Historical Saison Band 06
Anspruch nehmen, wenn dir das so wichtig ist“, entgegnete Anthony gereizt.
William wirkte verunsichert, als er Timms’ reglose Miene sah. „Nein, das ist nicht nötig. Einer der Lakaien würde mir schon ausreichen.“
Anthony winkte ungehalten mit einer Hand ab, um eine weitere Diskussion zu unterbinden. „Was auch immer du willst, aber nicht jetzt, William!“
Sein Cousin schwieg und biss sich auf die Unterlippe.
Lady Margaret hatte inzwischen ihr zerknittertes Kleid wieder geschlossen. Sie schaute böse und verächtlich in die Runde. Wutschäumend wandte sie sich an Anthony: „Sie wagen es, mich wie einen Dienstboten zu entlassen, Major Lyndhurst? Ich bin Lady Margaret Burnside!“
„Von mir aus können Sie die Königinwitwe sein, Madam. Ich werde ein derartiges Benehmen Ihrerseits in meinem Haus nicht dulden!“
Lady Margaret ließ ihre hochmütigen Blicke von Gesicht zu Gesicht wandern.
Cassie beobachtete die Situation ganz genau. Lady Mardon wirkte schockiert und versuchte noch immer, das weinende Dienstmädchen zu beruhigen. Ihr Gatte musterte die Anstandsdame mit äußerster Abscheu, und William vermied es sichtlich, ihr in die Augen zu sehen. Cassie ergriff Peters linke Hand und drückte sie fest.
„Also gut“, sagte Lady Margaret. Sie zog ein zusammengefaltetes Papier aus ihrer Rocktasche und schwenkte es in der Luft. Dann drehte sie sich zu Cassie um und sah sie so boshaft an, dass sie zusammenzuckte.
„Da ich entlassen werde, will ich dir einen letzten Gefallen erweisen, Cassandra.“ Aus schmalen Augen funkelte sie Peter böse an. „Du närrisches Kindchen, du dummes kleines Ding, hast dich ganz schön hereinlegen lassen. Lord Townend muss dich so schnell wie möglich vor den Altar schleppen, bevor die Bank ihre Zwangsvollstreckung in die Tat umsetzt und die Familie ruiniert ist! Er hat es von Anfang an geplant. Schau …“ Sie hielt Cassie das Papier unter die Nase.
Eisiges Schweigen herrschte. Cassie nahm Lady Margaret das Papier aus der Hand und überflog den Text. Ihre Anstandsdame sprach die Wahrheit. Das Dokument gab die Erlaubnis für die Heirat von Peter Alexander James Townend mit Miss Cassandra Eleanor Ward und war datiert auf einen Zeitpunkt, der eine Woche vor Peters Ankunft in Lyndhurst Chase lag. Es ließ sich nicht bestreiten: Er hatte den Ehevertrag mitgebracht. Er war mit der Absicht angereist, die Heirat durchzusetzen. Egal, welche schönen Worte er gefunden hatte, es schien, als ob er nie beabsichtigt hatte, ihr eine Wahl zu lassen.
Vergeblich versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. Sie ließ die Hand sinken, in der sie das Dokument hielt. Sie dachte an den vorangegangenen Abend und die Zärtlichkeit von Peters Küssen im Mondlicht. Sie wünschte sich nichts mehr als ihm glauben zu können, aber sie kannte ihn nicht lang genug, um ihm bedingungslos zu vertrauen. Alle Blicke schienen auf sie gerichtet, was die Situation noch unerträglicher machte.
„Bedauerlicherweise ist Ihre Cousine nur ein dummes kleines Mädchen“, zischte Lady Margaret in Anthonys Richtung. „Sie ist leichtsinnig und zügellos. Was nicht anders zu erwarten war, wenn man an ihre Mutter denkt, die sich um nichts gekümmert hat und nur an ihren eigenen Wehwehchen interessiert war. Und natürlich an dem Vermögen von Cassandras Vater, das ursprünglich durch schnöden Handel erworben wurde und die schlechten Anlagen des Mädchens zusätzlich verdorben hat.“
Cassie keuchte vor Entrüstung. Sie sah Anthony zu einer Erwiderung Luft holen, aber er hatte noch nicht den Mund geöffnet, als Peter ihm schon zuvorkam.
„Madam, ich glaube, diese Bemerkungen über Erziehung und Verhalten von Miss Ward stehen Ihnen nicht zu. Sie klingen aus Ihrem Mund wie blanker Hohn“, sagte er.
Cassie rang nach Luft. „Ich …“, ergriff sie das Wort, aber Peter schob sie sanft beiseite. Schützend stellte er sich vor sie, und seine Augen funkelten vor Zorn.
„Nur dieses eine Mal“, sagte er leise zu Cassie. „Ich möchte an deiner Stelle das Wort ergreifen.“ Er trat direkt vor Lady Margaret.
„Pah, sie gibt sich als große Dame aus“, fuhr die entlassene Anstandsdame mit ihrer Attacke fort, „dabei ist ihre Familie vollkommen unbedeutend und zeichnet sich einzig und allein durch dieses lächerliche Vermögen aus!“
„Miss Ward ist Ihnen in jeder Hinsicht überlegen, Madam“, erwiderte Peter gereizt. „Und ich bin mir sicher, dass Ihnen diese Tatsache sehr wohl bewusst ist. Eine Lady zu
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