Historical Saison Band 06
bist auch der verantwortliche Vermögensverwalter, gemeinsam mit John.“
Marcus sah ihn direkt an. „Danke. Vielen Dank.“
„Nichts zu danken. Es ist das Mindeste, was ich tun kann“, entgegnete Anthony.
Marcus begann erneut zu fluchen. Dann sagte er: „Dir ist also klar geworden, dass er Cassies Ring gestohlen haben muss? Vermutlich will er Grant damit auszahlen.“
„Ja“, bestätigte Anthony.
„Und was ist mit diesem Perlenschmuck?“, wollte Marcus wissen.
Anthony versuchte, den unangenehmen Sachverhalt in wenigen Worten zusammenzufassen.
Marcus’ Miene verfinsterte sich. „Anthony, wenn du ihm nicht den Hals umdrehst, werde ich es tun!“, kündigte er voll Abscheu an.
„Du hattest schon vor einigen Tagen die Gelegenheit, ihm eine Abreibung zu verpassen. Jetzt bin ich an der Reihe.“ Er ließ seine Blicke über die Gartenanlage in Richtung der Wälder schweifen. Das Zuhause seiner Kindheit war ihm in den letzten vier Jahren nicht viel besser als ein Gefängnis vorgekommen. Unter Umständen war er irgendwann in der Lage, William das zu verzeihen, was er ihm zugemutet hatte, aber niemals das, was er Georgie angetan hatte – all das Leid, die Einsamkeit und Verzweiflung … Allein der Gedanke erfüllte ihn mit Zorn und unsäglichem Schmerz.
„Ich werde ihn nicht in Schutz nehmen“, erklärte er kurzerhand. „Wenn wir einen Beweis finden oder ihn zu einem Geständnis bringen können, wird er sich entweder vor Gericht verantworten oder das Land verlassen müssen. Ich habe bereits einen Boten nach Newbury geschickt, damit ein Notar kommt, der mein Testament ändert. Aber bitte erwähne es den anderen gegenüber nicht. Nicht einmal Georgie weiß etwas davon.“
„Je früher wir William unschädlich machen, desto besser“, knurrte Marcus. „Wann hast du vor, John in unsere Vermutungen einzuweihen?“
„Noch heute Nachmittag. Nach unserem Ausritt. Er möchte unbedingt den jungen Fuchs reiten, den wir im Gestüt gezüchtet haben. Wahrscheinlich wird William uns nicht begleiten. Ich nehme an, dass er die Gelegenheit nutzen will, um mit Grant Kontakt aufzunehmen. Ich habe dir ja schon erzählt, dass Timms unseren feinen Cousin in Lynd gesehen hat. Vermutlich hat er von dort aus eine Nachricht an Grant abgeschickt und ihm irgendeinen Treffpunkt im Wald vorgeschlagen. Wenn Timms ihn gut überwacht, können wir sie vielleicht beide schnappen. Zumindest falls Grant dumm genug ist, Cassies Ring als Bezahlung zu nehmen …“
„Der ist zu leicht identifizierbar, den kann er nicht weiterverkaufen“, unterbrach Marcus ihn sofort.
Anthony nickte. „Genau, davon gehe ich auch aus. Wenn er mit dem Ring erwischt wird, hängt er mit dem Kopf in der Schlinge. William wird es dann allerdings leichtfallen, ihm alles in die Schuhe zu schieben. Ich habe schon darüber nachgedacht, Williams Schlafzimmer zu durchsuchen, aber …“
„Da sehe ich keine Chance“, fiel ihm Marcus ins Wort. „Den Fehler wird er nicht ein zweites Mal machen!“
Anthony überlegte, ob er ebenso verdutzt aussah, wie er sich fühlte. Er wurde den dringenden Verdacht nicht los, dass Marcus eine ganze Menge mehr wusste, als er ihm offenbart hatte. „Nun … der Ring wird wahrscheinlich ohnehin nicht mehr im Haus sein. Ich habe im Dorf ein paar Leute meines Vertrauens gebeten, nach Grant Ausschau zu halten. In dieser Kaschemme an der Nebenstraße, die nach Oxford führt, hat sich ein Mann einquartiert, auf den die Beschreibung genau passt. Von dort aus sind die Wälder von Lynd gut zu erreichen.“
Marcus verzog das Gesicht. „Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als es John zu erzählen. Aber was ist mit Peter Townend?“
Sichtlich gequält antwortete Anthony: „Bei meiner Ehre, ich habe keine andere Wahl, als ihn ebenfalls einzuweihen. Er hat Cassie den Ring geschenkt, und das Schmuckstück ist in meinem Haus gestohlen worden.“
Am späten Nachmittag stieg Georgie in die Kuppel, weil sie Ausschau halten wollte, ob Anthony und die anderen Gentlemen von ihrem Ausritt zurückkamen. Als sie draußen auf die Aussichtsplattform trat, war die Landschaft in ein hellrotes Licht getaucht. Sie schaute sich um. Hinter der Gartenanlage erstreckten sich die malerisch verfärbten Wälder, und die Oberfläche des Sees funkelte wie flüssiges Gold. Die Sonne stand bereits tief, und es würde bald dunkel werden. Ganz in der Ferne konnte sie die Gestalten von vier Reitern ausmachen. Das mussten Anthony, Mr Sinclair, Lord Mardon und Lord
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