Historical Saison Band 06
sie zurecht. Sie gab Cassie einen leichten Schubs. „Und jetzt ziehen Sie sich endlich an. Und erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen dabei helfe!“
Cassie rutschte von der Truhe und griff gehorsam nach dem Unterkleid. „Ich bin fest entschlossen, abzuwarten, bis ich fünfundzwanzig bin und selbst über mein Vermögen verfügen darf“, murmelte sie, während sie sich das Unterkleid über den Kopf zog. „John und Anthony können mich nicht zwingen zu heiraten, selbst dann nicht, wenn mein Ruf ruiniert ist. Warum sollte mich das kümmern? Sie sollen alle hingehen, wo der Pfeffer wächst.“
Eliza gab ein unwilliges Geräusch von sich. „Es gibt einige, die allein bleiben und hutzelige alte Jungfern werden, Miss Cassie, aber die sind aus einem anderen Holz geschnitzt als Sie. Und Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie weitere vier Jahre mit dieser Lady Margaret an Ihrer Seite verbringen wollen? Da würden Sie verrückt werden.“ Sie hielt Cassie das kirschfarbene Kleid hin. „Möchten Sie denn kein eigenes Zuhause haben und eine eigene Familie gründen?“
Cassie fasste sich ratlos an die Wangen. „Ich weiß es nicht, Eliza. Aber ich weiß, dass ich es satt habe, herumkommandiert zu werden. Lebe hier, heirate den …“ Mutlos ließ sie die Arme sinken. „Keiner fragt mich, was ich will, also …“ Cassie wirkte auf einmal sehr bestimmt. „Also muss ich es Ihnen einfach deutlich machen. Ich werde Anthony und John und diesem Viscount Townend …“, sie betonte den Namen mit Widerwillen, „… beweisen, dass sie mein Einverständnis nicht einfach voraussetzen können!“
„Dann stehe Gott Ihnen bei!“, bemerkte Elisa ernst. „Aber Sie werden vorsichtig sein, nicht wahr, Miss Cassie? Denken Sie über alles gut nach …“
„Natürlich“, versprach Cassie. „Das tue ich doch immer.“
Peter verweilte viel länger am Frühstückstisch, als es sonst seine Gewohnheit war. Er hätte es vorgezogen, einen Ausritt zu unternehmen, anstatt an einem so strahlenden Herbstmorgen im Inneren des Hauses zu sitzen, aber er wollte unbedingt bleiben, bis Cassandra kam. Er musste mit ihr sprechen. Seine Nervosität erstaunte ihn selbst. Er war sich nämlich gar nicht sicher, ob die bewundernswerte Miss Cassandra Ward seinen Heiratsantrag annehmen würde. Er hatte das Schicksal nie in dieser Weise herausgefordert und merkte, dass ihre Zustimmung, seine Braut zu werden, ihm viel bedeutete. Trotz einer schlaflosen Nacht hatte er nicht eine Sekunde daran gezweifelt, sie heiraten zu wollen. Im Gegenteil, er war darauf bedacht, sich ihrer Gunst zu versichern. Er beabsichtigte, nach allen Regeln der Kunst um sie zu werben. Er wollte nicht, dass sie sich aufgrund der Begegnung im Gasthaus zu einer Verlobung genötigt sah, sondern wünschte sich, dass sie ihn heiraten wollte.
Die Betten in Lyndhurst Chase waren zwar ganz besonders komfortabel, aber Peter hatte sich hin- und hergewälzt, abwechselnd von Gewissensbissen und erotischen Vorstellungen von der reizenden Miss Ward gequält. Nie zuvor war er von einer so heftigen und plötzlichen Anziehung heimgesucht worden. Er war sich nicht sicher, wie es geschehen war, aber er wusste, dass er Cassandra Ward wollte, und dass ihr Vermögen dabei völlig zweitrangig war. Und wenn sie einwilligte und die Strafe für seinen Auftritt als Mitgiftjäger und Schwerenöter in einer Heirat mit ihr bestand, würde er sein Schicksal mehr als dankbar annehmen.
Die Unterhaltung am Frühstückstisch war schon vor einer Weile verstummt. Da es in Lyndhurst Chase an einer Gastgeberin mangelte, hatte Sarah, Countess of Mardon, am Kopfende Platz genommen. Sie sprach leise mit ihrem Mann, dem Earl, der zu ihrer Rechten saß. Am anderen Tischende war Anthony Lyndhurst in die Lektüre der „Morning Post“ vertieft. Zu seinen Füßen döste zufrieden die alte Setterhündin. Der Hausherr wechselte nur hin und wieder ein paar Worte mit seinem Cousin William, der neben ihm saß. Lyndhurst-Flint wiederum plauderte angeregt mit Lady Margaret Burnside. Peter hatte William Lyndhurst-Flint flüchtig in Eton kennengelernt, obwohl Lyndhurst-Flint ein paar Jahre älter war als er. Er hatte ihn nie gemocht. Lyndhurst-Flint hatte den Ruf eines Schulhoftyrannen erworben, der Jüngere zwang, ihm die Stiefel zu lecken und sich einen Spaß daraus machte, kleinere Schüler zu verprügeln.
Für eine House Party war die Anzahl der Gäste seltsam gering. Peter brachte diesen Umstand mit dem Gerücht in Zusammenhang,
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