gerade stark beschäftigt, um alles für den Abend vorzubereiten“, widersprach Georgie. „Und bis Anthony und die anderen zurück sind, ist Stella über alle Berge.“
    „Dann werde ich Sie begleiten“, entschied Cassie.
    „Nein. Sie bleiben besser hier oben und rufen mir zu, in welche Richtung sie läuft. Das macht es viel einfacher, sie zu finden.“
    Cassie schien nicht überzeugt. „Das gefällt mir nicht. Sie sollten nicht alleine losziehen.“
    Inzwischen hatte die Hündin die Waldgrenze erreicht und drohte außer Sichtweite zu geraten. „Ich muss los!“, sagte Georgie mit Bestimmtheit. „Anthony liebt Stella über alles. Es wird nicht lange dauern. Ich verspreche, so schnell wie möglich wieder zurück zu sein.“
    „Dann beeilen Sie sich“, bat Cassie. „Ich werde von oben alles im Auge behalten und Ihnen signalisieren, in welche Richtung sie läuft.“
    Als Georgie die Stufen herunterhastete, kam ihr Anthonys strenge Entschiedenheit in den Sinn, als er den Damen verboten hatte, sich ohne männliche Begleitung außerhalb der Gartenanlage aufzuhalten. Doch in diesem Moment ging es um Stella. Er würde sie gewiss nicht verlieren wollen. Dennoch verspürte sie eine gewisse Beklemmung.
    Die Pistole. Ihr kam die Pistole in den Sinn, die sie auf der Iberischen Halbinsel mit sich geführt hatte, als sie und ihre Mutter dem Kriegtross gefolgt waren. Sie hatte die Schusswaffe jahrelang nicht benutzt, aber sie wusste genau, dass sie sich in der Brüsseler Truhe befand, und sie war sich ziemlich sicher, eine Kugel und alles Nötige zum Laden in der Waffenkammer zu finden.
    Zehn Minuten später rannte sie durch den Garten und hielt nur kurz inne, um zur Kuppel hochzuschauen. Cassie lehnte mit dem Oberkörper über der Brüstung.
    „Ich hatte gehofft, Sie hätten es sich anders überlegt!“, rief sie hinunter.
    „Nein! Ich habe nur etwas geholt. Welchen Weg soll ich einschlagen?“, schrie Georgie zurück.
    „Sie ist etwa fünfzig Meter links vom Hauptweg im Wald verschwunden!“ Cassie wies in eine bestimmte Richtung. „Da gibt es einen Pfad, der durch den Wald zum See führt!“
    „Vielen Dank!“ Georgie schritt zügig voran. Nach fünf Minuten hatte sie den schmalen Waldweg erreicht. Sie blickte sich noch einmal um. Cassie war nach wie vor auf der Aussichtsplattform zu sehen. Sie winkte ihr zu. Anthonys Cousine winkte zurück und deutete mit einem Finger die Richtung an. Ganz geradeaus.
    Georgie holte tief Luft und begab sich in den dunklen Wald. Kaum war das Haus außer Sichtweite geraten, teilte sich der Weg. Sie war vorher nie hier gewesen und kannte sich nicht aus. Die Bäume wirkten düster und bedrohlich, aber sie kämpfte tapfer gegen ihre

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