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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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sie nie zuvor jemandem anvertraut hatte. Nun wuchsen die Zweifel, und sie begann unschlüssig zu werden.
    Sie dachte an die makellose und elegante Erscheinung von Lady Margaret, die nur um weniges älter als Peter war. Cassie hatte ihre Anstandsdame immer ein wenig um den städtischen Schliff beneidet, an dem es ihr selbst so offenkundig mangelte. Und Peter war vermutlich an eine mondänere Gesellschaft gewohnt, in der es nicht seltsam erschien, einer Erbin den Hof zu machen und sich zugleich mit einer Mätresse zu vergnügen. Nur weil sie bei seinen kleinsten Berührungen vor Verlangen in Flammen stand, hieß das noch lange nicht, dass sie so naiv war, sich für die einzige Frau in seinem Leben zu halten.
    Sie unterdrückte einen Schluchzer. Eine Weile hatte sie tatsächlich angenommen, dass Peter sich ausschließlich für sie interessierte. Sie hatte geglaubt, dass er sie liebte. Warum war der Wettkampf um die Zuneigung eines anderen immer so schwierig? Erst hatte sie um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter gekämpft, die sich ganz ihrer Krankheit hingegeben hatte, dann musste sie mit den verschiedenen Interessen ihrer Cousins umgehen und überdies mit Lady Margarets Eleganz konkurrieren. Und sobald es um ehrliche Gefühle ging, stand ihr das riesige Vermögen im Weg.
    Cassie biss die Zähne zusammen. Nasser Wind peitschte ihr ins Gesicht, während die Hufen ihrer Stute in wildem Galopp über den matschigen Boden fegten. Eliza hatte sie erst vor Kurzem eindringlich vor Selbstmitleid gewarnt. Die lebenserfahrene Zofe hatte ihr verdeutlicht, dass daraus normalerweise nichts Gutes erwuchs. Es gab eine Menge Leute, die viel dafür gegeben hätten, die Art von Misere zu durchleben, die ihr der Reichtum einbrachte. Beim Gedanken daran lächelte Cassie zaghaft und fühlte sich etwas besser. Sie musste ein wenig Zeit gewinnen, um über alles nachzudenken. Sie würde mit Peter Townend reden und sich ein Urteil bilden, ob er die Wahrheit sprach oder log. Erst dann würde sie eine Entscheidung treffen. Sie nahm sich vor, ganz systematisch und überlegt vorzugehen. Schließlich war sie zufrieden, weil sie das Gefühl hatte, die Probleme erstmals in geordneter Weise anzugehen. Nicht, indem sie den Kopf verlor und sich selbst kompromittierte – nicht, indem sie kurz entschlossen in das Schlafzimmer eines Gentleman marschierte. Ein maßvolles und vernünftiges Gespräch schien ihr das einzig Richtige zu sein.

6. KAPITEL
    Die vor dem Herbststurm fliehenden Ausflügler holten Cassie erst ein, als sie im Hof bereits aus dem Sattel gestiegen war. Es regnete inzwischen in Strömen, und es blieb keine Zeit für ein Gespräch. Eilig übergaben sie den Reitknechten die Pferde und eilten ins Haus.
    Innen war es dunkel und still. Ufton, der Butler, kam gerade aus der Bibliothek und durchquerte das Vestibül. Er schien ein wenig überrascht, die Herrschaften so bald heimkehren zu sehen.
    „Wir möchten in einer halben Stunde einen kleinen Lunch im Speisesalon einnehmen, Ufton. Wenn Sie bitte so gut sind, das in die Wege zu leiten“, erteilte ihm Lady Mardon Anweisung. „Das Wetter ist leider zu unfreundlich, um bis nach Cuthbert Castle zu reiten. Diesen Ausflug müssen wir auf einen anderen Tag verschieben.“
    Cassie fasste nach Peters Arm. Sie musste ihn jetzt um eine Unterredung bitten, bevor ihre Nerven sie gänzlich im Stich ließen.
    „Ich muss mit dir sprechen“, flüsterte sie. Sofort fiel ihr die Erleichterung in seinem Gesicht auf. Er sah müde und angespannt aus, und sie fühlte sich hin- und hergerissen. Sie zeigte auf das andere Ende des Vestibüls. „Bitte lass uns in die Bibliothek gehen.“
    Die anderen überlegten noch, was sie bis zum Lunch machen sollten. Anthony schlug William und John eine Partie Billard vor. Lady Mardon schritt auf die Treppe zu, weil sie sich oben in ihrem Zimmer umziehen wollte. Cassie und Peter gingen in Richtung Bibliothek.
    Und dann passierte etwas sehr Seltsames, das sogar in sonst so wohlgeordneten Haushalten vorkommen kann und alles mit einem Schlag verändert.
    Eine der jüngeren Hausmägde lief mit Handfeger und Kehrschaufel die Haupttreppe herunter. Sie wirkte nervös, als sie die Herrschaft erblickte, doch anders als Cassie es erwartet hatte, zog sie sich nicht auf die Dienstbotentreppe zurück, sondern blieb zögerlich und sichtlich verängstigt auf einer der breiten Eichenstufen stehen. Alle starrten sie schweigend an. Ufton reagierte erbost, weil sie es wagte, die Haupttreppe zu

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